Ein gespenstischer Krimi

TRIER. (as) Auf den Brettern der Tuchfabrik zeigt die Theatergruppe "Allestheater" das Ein-Personen-Schauspiel "Die Stimme der Medea". Nach einer Romanvorlage von Christa Wolf entwerfen die jungen Theatermacher eine eigene Version der antiken Frauenfigur.

Weiße Stoffbahnen fließen von der Decke herunter. Wie ein kleines Labyrinth wirkt der Bühnenhintergrund. Der vordere Bereich des Schauplatzes ist durch Leere und dunkle Flächen gekennzeichnet. In dieser Umgebung erhebt Medea ihre Stimme und berichtet von den Dingen, die ihr widerfahren sind. Im Theaterstück "Die Stimme der Medea" entwirft die Theatergruppe "Allestheater" mit dem puristischen Bühnenbild düstere und einsame Stimmungsbilder. Als einzige Schauspielerin steht Andrea Schulze auf der Bühne und verkörpert die antike Frauenfigur. Christa Wolfs Roman "Medea. Stimmen" diente der Theatergruppe als Vorlage für das Ein-Personen-Schauspiel. Der Mythos, der sich um die Figur der Medea rankt, entstammt einer alten griechischen Sage. Abweichend von den antiken Fassungen des Stoffes entwirft Wolf ihre eigene Version der mythologischen Frauengestalt. Die selbstbewusste und intelligente junge Frau flüchtet in ein scheinbar zivilisiertes Land. Weil Medea anders ist als andere, wird sie von ihren Mitmenschen gefürchtet. Als Medea ein schreckliches Verbrechen aufdeckt , wird sie selbst zum Gegner der Täter. Bruder- und Kindsmord werden Medea fälschlicher Weise vorgeworfen. Um der eigenen Schuld zu entfliehen, lastet die Gesellschaft alle Sünden Medea an. Verstoßen und verbannt erhebt Medea ihre Stimme. Um aus der Romanvorlage von Christa Wolf ein Ein-Personen-Schauspiel zu entwerfen, griff Regisseurin Kathrin Witt selbst zur Feder. Andrea Schulze muss auf der Bühne viel schauspielerisches Können unter Beweis stellen. "Bei einem Ein-Personen-Stück herrschen besondere Anforderungen, weil man selbst immer lebendig bleiben muss", erklärt Witt. Mit unterschiedlichen Stimmlagen und körperlichen Ausdrucksformen stellt Darstellerin Schulze in Dialogsituationen das imaginäre Gegenüber dar und verhindert damit Monotonie. Wind- und Nebelmaschine kennzeichnen die Stationen von Medeas Verbannung. Schon im Sommer stand die Theatergruppe "Allestheater" mit der Stimme der Medea auf den Brettern der Tuchfabrik. Eine Wiederaufnahme im Dezember war schon damals geplant: "Wir möchten Theaterlust wecken und rauslassen", sagt Kathrin Witt.

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