Ein Buch für 100 Kinder

Zwei Wochen lang haben Studenten der Universität Trier in Afrika Aufbauarbeit geleistet: In den Slums von Nairobi, der Hauptstadt Kenias, nahmen sie die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen unter die Lupe, ins Besondere das Schulwesen.

 Das kenianische Mädchen freut sich über die Buchspenden der Trierer Studenten. TV-Foto: David Bittner

Das kenianische Mädchen freut sich über die Buchspenden der Trierer Studenten. TV-Foto: David Bittner

Trier. Eine Schule in den Slums von Nairobi hat mit einer deutschen Schule gar nichts gemeinsam: Eine Infrastruktur in hiesigem Sinne gibt es in den Slums nicht. 1,8 Millionen Menschen leben in mehr als 130 Slumgebieten, und dies lediglich auf fünf Prozent der Gesamtfläche Nairobis. In Kibera, dem größten Slum Ostafrikas, lebt rund eine Million Einwohner auf einer Fläche von zweieinhalb Quadratkilometern, was in etwa der Größe der Trie-r-er Altstadt entspricht.Genau in diese Elendsviertel hat sich die Trierer Studentengruppe aufgemacht, um an 14 bedürftigen Schulen die Situation zu untersuchen. "Die Lehrer sind pädagogisch nicht ausgebildet. Sie arbeiten überwiegen als Volunteer", sagt Projektleiter Johannes Michael Nebe von der Uni. "Der Staat kümmert sich um die schulische Ausbildung in den Slums fast gar nicht - obwohl mehr als die Hälfte der Einwohner unter 15 Jahre alt ist."Zwei Schüler teilen sich einen Stuhl

So sind auf neun Quadratmetern bis zu 35 Kinder untergebracht. Zwei Schüler teilen sich einen Stuhl, für die Schulhefte ist auf den Tischen fast kein Platz. "In vielen Schulen gibt es längst nicht für jede Klasse einen eigenen Raum, da hat jede Gruppe in einer eigenen Ecke gesessen", erzählt Greta Wieskotten, eine der Trierer Studentinnen. "Während die Kleinkinder gerade singen, schreibt eine andere Gruppe in der gleichen Stunde ihre Abschlussarbeit", beschreibt sie die Bedingungen.Trotz dieser Umstände kommen die Slum-Kinder gern in die Schule, haben die Studenten festgestellt. Die Kinder seien wissbegierig und würden gerne lernen. Der Hauptgrund, zur Schule zu kommen, ist jedoch ein anderer, erzählt Greta Wieskotten. "Hier bekommen die Kinder etwas Warmes zu essen. Würden sie nicht in die Schule gehen, müssten sie durch Müllsammeln ihr Geld verdienen."Kreide und Buntstife aus Trierer Schulen

Um die Situation in den Schulen ein bisschen zu verbessern, brachten die Studenten Sachspenden mit nach Kenia: Kreide und Buntstifte, die sie zuvor in Trierer Schulen gesammelt hatten. Darüber hinaus bezahlten sie mit Geldspenden Schulbücher. "In einer Schule gab es für 450 Kinder - im Alter von vier bis 14 Jahren - insgesamt nur drei Schulbücher", berichtet Nebe. Neben den Sachspenden hat die Trierer Gruppe auch Bemühungen unternommen, die Schulstrukturen vor Ort zu verbessern: "Wir haben versucht, in einem Workshop Vertreter aller Slum-Schulen zu versammeln, damit diese eine Art Dachverband gründen können", erzählt Nebe. "So können alle ihre Probleme zusammentragen, aufschreiben und in die Politik bringen." Dass man dies machen könne, sei für die Kenianer neu gewesen, da diese sich untereinander oftmals gar nicht gekannt hätten.Von der positiven Einstellung lernen

Am Ende der Studie haben nicht nur die Kenianer von der Trierer Projektstudie profitiert, sondern auch die Studenten selbst. "Wie die Menschen trotz ihres Leids ihre positive Einstellung bewahren, davon kann man nur lernen", sagt Studentin Nina Schommers. "Dort gibt es Menschen, die ihr ganzes Leben für die Kinder und die Schule einsetzen und von morgens bis abends für sie da sind."HINTERGRUND Seit acht Jahren beschäftigt sich der Fachbereich VI der Uni Trier mit der Abteilung Raumentwicklung bereits mit den Problemen in Afrika. Zwei mal im Jahr fährt eine Studentengruppe gemeinsam mit Johannes Michael Nebe nach Nairobi und arbeitet an einer speziellen Problematik in den Slums. So fanden in den vergangenen Jahren unter anderem Projekte zu Müll-Problematik, Armutsbekämpfung und HIV/AIDS statt. Im Herbst dieses Jahres wird sich eine neue Gruppe von Studenten der Wasserqualität in den Slums annehmen. Unterstützt werden diese Studien unter anderem vom Asta der Uni Trier und der Fachschaft Geografie, dem Freundeskreis der Universität und der Nikolaus-Koch-Stiftung. (dab)

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