Ein Freizeitparadies mit Müllproblem

Trier · Treffpunkt Palastgarten: Bei schönem Wetter zieht es vor allem junge Leute zum Sonne tanken und Sport treiben in den zentralen Trierer Stadtpark. Doch auch die aktuelle Mülldebatte ist Thema.

Trier. Vögel zwitschern, Kirchenglocken mischen sich in die Naturidylle. Die ersten Besucher liegen bereits im Palastgarten, genießen die Sonne und herrliche Ruhe am Sonntagmorgen auf der blitzblanken Wiese. Die Mülltonnen sind geleert, lediglich in den Hecken und Sträuchern liegen einige wenige Wodka- oder Bierflaschen. Von den vielen Menschen, die am Abend zuvor in dem Park gefeiert haben, ist sonst nichts geblieben.
Ein Blick zurück: Samstag, 29 Grad Celsius, die Sonne knallt. Das Wetter lockt die Leute in die Stadt - und in den Palastgarten. Die Bäume spenden Schatten, nahezu jeder Platz rund um die grünen Riesen ist gefüllt. In Bikinis, kurzen Tops und knappen Hosen sonnen sich vor allem junge Menschen auf bunten Handtüchern oder Decken. "Jetzt fehlt nur noch ein Schwimmbad", bemerkt ein älterer Mann beim Vorbeilaufen.
Zwei Gruppen haben Slacklines, elastische Balancierbänder, zwischen den Bäumen gespannt. Behutsam setzt ein Student seinen Fuß auf den schmalen Gurt, stützt sich am Baum ab. Der junge Mann balanciert vorsichtig über das gelbe Band, die Arme weit nach außen gestreckt, versucht er in rund einem halben Meter Höhe das Gleichgewicht zu halten. Frisbees surren an ihm vorbei durch die Luft, ein brauner Football fliegt leicht eiernd von einem zum nächsten. Eine junge Frau zieht mit einem Kopfstand die Blicke auf sich. Freizeitsportler bevölkern den Park so weit das Auge reicht.
Mehrmals pro Woche nutzen die meisten jungen Leute den Pal, wie sie den Palastgarten auch nennen. Er ist für viele eine Art Ersatzgarten. "Das ist hier einfach so ein schöner grüner Fleck im Herzen Triers", sagt Branimir Mance. Der 26-Jährige ist bei gutem Wetter ein- bis zweimal wöchentlich im Park. Denn er sei die einzige Freifläche in der Stadt, fügt sein Kumpel Christian Schlump hinzu. Wie sie nutzen viele größere und kleinere Gruppen den Palastgarten zum grillen und Freunde treffen.
Die meisten kennen das Müllproblem, haben die Debatte der vergangenen Wochen verfolgt - und ärgern sich darüber, dass der Abfall einfach liegen gelassen wird. "Ein Park ist aber zum Treffen da", erzählt Branimir Mance weiter. Die Mülldebatte finde er jedoch gut. Und auch, dass man ein paar Leuten auf die Finger schauen müsse, sei richtig.
Ein Beispiel dafür geben zwei junge Männer nur ein paar Meter weiter. Sie hätten noch nie Müll liegen lassen, erklären die beiden Trierer mit den kurzen Haaren und dunklen Sonnenbrillen. Mit zwei prallgefüllten Rucksäcken neben sich und einem Sechserpack Bier sowie ein paar leeren Flaschen vor sich liegen sie im Gras. "Die werden ja ohnehin von Sammlern abgeholt", erzählt einer von beiden. Außerdem würden sie auch nie einfach so Flaschen liegen lassen. Doch kaum ist die letzte leer, machen sie sich aus dem Staub - ohne die Überreste ihrer kleinen Feier mitzunehmen. Über die macht sich einige Zeit später tatsächlich einer der Flaschensammler her. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad drehen die älteren Herren ihre Runden durch den Palastgarten. "Manche geben mir ihre Flaschen sogar schon freiwillig", erzählt ein 78-Jähriger, der bei gutem Wetter unterwegs ist. "Mit ein paar Jugendlichen hab ich sie gerade gegen die Fußballergebnisse getauscht", fügt er hinzu und lacht.
Generell verschwinden an diesem sonnigen Samstagabend aber nur wenige Besucher ohne ihren Müll. Die meisten kommen vollbepackt - und gehen vollbepackt wieder. Mit ihren Decken, Rucksäcken, vollen Mülltüten und leeren Pfandflaschen unter den Armen. Lediglich bei größeren Gruppen scheint das ein Problem zu sein. Dort bleiben nach dem Grillen zum Teil auch dreckige Plastikteller und Essensverpackungen liegen.
Das große Brutzeln fängt am Nachmittag an allen Ecken an. Auf dem Fahrrad mit einem Bierkasten unterm Arm fährt ein junger Mann über die Wiese. Ein anderer schleppt mühevoll einen großen Sack Holzkohle in die Mitte der Grünfläche. Der Wind rauscht durch die Bäume, treibt den Geruch von saftigem Fleisch und knackigen Würstchen durch den gesamten Park.
Auch auf dem Grill einer internationalen Gruppe bräunen Würstchen und Rippchen gemächlich vor sich hin, während die kleinen grünen Plastikteller auf den Decken sehnsüchtig auf das Essen zu warten scheinen. "Es ist einfach nur wunderschön, hierher zu kommen", ist die einhellige Meinung der Gruppe. Der Müll störe sie allerdings schon. Es sei aber nicht fair, das nur den jungen Menschen zuzuschreiben, sagt Christina Overturf Goodwin. Die Amerikanerin lehrt an der Universität Trier. "Es sind einfach generell die Menschen."
Die Menschen sind an diesem Abend aber alle gut gelaunt und feiern ruhig bis in die Nacht zu Gitarrenklängen und Musik aus dem Radio oder Computer. Geschrei ist selten, nur bei einer Gruppe muss die Polizei kurzfristig einschreiten und einen Beziehungsstreit klären. So feiern die Jugendlichen weiter bis irgendwann wieder die Vögel zwitschern und sich nur noch die Klänge der Kirchenglocken in die Naturidylle mischen.
Am Mittwoch berät der Bauausschuss der Stadt über das Thema Müll im Palastgarten. Außerdem plant der TV demnächst ein Diskussionsforum.
"Der Palastgarten ist unser Studententreffpunkt nach der Uni. Er hat viel Charme mit seinem Blick auf die Basilika. Von der Mülldebatte habe ich bisher nichts mitbekommen." "Es ist eine schöne Ecke hier. Früher war das mit dem Müll auch schon so. Das ist hier nichts Neues. Man fühlt sich im Palastgarten aber wohler, wenn es sauber ist." "Der Palastgarten ist ein schöner Ort für alle. Aber es ärgert mich, dass so viel Müll rumliegt. Das ist unangehm und überraschend, weil die Stadt generell recht sauber ist." hsc

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