Ein Cowboy in Aktion: Marco Reichert ist Europameister im Westernschießen

Franzenheim · Die einen schießen mit Bällen auf Tore, die anderen mit Schwarzpulver auf Stahlziele. Der Franzenheimer Marco Reichert (41) hat beides ausprobiert und ist bei Pistole und Gewehr geblieben. Nach 2012 und 2013 hat er sich auch im Jahr 2015 den Titel "Europameister im Cowboy Action Shooting" in seiner Klasse gesichert.

 Ist Europameister im Westernschießen: Cowboy Marco Reichert. TV-Foto: Anja Fait

Ist Europameister im Westernschießen: Cowboy Marco Reichert. TV-Foto: Anja Fait

Foto: Anja Fait (anf) ("TV-Upload Fait"

Den ersten Kontakt zum Schießsport hatte Marco Reichert (41) Mitte der 1980er-Jahre im Allgäu-Urlaub mit seinen Eltern. Nur so zum Spaß meldet sich der damals Elfjährige zu einem Gastwettbewerb an - und gewinnt den Luftgewehr-Wettkampf. Sein Interesse ist geweckt, drei Jahre später tritt er dem Konzer Schützenverein bei.
Auch hier lassen die ersten Erfolge, sowohl im Einzel- als auch im Mannschaftssport, nicht lange auf sich warten. Jahr um Jahr erringt Marco Reichert vordere Plätze bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften. Er verabschiedet sich vom Fußball und konzentriert sich fortan voll auf sein neues Hobby.

"Irgendwann haben wir in Konz dann ein Westernschießen, ähnlich dem Cowboy Action Shooting (siehe Extra), veranstaltet. Das hat mir so gut gefallen, das hat mich nicht mehr losgelassen", erklärt Marco Reichert. 2006 besuchte er zum ersten Mal eine Europameisterschaft - zunächst nur als Zuschauer.

"Als ich mir diesen Wettbewerb angesehen habe, stand für mich sofort fest, dass ich da beim nächsten Mal als Teilnehmer mit dabei sein werde", berichtet er. Und dieses Vorhaben hat er sehr erfolgreich umgesetzt. Zweimal hat er sich in seiner Klasse seither auf den Deutschen Meisterschaften den zweiten Platz (2009 und 2010), und sogar dreimal den Titel Europameister (2012 in Ungarn, 2013 in der Tschechien und 2015 in der Slowakei) gesichert.

Einen dicken Wermutstropfen hat das Hobby des 41-Jährigen jedoch: "In der breiten Öffentlichkeit habe ich den Eindruck, dass Sportschützen keinen guten Ruf genießen und immer schnell in einem negativen Licht erscheinen", sagt er. Waffen hätten ja allgemein keinen besonders guten Ruf, aber insbesondere Sportschützen müssten hohe Auflagen erfüllen, um ihr Hobby überhaupt ausüben zu können, erklärt er.

"Das fängt bei einer weißen Weste im Führungszeugnis an, geht über Sicherheits- und Regeltests sowie zum Teil über psychologische Gutachten (bei unter 25-Jährigen). Es soll sichergestellt werden, dass man für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Waffen geeignet ist. Auch werden Nachweise über regelmäßige Trainingseinheiten verlangt und darüber, dass man die Waffen als Sportschütze nutzt", berichtet er.

"Beim geringsten Verlust der Zuverlässigkeit ist die Waffenbesitzkarte weg", erklärt er weiter. "Ich wünsche mir da schon manchmal mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Ich bin ja nicht nur Sportschütze, sondern auch ein ganz normaler Familienvater, der mit seiner Familie Fahrrad fährt und die Kinder zum Fußballplatz begleitet." Marco Reicherts nächstes Ziel ist die Europameisterschaft 2016 in Ungarn. Und irgendwann möchte er sich auch den Traum erfüllen, an den Weltmeisterschaften im Cowboy Action Shooting in den USA teilzunehmen. "Dafür muss ich aber noch etwas sparen", sagt er und lacht. "Die Interessen der Familie gehen vor."Extra

Beim "Cowboy Action Shooting", zu Deutsch "Westernschießen" wird in historischer Kleidung (Cowboys des späten 19. Jahrhunderts) bei freihändigem Anschlag auf Stahlziele geschossen. Dabei wird jeweils ein vorgeschriebener Parcours auf Zeit durchlaufen. Die verwendeten Waffen stammen aus der amerikanischen Pionierzeit oder sind originalgetreue Nachbauten. Zur Teilnahme zugelassen wird nur, wer zuvor einen bestimmten Lehrgang, den sogenannten Sicherheits- und Regeltest, beim Dachverband absolviert hat. Cowboy Action Shooting ist in verschiedene Klassen aufgeteilt, die sich jeweils in der Art der Kleidung und in der Wahl der Waffen (Action Revolver, Schrotflinten, Unterhebelrepetierer) voneinander unterscheiden. An den Europameisterschaften nehmen insgesamt rund 300 Schützen teil. Marco Reichert hat sich bislang in seiner Klasse gegen jeweils zehn bis 20 Gegner durchsetzen müssen. "Entscheidend ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Mitstreiter", sagt er. anf

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