Ein großer Kurfürst...

Man hat ja heute ein etwas seltsames Gefühl bei diesem Mann - aber er ist eben auch ein Teil "unserer" Geschichte: Erzbischof Balduin von Luxemburg, Kurfürst von Trier, ist vor 650 Jahren gestorben. Morgen wird seiner im Dom und im Dommuseum gedacht, im TV und im Internet gibt es Erinnerungsstücke.

Seltsames Gefühl? Schon deshalb, weil es heute unvorstellbar ist, dass der Bischof auch weltlicher Herrscher über Stadt und Land sein könnte. Und schon gar kein Kriegsherr, wie Balduin offensichtlich einer war. Eine alte Bilderchronik berichtet von einer Schlacht bei Rom - der Kurfürst mitten drin, wie er einem Gegner mit dem Schwert den Schädel spaltet. Und eigenhändig hat Balduin in seinem Exemplar der Chronik dazu geschrieben: "Ich hatte aber einen anderen Helm; und ein schwarzes Pferd, keinen Schimmel!". Als wäre das das Hauptproblem bei dieser grausigen Geschichte! Nein, einfach nur feiern kann ich diesen Menschen nicht. Auch wenn er auf der anderen Seite ein offenbar sehr frommer Bischof gewesen ist; auch wenn er eine zukunftsweisende Strukturreform im damaligen Erzbistum Trier veranlasst hat. Auch wenn er - vom kleinen Trier aus - in der europäischen und deutschen Politik eine wichtige Rolle gespielt hat, weil er der Bruder des einen und der Onkel des nächsten Königs und Kaisers war. Ich muss einfach mit bedenken, dass zu ihm auch die andere Seite gehört - der Krieger, der noch Jahre danach Wert darauf legt, dass sein Schlachtross ein Rappe gewesen ist. "Verbrechen der Kirche" nennen manche Gegner so was - und werfen es wenigstens der katholischen Kirche auch heute noch immer wieder mal vor. Und irgendwie kann ich da kaum widersprechen. Und trotzdem: Es ist richtig, Balduin von Luxemburg zu feiern. Gefeiert wird ja ein Mensch. Und Christen glauben daran, dass Gott die Menschen so liebt, wie sie sind - mit ihren guten Seiten und auch mit dem Bösen, das sie angerichtet haben. Das glaube ich auch; und deswegen kann ich auch freundlich an den Bruder Balduin denken. Gottes Liebe wird diesen Sünder ebenso ertragen wie er meine Fehler tragen (und vergeben) kann. altfried g. rempe altfried.rempe@bgv-trier.de

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