Ein Herz für den Nachwuchs

Der heutige Donnerstag ist sein letzter Arbeitstag: Der langjährige Schulleiter Hans-Richard Günther wird mit einem weinenden und einem freudigen Auge die Hauptschule Ehrang verlassen. Trost für Schüler und Kollegen, die ihren Chef nur ungern ziehen lassen: "Solange Rat und Tat gewünscht werden, komme ich helfen."

 Schulleiter Hans-Richard Günther wird am morgigen Freitag in einer Feier verabschiedet. TV-Foto: Gabriela Böhm

Schulleiter Hans-Richard Günther wird am morgigen Freitag in einer Feier verabschiedet. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. Hans-Richard Günther lässt keinen Zweifel daran: Sich persönlich ins öffentliche Rampenlicht zu stellen, ist nicht seine Sache. "Ich bin nur jemand, der gerne an der Schule war und der jungen Leuten als Lebensabschnittsbegleiter im positiven Sinn zur Seite stand", sagt der 59-Jährige sachlich. Emotionaler werden da schon die Schülerinnen Sara Eschmann und Ylberina Tafaj. "Schade, dass er geht, er setzt sich sehr für die Kinder ein, gibt auch Problemfällen eine Chance, ist hilfsbereit, hört gut zu, ist immer für einen da, streng und fair." Gute Noten für einen, der seit 37 Jahren im Schuldienst steht. Günther geht ab 1. Februar in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.Nach fast neun Jahren als Schulleiter in der Ehranger Hauptschule will er den Weg frei machen für "jemanden mit neuen, eigenen Akzenten". Dass die Arbeit auch ein Knochenjob ist und er sich darauf freut, seinen mitunter vernachlässigten Privathobbys wieder nachgehen zu können, ist Günther nur eine Fußnote wert. Schließlich ist ihm in erster Linie wichtig, seine Schule angemessen darzustellen. Als Günther 1999 den Schulleiterposten in Ehrang antrat, bot die Schule bereits das freiwillige zehnte Schuljahr, die Arbeitsweltorientierte Klasse, eine Förderlehrerin und Schulsozialarbeit an. "Das ist heute eine Selbstverständlichkeit, damals war das in Trier so gut wie nicht vorhanden", erinnert er sich. Er habe ein offenes, engagiertes Kollegium vorgefunden. Die gute und offene Zusammenarbeit von Lehrern, Schulsozialarbeit, Schülern, Eltern und Jugendamt sei der Grund dafür, dass auch Kinder aus problematischen Familien erfolgreich den Hauptschulabschluss geschafft hätten.Gelungen sei dies durch "persönliche, enge Beziehungen, das Vermitteln von Wertschätzung und Perspektiven". Wobei Günther als Schulleiter auch schwierigen Kindern "lange die Tür offen gehalten" habe. Eindeutige Worte findet der engagierte Pädagoge zur Ausbildungsplatzsituation ("nur 32 Prozent aller Hauptschüler mit Abschluss haben 2007 einen Ausbildungsplatz bekommen"), die ihm spürbar zusetzt. Da versage die Gesellschaft, wenn ein junger Mensch zu Beginn seines Berufslebens nicht gebraucht werde. Wie es in Anbetracht der politischen Diskussion um Hauptschulen in Ehrang weitergeht? Eine integrierte Gesamtschule sei das Modell der Zukunft, hofft Günther, der noch keinen Nachfolger hat. Zunächst steht aber die Feier in Aula und Foyer an, zu der alle Kooperationspartner der Schule eingeladen sind - es dürfte eng werden. Und manche Überraschung mit sich bringen: Ihren Chef lassen die Schüler jedenfalls nicht einfach so ziehen.

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