Ein Besuch in Onagawa

Trier/Onagawa · Nach der Katastrophe in Fukushima hat die Deutsch-Japanische Gesellschaft (DJG) Trier jede Menge Spenden gesammelt. Im TV berichtet DJG-Vorsitzender Johann Aubart von seiner Reise mit Vereinsmitgliedern ins Katastrophengebiet.

 Johann Aubart vor einer Fahne Japans. TV-Foto: Archiv/Mechthild Schneiders

Johann Aubart vor einer Fahne Japans. TV-Foto: Archiv/Mechthild Schneiders

Trier/Onagawa. Meine erste Japanreise in diesem Jahr hat mich wieder ins Katastrophengebiet in Tohoku geführt. Nachdem Vereinsmitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und ich im Mai 2011 bereits in Minamisoma, Kyriama, Miyaga und Sendai waren, hatten wir uns diesmal für den bekannten Fischerort Onagawa entschieden. Unser Besuch war mit Unterstützung des Abgeordneten Matsushima aus Tokyo vorbereitet worden.
Die Fahrt von Sendai nach Onagawa ist zunächst unauffällig, bis wir uns der Küste nähern. Dort bemerken wir erste Unebenheiten in der Straße. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto auffälliger wird die Umgebung, bis wir schließlich die ersten Containerstädte sehen können. Als wir jedoch die letzte Anhöhe vor der Stadt passiert haben, können wir das Ausmaß des Tsunami schon sehen.
Ab einer bestimmten Höhe über dem Meeresspiegel steht nichts mehr außer einigen Fundamenten. Je weiter wir auf der einzigen befahrbaren Straße in den ehemaligen Stadtbereich einfahren, desto beklemmender wird uns zumute. Alles, was hier gestanden und mit Leben gefüllt war, ist dem Erdboden gleichgemacht. Nur der Schutt ist abgeräumt, auf einer Länge von einem Kilometer rechts und links entlang der Straße bis in eine Höhe von zehn Metern aufgehäuft.
Die Fischernetze liegen auf einer Kaimauer in einer kaum vorstellbaren Menge und warten ebenfalls auf die Entsorgung, denn ein Gebrauch ist unmöglich geworden.
Im Bereich des Hafens sind rund zehn Fischerboote auszumachen. Riesige Bagger versuchen, den verschlammten Hafen wieder auszubaggern. Der verbliebene Teil der Fischhalle wird abgetragen und soll zumindest provisorisch wieder hergerichtet werden. Die gesamte noch verbliebene Fischerei ist in einem Containeraufbau untergebracht.
70 Prozent zerstört



Wir haben einen Termin im Rathaus beim neu gewählten und noch sehr jungen Bürgermeister, Yoshiaki Suda, erhalten. In der Stadt Onagawa wurden fast 70 Prozent ihrer Fläche dem Erdboden gleichgemacht. Über 800 Menschen fielen dem Tsunami zum Opfer und über 300 leben derzeit in Notunterkünften. Einen verbindlichen Aufbauplan gibt es nicht.
Auf dem Tisch beim Bürgermeister liegen zwei große Bilder, die den Entwurf des neuen Onagawa darstellen. Ich wünsche mir, bald wiederzukommen und dann in dieser neuen Stadt ein paar Tage zu verbringen, aber bis dahin wird wohl noch viel Zeit vergehen. Das Gespräch verläuft sehr ruhig und freundlich und jeder erklärt erst einmal seinen Standpunkt. Wir wollen das Spendengeld für ältere Mitbürger einsetzen. Es soll eine mobile Küche aufgebaut werden, die vor allem die älteren Menschen in den Containerlagern versorgen soll. Dabei ist auch vorgesehen, dass deutsche Küche Abwechslung bringen soll.
Damit wir einen kompletten Überblick erhalten, fährt man uns durch das gesamte Stadtgebiet und zeigt uns auch die Notunterkünfte im Baseball- und Leichtathletikstadion. Wir sind tief gerührt und doch froh, dass wir hier hingekommen sind. Wir wollen wiederkommen. Bis dahin gilt es, weiter Spenden zu sammeln. Johann AubartSpendenkonto: DJG Trier e. V., Kontonummer 102707552 bei der Volksbank Hochwald-Saarburg, BLZ 585 647 88

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