Ein Herz für Afrika

Gereist ist Hermann Anell schon immer viel. Aber an Westafrika hat der gelernte Forstwirt aus dem Hochwald sein Herz verloren. Seine erste Afrika-Expedition führte ihn quer durch die Sahara nach Mali, danach war er als Entwicklungshelfer in verschiedenen Ländern des schwarzen Kontinents aktiv.

 Bei der AG Frieden und mit der Unterstützung von Entwicklungshilfeprojekten setzt sich Hermann Anell für Gerechtigkeit und Hilfe ein und engagiert sich im Kampf gegen Hunger und Armut. TV-Foto: Cordula Fischer

Bei der AG Frieden und mit der Unterstützung von Entwicklungshilfeprojekten setzt sich Hermann Anell für Gerechtigkeit und Hilfe ein und engagiert sich im Kampf gegen Hunger und Armut. TV-Foto: Cordula Fischer

Schillingen/Trier. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung für begrenzte Zeit war der Ausgangspunkt für Hermann Anell (48), sich beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) zu bewerben. Er lernte intensiv Französisch und Haussa, eine Verkehrssprache in Niger, wo die Existenz großer Teile der Bevölkerung regelmäßig von Dürren und Nahrungsmittelknappheit bedroht ist. Dort arbeitete der Forstwirt in einem Ressourcenschutzprojekt der Weltbank mit den Schwerpunkten Naturwaldbewirtschaftung und Agroforstwirtschaft. Gegenseitige Unterstützung sei unerlässlich gewesen, sagt Anell, der auf die Erfahrungen der Bevölkerung bauen und sich deren Vertrauen erarbeiten musste.Fast fünf Jahre lebte Anell in Niger. Die Rückkehr nach Deutschland glich einem Kulturschock. "Es hat lange gedauert, hier wieder zurechtzukommen." Zwar konnte er wieder in seinen Beruf zurück, der Traum von Afrika ist geblieben. 2001 betreute er für vier Monate ein Entwicklungsprojekt in Ruanda. Die weiteren Pläne musste Anell verwerfen, denn durch einen Arbeitsunfall ist er inkomplett querschnittsgelähmt. "Ich musste mich nach Monaten in Krankenhaus und Reha neu orientieren. Mit dem Beruf war Schluss. Ich habe aber nie resigniert, sondern mich mit meiner Situation auseinandergesetzt, auch wenn das nicht immer einfach war."Zum neuen Lebensplan gehört viel Sport und Bewegung. Anell ging als Gasthörer an die Universität, besuchte Veranstaltungen im Fachbereich Geografie. Das Interesse für fairen Handel und Entwicklungshilfe blühte wieder auf, als er auf einen Aushang des Weltladens aufmerksam wurde. Dort ist er Mitarbeiter und seit Anfang 2007 auch Mitglied im Vorstand der AG Frieden. "Friedensarbeit und Einsatz für einen gerechteren Handel sind meines Erachtens wichtige Elemente im Kampf gegen Armut und Hunger", sagt Anell.2004 gründete er mit anderen ehemaligen Entwicklungshelfern den Verein "Projekt Direkt", der unter anderem solche Hilfsprojekte in den Ländern der Dritten Welt unterstützt, die ausgelaufen sind und einer Nachbetreuung bedürfen, oder bei denen eine Anschubfinanzierung nötig ist. Voraussetzung ist, dass eines der Mitglieder persönlichen Kontakt zu den lokalen Partnern hat, und diese ebenso Eigenleistungen erbringen.Hermann Anell organisiert auch Vorträge in Schulen und Kindergärten. "Dort kann ich meine Erfahrungen aus der Entwicklungshilfe weitergeben." Er stellte sich aber auch der persönlichen Herausforderung, trotz seiner motorischen Einschränkung seine alte Leidenschaft fürs Reisen wieder aufleben zu lassen. Ziel: Afrika. Einige Aufenthalte hat er bereits hinter sich, neue Reisen nach Togo, Benin und Niger sind geplant. Denn "die Liebe zu diesem Kontinent hat mir immer viel Kraft gegeben", sagt Anell.

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