Ein ganz besonderes Stück Trier

TRIER-PALLIEN (rm.) Ein beliebtes Ausflugsziel westlich der Mosel, nur anderthalb Kilometer Luftlinie vom Hauptmarkt entfernt und mit exotischen Pflanzen umgeben – klar: Das Weißhaus war das Such-Objekt des Bilderrätsels dieser Woche.

Das Weißhaus verkörpert ein ganz besonderes Stück Trier. Schon zweimal stand es vor dem Aus, und beide Male retteten es Bürgerinitiativen für die Öffentlichkeit. Wie das ursprüngliche Weißhaus aussah, ist nicht überliefert. Fest steht aber: Der Vorgängerbau war eine kleine Hütte, "Weißhäuschen" genannt. Laut schriftlichen Quellen gehörte es um 1773 der Stadt. 1813 verkaufte es die französische Domänenverwaltung; Oberbürgermeister Wilhelm von Haw (Amtszeit 1818 bis 1839) brachte es wieder in städtischen Besitz und ersetzte 1823 die Hütte durch das heutige Weißhaus. Haw vereinigte außerdem das Grünhaus (heute Drachenhaus) und die Ottoscheuer (Schneidershof) zu einem Landgut unter dem Namen Weißhaus und ließ den Stadtwald anlegen, den Weißhauswald. 1862 kaufte Prinz Heinrich von den Niederlanden das Weißhaus, das Gelände blieb aber für jedermann zugänglich. Nach Heinrichs Tod 1878 sollte das Areal verkauft und parzelliert werden. Um das Weißhaus mit seinem Park für die Trierer zu erhalten, gründete sich am 10. Oktober 1879 ein Verein. Der Plan ging auf. Der Weißhaus-Verein verwaltete das Gut und eröffnete einen Gastronomiebetrieb, der sich als große Zugnummer erwies. Anno 1900 musste eine Halle angebaut werden. Um 1915 stellten viele Vereinsmitglieder ihre Weißhaus-Aktien der Stadt gratis zur Verfügung, 1919 ging das Gelände komplett in städtischen Besitz über. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg pilgerten die Trierer zu ihrem Weißhaus, das bald einen neuen Anbau als Hallen-Ersatz erhalten sollte. Das vorläufige Ende kam 1969: Das Café stellte mangels Rentabilität seinen Betrieb ein, am verwaisten Gebäude nagte der Zahn der Zeit. Neues altes Weißhaus seit 1. Juni 1984

Zur Sanierung fehlte der Stadt das Geld. Das Vorhaben, auf dem Felsplateau über Alt-Pallien eine Ferienanlage mit 100 Appartements zu bauen, war 1979 bereits (vom Stadtrat nahezu einstimmig) beschlossene Sache. Da gingen die Trierer auf die Barrikaden. Die Bürgerinitiative "Rettet den Weißhauswald" sammelte 12 000 Unterschriften gegen das Vorhaben und zwang das Rathaus zum Umdenken. Resultat: Der geplante Kahlschlag blieb aus, und zur Rettung des Weißhauses wurde 1981 eine Bauherrengemeinschaft gegründet. Das Projekt "Neubau unter Verwendung des historischen Gebäudes" begann vor 23 Jahren; am 1. Juni 1984 eröffnete das "neue alte" Weißhaus. Bei noch 122 von ursprünglich 161 Gesellschaftern hält die Stadt heute gut 80 Prozent der Anteile am Weißhaus. Einschließlich Zinsen wurden seit den 80er-Jahren fast drei Millionen Euro aus dem Stadtsäckel gezahlt. Viel Geld, aber durchaus im Sinne der Trierer investiert: Sie finden die Aussicht vom Weißhaus auf ihre Stadt "unbezahlbar". Die Namen der Rätsel-Gewinner veröffentlichen wir in der Wochenend-Ausgabe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort