"Ein guter Schlag entsteht im Kopf"

Golf sei elitär und nur etwas für ältere Herren? Unsinn, sagt Jürgen Frein aus Trier. Er spielt seit sieben Jahren Golf. Von allen Sportarten, die er jemals intensiv betrieben hat, ist Golf für ihn die faszinierendste.

 Jeder Schlag ist anders: Golfspieler Jürgen Frein ist seit sieben Jahren Mitglied im Trierer Golfclub. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Jeder Schlag ist anders: Golfspieler Jürgen Frein ist seit sieben Jahren Mitglied im Trierer Golfclub. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Golf ist ein Virus, und es macht süchtig - viele Golfspieler reden so über ihr Hobby. Sie haben recht damit. Früher konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich habe Tennis und Fußball gespielt und auch viel Wassersport gemacht. Golf erschien mir damals als keine große Herausforderung. Mittlerweile rede ich aber genauso über Golf wie meine Bekannten damals, als sie mich das erste Mal auf den Platz mitnahmen.
Natürlich hat der Sport noch immer mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Golf sei elitär, keine sportliche Herausforderung, eine Altherrenbeschäftigung. Ich kenne aber keinen faszinierenderen Sport. Jeder Schlag ist anders, das macht es sehr anspruchsvoll. Man spielt in der Natur, Wind und Wetter ändern sich ständig. Und natürlich schwankt die eigene Form, das kennen Sportler aller Klassen. Vor allem aber muss man sich über Stunden hinweg voll konzentrieren, sich jeden Schlag genau vorstellen, bevor man ihn ausführt. Wenn man andere Dinge im Kopf hat, kann man kein gutes Golf spielen. Ich glaube, dass die Entscheidung darüber, ob der nächste Schlag gut wird, im Kopf getroffen wird.
Für die meisten Golfspieler ist der allererste Schlag der Runde der schwierigste, gerade bei Turnieren. Es gibt ja nicht wie etwa beim Tennis den zweiten Aufschlag, es muss beim ersten Anlauf klappen. Vor dem ersten Abschlag bin ich auch immer etwas angespannt - auch nach sieben Jahren noch, die ich nun schon spiele. Eines meiner Lieblingslöcher auf dem Trierer Golfplatz ist die letzte Bahn, die 18. Das Grün mit der Fahne ist unweit des Clubhauses, und man muss über einen tiefen Graben schlagen, damit man es erreicht. Es ist ein langes und schwieriges Loch, da bin ich als Spieler immer etwas entspannter, und dann gelingen auch viele gute Schläge. Umgekehrt sind die einfachen, geraden Löcher - jene, die man eigentlich gut spielen müsste - oft die schwersten, weil sich Fehler sofort rächen. Es hat wieder etwas mit dem Kopf zu tun.
Zwei Arten von Golfspielern


Ich glaube, es gibt zwei Arten von Golfspielern. Die einen, die sich aus Image- oder Karrieregründen für den Sport entscheiden, und die anderen, die es ernst meinen. Natürlich kann man auf einer Golfrunde auch über Berufliches reden und Geschäfte machen, viele tun das. Aber ich glaube, dass man die ernsthaften Spieler auch als solche erkennt.
Für viele ist es natürlich auch ein Argument, dass man Golf auch alleine spielen kann und nicht immer einen Partner braucht. In Gesellschaft macht es aber mehr Spaß. Bei Turnieren spielen immer vier Golfer zusammen. Und wenn wir mit der Jungsenioren-Mannschaft zu Turnieren fahren, ist das Gruppenerlebnis noch einmal stärker. Man will als Mannschaftsspieler ja auch deshalb eine gute Leistung bringen, um die Mitspieler zu unterstützen.
Was für mich aber am schönsten ist? Dass nun auch meine Familie mit dem Golf angefangen hat und wir gemeinsam spielen können. Meine Frau fand Golf erst gar nicht so toll, bis ich sie einmal mit hierher gebracht habe. Und auch mein Sohn spielt sehr gut. Er ist natürlich schon viel besser als ich."
Aufgezeichnet von Kim-Björn Becker
In unserer neuen TV-Serie "Mein Verein" lassen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu Wort kommen. Jeden Mittwoch stellen wir einen Verein aus der Perspektive eines Mitglieds vor. Dazu gibt es die wichtigsten Daten über den Verein in Kurzform. Sie wollen Ihren Verein vorstellen? Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail mit einigen Daten an trier@volksfreund.de
Der Golfclub Trier wurde 1977 gegründet und hatte zu dieser Zeit gerade einmal neun Mitglieder. Heute sind es nach Angaben des Vereins über 1000. In den ersten Jahren verfügte die Anlage über neun Spielbahnen, 1997 wurde sie auf 18 Löcher erweitert. Die Bahnen haben eine Gesamtlänge von 6000 Metern für Herren und 5300 Metern für Damen und entsprechen damit heutigen Turnierstandards. Zwischen April und Oktober finden auf der Anlage etwa 80 Turniere statt, zusätzlich gibt es mehrere Mannschaften, die von der Jugend- bis zur Seniorenliga in allen Altersklassen spielen. Golf ist nach wie vor kein günstiges Hobby: Die Aufnahmegebühr für Erwachsene beträgt 3500 Euro, der jährliche Mitgliedsbeitrag liegt bei 1100 Euro. kbb

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