Ein Gang durch lokale Zeitgeschichte

"Jüdisches Leben in und um Schweich von 1339 bis 1941" heißt der Titel einer gut aufbereiteten, interessanten Ausstellung, die zum bebilderten Gang durch lokale Zeitgeschichte wird. Bis zum 21. Februar ist die Schau, die von Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden, eröffnet wurde (der TV berichtete), in der Schweicher Synagoge zu besichtigen.

 Für Matthias Schmitz sind vor allem die alten Fotos, wie hier das der jüdischen Privatschule „bewegende Zeitdokumente“. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Für Matthias Schmitz sind vor allem die alten Fotos, wie hier das der jüdischen Privatschule „bewegende Zeitdokumente“. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Schweich. (sbn) Danach werden die Tafeln und Exponate, Urkunden und Schriftstücke dauerhaft auf der Empore ausgestellt. Das Besondere: Die als Wanderausstellung unter der Regie des Dekanates Schweich-Welschbillig konzipierte Schau kann auch von Schulklassen, Pfarr- und Ortsgemeinden ausgeliehen werden.

Medialer Mittelpunkt ist ein Bildschirm, auf dem gefilmte Zeitzeugen-Interviews zu sehen und zu hören sind. Alte Schweicher Bürger erinnern sich in teilweise sehr berührenden Gesprächen mit Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, des offenen Jugendtreffs und der Levana Schule an die Vergangenheit, an das alltägliche Leben mit ihren jüdischen Nachbarn und an die Reichspogromnacht 1938, in der die Schergen des Nazi-Terrors die 28 noch in Issel und Schweich lebenden Juden drangsalierten und demütigten.

Die Ausstellung zeigt aber auch: Der Nationalsozialismus war zwar das vorerst letzte Kapitel jüdischer Geschichte in und um Schweich. 600 Jahre zuvor hat man indes in durchaus gedeihlicher, guter Nachbarschaft gelebt.

Kostbarstes, weil ältestes Schmuckstück, ist eine Urkunde aus dem Jahr 1339, in der Ritter Hartrad, Herr von Schönecken, sein Einverständnis zu einem Tilgungsplan für seine Schulden erklärt, die er bei den Juden Jakob Danielssohn von Trier und Aaron von Wittlich hatte. In der Kurfürstenzeit werden Schweicher, Longuicher und Leiwener Juden erstmals namentlich erwähnt. Napoleon befahl den Juden die Annahme fester Familiennamen, wobei er ihnen verbot, diese aus dem Alten Testament zu entnehmen.

Konzipiert wurde die Sammlung von dem Leiwener Historiker Hermann Erschens und von Rene Richtscheid vom Emil-Frank-Institut in Wittlich. Zugrunde liegen ihre wie auch die Forschungen des ehemaligen Schweicher Hauptschulkonrektors Georg Wagner.

Führungen durch die Ausstellung sind jederzeit möglich und können im Dekanatsbüro in Schweich gebucht werden. Weitere Infos unter Telefon 06502/93745-0 oder per E-Mail an dekanat.schweich-welschbillig@bistum-trier.de

Extra Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören auch die folgenden Veranstaltungen (Anmeldung erbeten) in der Schweicher Synagoge: Mittwoch, 3. Februar, 20 Uhr: Reinhold Bohlen spricht über "Die historischen Wurzeln des Nahostkonfliktes". Freitag, 5. Februar, 18 Uhr: Filmabend für junge Leute: "Der Junge im gestreiften Pyjama". Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: Hans Peter Althaus referiert in "Die Pleite der Zocker" über Wörter jiddischer Herkunft im heutigen Deutsch. Sonntag, 21. Februar, 11 Uhr: Abschlusskonzert des Vokalensembles St. Martin Schweich "Lobe den Herrn meine Seele". (sbn)

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