Ein Jahrhundert alt - und topfit

Trier · Sie ist die zweitälteste Bewohnerin des Mutter-Rosa-Altenzentrums Trier. Dort hat Johanna Scheid nun ihren 100. Geburtstag gefeiert. An ihrem Ehrentag blickt sie auf ein bewegtes Leben zurück, das zu Zeiten Kaiser Wilhelms II. angefangen hat.

 Johanna Scheid blickt auf 100 Jahre zurück; im Mutter-Rosa-Altenzentrum ist sie nun die zweitälteste Bewohnerin. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

Johanna Scheid blickt auf 100 Jahre zurück; im Mutter-Rosa-Altenzentrum ist sie nun die zweitälteste Bewohnerin. TV-Foto: SEBASTIAN KLIPP

Trier. Geboren wurde Johanna Scheid 1912, im Jahr, als die Titanic sank, Tibet seine Unabhängigkeit erklärte und Wilhelm II. Kaiser des Deutschen Reichs und König von Preußen war. Zusammen mit ihren fünf Geschwistern wuchs sie als geborene Molitor in Schweich auf, bis sie im Alter von 20 Jahren nach Heidelberg zog. Dort arbeitete sie als Büroangestellte im Finanzamt und erlebte die Zeit des Nationalsozialismus mit.
Schreckliche Zeit miterlebt


Detailliert schildert sie, wie Mitglieder der SA Ziegelsteine in ein jüdisches Möbelhaus warfen. "Es war eine schreckliche Zeit", erinnert sich die 100-Jährige. Ihr Mann Ernie, der ebenfalls beim Finanzamt arbeitete, musste an die Front und geriet in Kriegsgefangenschaft. Als er 1946 zurück nach Deutschland kam, zogen sie zusammen nach Wittlich.
In ihrer Freizeit reisten sie viel. Ob Russland oder Schweden: Kein Ziel war ihnen zu weit. "Ich bin auch immer gerne geflogen, schon als das mit dem Fliegen damals anfing", sagt sie. Selbst mit 90 Jahren reiste die lebensfrohe Rentnerin mehrere Wochen durch Südafrika.
1972 erlebte die sonst lebensfrohe Weltenbummlerin einen Tiefschlag: Ihr Mann starb, und sie zog erneut um. Diesmal zog es Johanna Scheid nach Trier, wo sie in der Tessenowstraße ein Häuschen hatte. Dort lebte sie, bis sie vor sieben Jahren ihre vier Wände im Mutter-Rosa-Altenzentrum bezog.
Scheid war nie ernsthaft krank, ist mobil, geistig fit und ihre Ärzte bescheinigen ihr die Werte einer 75-Jährigen. "Wie alt ich jetzt noch werde, ist nicht so wichtig", sagt sie und fügt an: "Hauptsache ich fühle mich wohl in meiner Haut."

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