Ein Herz für Kinder

TRIER. Zwölf Jahre lang schenkten ihm kranke Kinder im Trierer Mutterhaus ihr Vertrauen. Nun geht Dr. Rolf Gruber, Chefarzt der Kinderchirurgie, in Ruhestand.

Wenn er von seinen jungen Patienten erzählt, muss der Arzt lächeln. Vor drei Wochen ist Dr. Rolf Gruber 65 Jahre alt geworden. Er tut sich offenbar schwer mit dem Abschied von der Krankenstation. Seinen weißen Kittel will er noch nicht an den Nagel hängen: "Es gibt noch so viele Möglichkeiten, als Mediziner aktiv zu sein", sagt er. Offiziell im Ruhestand ist er seit wenigen Tagen, doch an Ruhe ist noch nicht zu denken. Das Telefon bleibt selten still. Dr. Mariana Santos, Grubers Nachfolgerin als Leiterin der Kinderchirurgie, kommt mit einem Röntgenbild in seinem Büro vorbei und berät sich mit dem Kollegen. Die Argentinierin arbeitet seit zwei Jahren mit Gruber zusammen. Bis ein neuer Mitarbeiter im Februar kommt, ist der Arzt noch halbtags im Einsatz. Der Umgang mit Kindern liegt dem Chirurgen am Herz. "Es ist so schön, mit ihnen zu arbeiten", erzählt er mit Begeisterung. "Und chirurgisch helfen zu können, ist etwas ganz Besonderes." Geholfen hat der Arzt am Mutterhaus vielen Kindern, die über Hilfsorganisationen aus Krisen- und Kriegsgebieten nach Trier kamen, um dort medizinisch versorgt zu werden.Seit 1993 als Chefarzt in Trier

Eine Kindheit in Kriegszeiten hat auch Gruber erlebt. Im Jahr 1939 wurde er als Flüchtlingskind geboren. Im Schwarzwald fand seine Familie eine zweite Heimat. Nach dem Medizinstudium in Freiburg arbeitete Gruber als Arzt in den USA, in Lörrach und Basel. Im Jahr 1986 kam er als leitender Oberarzt nach München. Zu dieser Zeit war er mit einer Amerikanerin verheiratet und Vater von vier Söhnen. Seit 1993 arbeitet er als Chefarzt in Trier. "Ich habe die Anzeige vom Mutterhaus gesehen und dachte, das ist eine interessante Stadt", erzählt der Mediziner rückblickend. Rund 30 Jahre zuvor war er das erste und bis dato einzige Mal in Trier. "Zu viert haben wir einen Besuch hier gemacht, kamen mit einem Studentenauto bei strömendem Regen und haben von der Stadt nichts gesehen", erzählt er. Besonderen Eindruck machte die Freundlichkeit der Trierer auf ihn, als die Arbeit ihn hierher zog. Der TV informierte damals über den neuen Kinderchirurgen im Mutterhaus, und schon "grüßten mich die Leute, wenn ich in einen Laden kam". Zurzeit besuchen ihn Familien, die ihn nicht nur aus der Zeitung kennen. Eltern kommen mit ihren Kindern, die der Chirurg über Monate oder Jahre betreut hat, und bedanken sich für sein großes Engagement. "Das sind besonders glückliche Momente, und davon habe ich derzeit viele."

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