Ein Flughafen mit Blick auf den Trierer Dom

Trier · Spontan zu sein und kreativ, das kann man lernen. Und Schauspieler Klaus-Michael Nix weiß, wie das geht. Zum ersten Mal veranstaltete das Jugendzentrum Mergener Hof einen Workshop für Improvisationstheater.

 Schauspieler Klaus-Michael Nix (rechts) erklärt seinen Schülern, wie Improvisationstheater funktioniert: Es beginnt mit einer guten Idee und viel Fantasie. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Schauspieler Klaus-Michael Nix (rechts) erklärt seinen Schülern, wie Improvisationstheater funktioniert: Es beginnt mit einer guten Idee und viel Fantasie. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Das Rollfeld ist nur einen kleinen Schritt entfernt: Der Einweiser winkt einen gelandeten Jet heran, etwas abseits hetzen Reisende mit ihren Koffern durch die Halle. Ein verlorener Gegenstand auf dem Boden weckt das Interesse mehrerer Passagiere, die sich darum geschart haben. In einer Ecke sitzt Klaus-Michael Nix und grinst. Der Flughafen ist lebendig. Es funktioniert.
Klaus-Michael Nix ist Schauspieler am Trierer Theater, die Illusion ist sein Beruf. Oder besser: die Fantasie. Denn genau die muss er nun bei seinen Schülern wecken. Die Szene am Flughafen war nicht geprobt, sie entstand spontan. Im Jugendzentrum Mergener Hof bringt Nix seinen Schülern bei, wie man improvisiert. Viele gehen selbst noch zur Schule und besuchen Theater-Arbeitsgemeinschaften oder das noch recht neue Schulfach "Darstellendes Spiel". Auch Hobby-Theaterspieler sind dabei und ein Nachwuchskabarettist.
Einen Nachmittag lang hat Nix Zeit, seinen Schülern beizubringen, wie man kreativ und fantasievoll ist — und das am besten noch vor Publikum. "Ich fand Improvisieren am Anfang erst albern und dachte, da geht es nur darum, irgendwelche Scherze zu machen", sagt Nix. "Beim ersten Mal war ich damit auch völlig überfordert, aber mit der Zeit hat es immer mehr Spaß gemacht."
Nach ein paar Übungen zum Aufwärmen und Kennenlernen geht es los mit einer Assoziationskette: Die 16 Teilnehmer sitzen im Kreis, einer nennt einen Begriff und sein Nachbar sagt ein Wort, das ihm dazu spontan einfällt. Interessante Wortketten formieren sich, über ein paar Umwege führt der "Mist" zur "Schule" bis zum "Freitod". Bald werden aus Wörtern Sätze. Eine Geschichte soll entstehen, zu der jeder einen Satz beiträgt. Das Thema bleibt bewusst vage, es lautet beispielsweise "Das neue Fahrrad", "Der verlorene Schlüssel" oder "Der Geburtstag". Dabei sollen gute Geschichten herauskommen — daraus besteht Improvisationstheater. Doch in der Runde stockt es, nicht immer passt alles nahtlos zusammen. "Der Trick lautet: einfach bleiben. Zu originelle Einzelideen machen die Handlung zu kompliziert", rät Nix, der in Trier auch als Improvisateur beim Theatersport in der Tufa gefragt ist.
Schließlich sind die Schauspielschüler bereit für richtiges Theater: Erst soll ein Standbild einer Szene entstehen, die dann langsam zum Leben erweckt wird. So wie der Flughafen. Langsam entwickeln sich erste Handlungen, die Nachwuchsschauspieler gehen aufeinander ein. Ein Stück entsteht, ohne Drehbuch, ohne Regie. "Die erste Idee verändert sich während des Spielens, das ist Theatersport", sagt Nix.
Die Teilnehmer ziehen eine positive Bilanz nach der Premiere, es soll bald eine zweite Auflage des Workshops geben. "Das bringt viel für das Schulfach ,Darstellendes Spiel\'", sagt Christoph Braun (16), der in die elfte Klasse des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums geht. Dort gibt es das Schulfach seit ein paar Jahren. "Für Janina Jungbluth (20) ist der Workshop eine Vorbereitung auf ihren Traumberuf; sie will sich demnächst an der renommierten Essener Folkwang-Kunsthochschule für den Studiengang Musical bewerben. "Ich habe bisher keine Erfahrungen im Improvisationstheater, bei der Aufnahmeprüfung gehört das aber dazu", sagt sie. "Nach ein paar Stunden fühle ich mich etwas besser vorbereitet, denn alleine kann man das Improvisieren ja nicht üben." kbb

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