Ein Elektro-Dienstwagen fürs Rathaus

Je ein Elektroauto gehört ab Juli zu den Fuhrparks von Stadtverwaltung und Stadtwerken. Eine Strom-Tankstelle wird im City-Parkhaus eingerichtet. Mit ihrem gemeinsamen Projekt wollen Rathaus und SWT die neue Technik testen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Trier. Gute 14 Jahre hat der Opel Corsa auf dem Buckel, mit dem die Mitarbeiter des städtischen Amts für Gebäudewirtschaft zu ihren Liegenschaften gondeln. Im Juli wird der Dienstwagen ersetzt. Und zwar durch einem strombetriebenen Peugeot Ion (siehe Extra). Das Elek troauto ist zwar ein gutes Stück teurer in der Anschaffung als ein Modell mit herkömmlichem Motor. Die monatliche Leasingrate für ein normales Auto dieser Klasse beläuft sich auf rund 250 Euro, für das Elektroauto werden rund 550 Euro fällig. Trotzdem spart die Stadt.

Denn die 300 Euro Differenz übernehmen die Stadtwerke. Im Gegenzug kommt auf das Rathausauto ein SWT-Werbeschriftzug. Außerdem darf die Stadt das Auto kostenlos bei den Stadtwerken mit Strom aufladen. Die "Tankstelle" dafür - eine spezielle Stromzapfsäule mit entsprechenden Sicherungsvorkehrungen, an der auch Privatleute Elektroautos laden können - wird im Erdgeschoss des City-Parkhauses installiert. Einen kostenlosen Dauerparkplatz stellt die SWT für das städtische Elektroauto ebenfalls zur Verfügung. "Dazu kommt, dass wir bei einem Elektroauto fünf Jahre lang von der KFZ-Steuer befreit sind", freut sich Umweltdezernentin Simone Kaes-Torchiani über ihren Coup.

Auch die Stadtwerke haben einen Peugeot Ion als Mitarbeiter-Dienstwagen bestellt. "Geliefert werden die Autos allerdings erst im Juli", sagt Albrecht Classen, Abteilungsleiter der SWT-Verkehrsbetriebe. Eigentlich hatten die Stadtwerke schon voriges Jahr eine Strom-Zapfsäule im City-Parkhaus einrichten wollen. "Aber weil die Anbieter uns damals noch nicht das liefern konnten, was wir uns vorgestellt haben, hat sich die Sache verzögert", erklärt Classen. Schließlich soll die Zapfsäule die nächsten Jahre genutzt werden können - auf einheitliche Standards für Steckdosen und Bezahlsysteme haben sich die Hersteller allerdings bislang nicht geeinigt. So können manche Elektroautos an Starkstromdosen geladen werden, andere nur an normalen 230-Volt-Steckern. "Unsere Zapfsäule wird beide Systeme anbieten", erklärt Classen. Im Gegenwert für den Strom, der an der Tankstelle gezapft wird, kaufen die Stadtwerke in Wasserkraftwerken produzierten Ökostrom ein. Nach Expertenschätzungen könnten auf Deutschlands Straßen bis zum Jahr 2020 zwischen zwei und vier Millionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein. "Wir wollen bei dem innovativen Trend dabei sein, mit gutem Beispiel vorangehen und Erfahrung mit der neuen Technik sammeln", erklärt Dezernentin Kaes-Torchiani, die schon von einer zweiten Stromtankstelle auf dem Rathausparkplatz träumt. "Die Nutzungsraten von Elektrotankstellen sind bislang eher gering", berichtet Classen über die Erfahrungen von Städten wie Aachen, München, Frankfurt, Würzburg oder Ulm, in denen es bereits Elektrotrankstellen gibt. "Aber als Infrastrukturdienstleister wollen wir vorbereitet sein - und für uns als Stromproduzenten ist die Technik natürlich auch wirtschaftlich interessant." Extra Der Peugeot Ion (baugleich mit Citroen C-Zero und Mitsubishi iMiEV) wird seit Dezember 2010 ausgeliefert und kostet rund 30 000 Euro. Der im Heck untergebrachte Motor ist 48 KW (rund 65 PS) stark, wegen seines besseren Drehmoments (180 Newtonmeter) beschleunigt der 3,50 Meter lange "Stromer" allerdings deutlich schneller als vergleichbare Benziner- oder Diesel-Autos. Die Spitzengeschwindigkeit ist 130 Stundenkilometer. Mit vollgeladener Batterie fährt der Ion zwischen 100 und 150 Kilometer und muss anschließend rund sechs Stunden lang an einer 230-Volt-Steckdose aufgeladen werden. Der Stromverbrauch auf 100 Kilometern beträgt etwa 16 Kilowattstunden, was einem Preis von rund drei Euro entspricht. (woc)

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