Ein Fehlgriff in der Trierer Stadtplanung

Stadtentwicklung

Zur Berichterstattung über die Ablehnung des Eilantrags gegen den Bau von Sozialwohnungen in Trier-Mariahof durch das Verwaltungsgericht:

Zur Klarstellung: Das Verwaltungsgericht hat nicht darüber entschieden, ob das Bauvorhaben am Hofgut Mariahof als solches rechtens ist. Es hat lediglich festgestellt, dass es gegenüber dem klagenden Nachbarn aufgrund der eingehaltenen Grenzabstände nicht rücksichtslos sei. Die objektive Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung selbst kann der Nachbar nicht überprüfen lassen. Die Stadt als Bauherr und gleichzeitig genehmigende Kommune hat hier viele Freiheiten.
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Ein Fehlgriff in die Kleiderkiste ist schnell und einfach behoben. Ein Fehlgriff in der Stadtplanung lässt sich nicht so schnell korrigieren.
Im Schnellverfahren hat sich der nun im 28. Monat agierende Baudezernent mit diesem Bauvorhaben ein Denkmal in Trier gesetzt. Entscheidungsträger müssen naturgemäß Entscheidungen treffen, leider sind auch falsche dabei. Ein anschauliches Ergebnis einer dieser nach meinem Geschmack falschen Entscheidungen steht nun am Ortseingang von Mariahof. Sowohl für die Nutzung dieser Fläche als auch für den Standort der unbestritten erforderlichen Sozialwohnungen hätte es bessere Lösungen gegeben.
Aber an einem einmal - wenn auch unter anderen Voraussetzungen - vom Trierer Stadtrat gefassten Beschluss ist nach Auffassung mancher Ratsmitglieder nicht mehr zu rütteln. Komisch nur, dass das bei anderen Beschlüssen wie dem der "Blauen Lagune" ganz anders ist!
Die Behauptung, Forderungen der rund 1000 Unterstützer der Petition gegen dieses Bauvorhaben seien berücksichtigt worden, entbehrt jeder Grundlage. Alleine die Vergrößerung des Neubaus um ein Drittel gegenüber der Ursprungsplanung spricht hier Bände. Die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung sollten an diesem Beispiel den Bürgern einmal erklären, was sie konkret unter Bürgernähe und Bürgerbeteiligung verstehen.
Trier ist offiziell eine Großstadt - wir müssen uns zukünftig wohl damit abfinden, dass Gebiete "städtischer" werden. Urbanes Bauen wird offenbar nicht nur im innerstädtischen Bereich, sondern eben auch in bisher noch ländlicher erscheinenden Stadtteilen die Stadtentwicklung der Zukunft prägen. Städtebaulich passend im Sinne einer positiven Stadtteilentwicklung muss es deshalb offensichtlich nicht sein.
Christina Lehmann
Trier

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