Ein Käfig für die Narren

Trier · Straßenkarneval ohne einen Tropfen Bier, Wein oder Sekt - das will die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) 2014 nicht akzeptieren. Sie plant einen abgetrennten und von Sicherheitskräften bewachten Bereich auf dem Hauptmarkt, in dem volljährige Narren feiern und auch anstoßen dürfen.

 In einem abgetrennten Bereich sollen die Narren wieder auf dem Hauptmarkt feiern können. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

In einem abgetrennten Bereich sollen die Narren wieder auf dem Hauptmarkt feiern können. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Die Drähte glühen zwischen den Entscheidungsträgern im organisierten Trierer Karneval und dem Rathaus. Seit Schul- und Sozialdezernentin Angelika Birk am Dienstagabend dem Stadtrat verkündet hat, dass die Stadt für den Weiberdonnerstag 2014 eine Wiederholung des Alkoholverbots im öffentlichen Raum für eine gute Idee hält (der TV berichtete), machen sich viele Trierer Karnevalisten ernsthafte Sorgen. Schließlich ging der jüngste Weiberdonnerstag, die Premiere des Alkoholverbots, als stillster seiner Art in die Geschichte ein.
Auf Facebook und auf www.volksfreund.de haben bereits viele Leser klargemacht, was sie davon halten: Nichts. Ein Alkoholverbot im Straßenkarneval empfinden die Narren und Jecken als absolute Überreaktion und inakzeptable Bevormundung. Auch der Imageschaden Triers als skurriler Nachbar der Karnevalshochburg Köln beschäftigt viele Fans des Karnevals. Klar und deutlich sind die Empfehlungen des Runden Tischs Weiberdonnerstag, an dem Trierer Behörden, Krankenhäuser, Ordnungshüter und Jugendeinrichtungen gemeinsam antreten, um Alkoholexzesse wie in 2012 zu verhindern. Dieses Gremium tritt mit Nachdruck für eine Beibehaltung des Alkoholverbots ein.
Andreas Peters ist der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), die Interessenvertretung von 17 Karnevalsvereinen in Trier. Er ist seit Dienstagabend nicht unbedingt bestens gelaunt. "Natürlich sind wir mit dieser Entwicklung nicht glücklich", sagt er im Gespräch mit dem TV. "Selbstverständlich liegt es auch in unserem Interesse, Situationen wie den Ausnahmezustand 2012 zu verhindern. Aber ein komplettes Verbot ist extrem übertrieben."
Peters will keinen Kampf gegen Windmühlen führen. "Wenn die Gremien der Stadt das so beschließen werden, können wir nichts dagegen machen." Dennoch wolle sich die ATK nicht einfach fügen. Peters hat bereits einen Plan B: Der Hauptmarkt wird am Weiberdonnerstag zum Käfig voller Narren.
"Unser Plan besteht darin, entweder den kompletten Hauptmarkt oder einen Teil davon abzugrenzen und von Sicherheitskräften bewachen zu lassen", sagt der Präsident der ATK. Innerhalb dieses abgetrennten Bereichs sollen die Narren unbeschwert feiern können - mit Bier, Wein und Sekt. "Härtere Stoffe gab es bei uns sowieso noch nie", so Peters.
Ein System farbiger Bänder soll regeln, wer zu diesem Bereich Zutritt erhält. Ein grünes Band bedeutet: Der Gast ist erwachsen und darf alles trinken. Gelb signalisiert: Der Gast ist zwischen 16 und 18 Jahren alt, auch er darf mit anstoßen, genießt dabei aber eine etwas schärfere Fürsorge, so dass es keine Ausfallerscheinungen gibt. Rot dagegen sagt: Der Gast ist noch keine 16. Er darf in den Bereich hinein, er darf mitfeiern, schunkeln und singen. Trinken darf er jedoch nur Cola, Limo und Wasser.
Ob dieses System Realität wird, müssen die anstehenden Gespräche und Verhandlungen zwischen Trier und seinen Karnevalisten zeigen.
Liebe Leser: Was ist Ihre Meinung zum Konzept für Weiberfastnacht? Bitte mailen Sie kurz an: echo@volksfreund.de, Namen und Anschrift nicht vergessen.

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