Ein Dorf ackert für DSL

Kaum ein Ort kämpft so verzweifelt um eine DSL-Versorgung wie Udelfangen. Viele Bürger wollen sogar beim Kabelverlegen helfen, dennoch wird der schnelle Breitbandzugang wohl ein Wunschtraum bleiben.

 Das Laptop ist da, der Internet-Zugang nicht: Udelfangens Ortsvorsteher Matthias Burg will seiner Gemeinde zu DSL verhelfen. 70 Vorverträge hat er schon in der Hand. TV-Foto: Albert Follmann

Das Laptop ist da, der Internet-Zugang nicht: Udelfangens Ortsvorsteher Matthias Burg will seiner Gemeinde zu DSL verhelfen. 70 Vorverträge hat er schon in der Hand. TV-Foto: Albert Follmann

Trierweiler-Udelfangen. Klein, aber oho: Im Bestreben, endlich eine schnelle DSL-Internetversorgung zu bekommen, setzt das Eifelörtchen Udelfangen (300 Einwohner) alle Hebel in Bewegung. Um die von der Telekom errechneten 106 000 Euro Zuzahlung aufzubringen, wollen Bürger sogar mithelfen, Gräben für das Glasfaserkabel auszuheben. "23 freiwillige Helfer stehen parat, Bagger und Lastwagen inklusive", sagt Ortsvorsteher Matthias Burg. Er betreut das Projekt "DSL für Udelfangen" federführend, verhandelt mit der Telekom, hat bei jedem Haushalt vorgesprochen. Und die weitaus meisten wollen DSL. Von 70 der 100 Haushalte liegen mittlerweile unterschriebene Vorverträge vor. Jeder Vorvertrag mindert die von der Gemeinde für den Anschluss zu zahlende Summe um mehr als 400 Euro. Das Selbstverlegen der Kabel von der Frankenhöhe, wo ein Fernkabel angezapft werden könnte, bis in den Ort bewertet die Telekom mit rund 40 000 Euro. Fast alle DSL-Interessenten, die nicht arbeiten können oder wollen, haben sich zur Zahlung eines freiwilligen Solidaritätsbeitrags von 200 Euro verpflichtet; einige wollen sogar zahlen und arbeiten. Das reduziert die Kosten noch einmal um rund 5000 Euro.

Restzahlung um 50 000 Euro reduziert

Unter dem Strich hat Udelfangen die Kosten für die 106 000 Euro teure Eintrittskarte in die DSL-Welt auf 56 222 Euro gedrückt. "Ein hervorragendes Ergebnis", wie Matthias Burg im Weihnachtsrundschreiben lobte, aber eben immer noch zu viel. "Die Gemeinde wird den Restbetrag nicht leisten können, und wir sind mit unserem Latein am Ende", meint Burg. Jetzt könne nur noch ein Wunder helfen. Auch Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden lobt die Initiative im Ortsteil Udelfangen ("Das ist vorbildlich"), wirbt aber um Verständnis, dass die Gemeinde Trierweiler nicht für den Restbetrag von 56 000 Euro mit Haushaltsmitteln aufkommen könne: "Auch in anderen Ortsteilen gibt es Bedarf, und die wollen dann auch angemessen bedacht werden." Selbst die Telekom zieht vor dem Engagement des Ortsvorstehers und der Bürger den Hut. "Das ist einmalig", meint der zuständige Sachbearbeiter Martin John. Ein weiteres Entgegenkommen der Telekom in Udelfangen schließt er aus: "Der finanzielle Spielraum ist ausgereizt."

Meinung

Von Albert Follmann

Besserung nicht in Sicht

Die weißen Flecken im DSL-Netz sollen verschwinden. Dieses Versprechen macht die Politik seit Jahren. Es hapert nicht an der Technik, auch nicht am Willen der Politiker in Bund und Land - wohl aber sehr oft an einer unkomplizierten und bezahlbaren Realisierung des schnellen Internetzugangs. Das zeigt der Fall Udelfangen. Mehr Engagement und Vorleistung der Bürger geht wirklich nicht, und dennoch bleibt DSL für die rührigen Südeifler in weiter Ferne. Und Besserung ist nicht in Sicht. Das Angebot der Telekom-Konkurrenten an die Bundeskanzlerin, die Lücken im DSL-Netz rasch zu schließen, wird vermutlich im Lobby-Dickicht Berlins hängen bleiben. Und das Förderprogramm des Landes hat den Pferdefuß, dass nur die wirtschaftlichste Lösung unterstützt wird - und das wird in den seltensten Fällen die Verlegung von Glasfaserkabel sein. a.follmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort