Ein Koloss geht auf Reisen - Zweiteiliges Wasserkraftwerk wird im Trierer Hafen verfrachtet

Trier · Der Trierer Turbinenhersteller HSI Hydro hat eine neues, besonderes Kraftwerk fertiggestellt. Jetzt muss es nach Österreich verfrachtet werden. Wortwörtlich keine ganz leichte Aufgabe.

 Verladen eines Turbinenteils im Trierer Hafen.

Verladen eines Turbinenteils im Trierer Hafen.

Foto: Frank Göbel
 Verladen eines Turbinenteil im Trierer Hafen.

Verladen eines Turbinenteil im Trierer Hafen.

Foto: Frank Göbel
 Verladen eines Turbinenteil im Trierer Hafen.

Verladen eines Turbinenteil im Trierer Hafen.

Foto: Frank Göbel

Am Trierer Hafen, in der Montagehalle des Herstellers HSI Hydro, wird gerade ein Teil einer Wasserturbine auf einen Transporter verladen. Die schieren Dimension der Fracht sorgen dafür, dass auch die hohe Hallendecke plötzlich ziemlich niedrig erscheint: Der blassblaue Metallklotz, der noch von einem großen Deckenkran in der Schwebe gehalten wird, enthält mit dem Generator unter anderem das Herzstück der Turbine.

Das ganze Gehäuse ist so groß wie ein kleines Wohnhäuschen und wiegt etwa 100 Tonnen. Die Aktion gestaltet sich auch nicht vollkommen problemlos: Durch ständiges Nachmessen und Manövrieren mit der unförmigen Ladung sorgt ein Team von rund zehn Leuten zunächst dafür, dass der Klotz auf den Zentimeter genau mittig auf der Ladefläche sitzt.

Besonnene Profis

Anspannung ist trotzdem nicht zu spüren, hier und da ist auch noch Zeit für einen kleinen Scherz. "Bei diesem Gewicht und diesen Dimensionen darf natürlich kein großer Fehler passieren - da hilft sonst auch kein Helm mehr", sagt HSI-Geschäftsführer Stefan Marx. "Genau darum arbeiten hier auch nur besonnene Profis."

Zum Beispiel Peter Krabbe. Der 49-Jährige mit langen Haaren und Biker-Shirt begleitet seit Jahren Schwertransporte durch ganz Europa. Auf die Frage, ob ihn das Herumwerken in der Halle oder die anstehende Verladung aufs Schiff nervös machen, schaut er nur verständnislos: "Sehe ich so aus?"

Im kaum 500 Meter entfernten Hafen warten das Schiff Joliba und ihr Kapitän Darek derweil auf das Turbinen-Bauteil - das zweite: Das erste ist am Mittag bereits erfolgreich eingeladen worden.

Zehn Tage per Schiff unterwegs

Das gigantische Saugrohr hat zwar eine Länge von zehn Metern, ist mit 42 Tonnen aber deutlich leichter als das Hauptteil, das noch auf dem Weg hierher ist. Die Turbine ist ein bewegliches Kraftwerk, das auch überströmt werden kann. Die besondere, patentierte Entwicklung der 1982 gegründeten Firma ist für ein Wasserkraftwerk im österreichischen Enns bestimmt.

Die Fahrt dahin wird rund zehn Tage dauern. Kapitän Darek wird sie genießen: "Für mich ist das wirklich der Traumberuf", sagt er.

Seit fünf Jahren ist er Kapitän. Oft fährt auch seine Familie mit, im Moment sind seine Töchter aber nicht an Bord. Gerade nutzt er die Zeit, um die Deckenverkleidung auf der kleinen Brücke zu erneuern - und kann sich Zeit lassen damit.

Dann platzt ein Reifenschlauch

Am Nachmittag steuert Darius Ulbricht den langgestreckten Tieflader mit dem zweiten und letzten Turbinenteil an die Kaimauer.

Erst musste er millimeterweise den Anhänger hydraulisch absenken, um noch ganz knapp unter dem Tor der Montagehalle herausfahren zu können. Ein geplatzter Reifenschlauch hat das nicht gerade vereinfacht: Die Ladung scheint schwerer zu sein, als es selbst der Hersteller berechnet hatte.

Im Hafen wird dann nach kurzer Besprechung entschieden: Für den Verladevorgang mit zwei Kränen reicht die Zeit heute nicht mehr aus: Die Joliba muss mindestens noch eine Nacht länger in Trier ankern.

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