Ein Lebensroman wie eine bunte Tüte Konfekt

Trier · "Von der Eifel aus betrachtet" ist der Titel des Buches, das Fritz-Peter Linden - zusammen mit Jaques Berndorf - vorgestellt hat. Etwa 80 Zuhörer haben sich zu der Lesung in der Mayerschen Buchhandlung eingefunden.

 Fritz-Peter Linden stellt in der Mayerschen sein Buch über Jacques Berndorf vor. TV-Foto: Frank Göbel

Fritz-Peter Linden stellt in der Mayerschen sein Buch über Jacques Berndorf vor. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. "Ich muss gleich widersprechen", sagt Fritz-Peter Linden, nachdem er in der Mayerschen Buchhandlung am Kornmarkt angekündigt wurde als der Biograf von Jacques Berndorf, der neben Linden vor rund achtzig Gästen Platz genommen hat. Das Buch sei eher ein Lebensroman geworden über den heutigen Krimiautor, der ähnlich viele Leben zu haben scheint wie die Katzen auf dem Hof seines Bauernhauses in Dreis-Brück.
Ungestüm und kompromisslos


Linden vergleicht sein Werk mit einer "bunten Tüte Konfekt, bei der man am Ende auch die Sachen gegessen hat, die einem sonst eigentlich gar nicht so schmecken".
Dass die Tüte sehr viel Saures, viel Scharfes und jede Menge eigentlich Unverdauliches enthält, daran lässt auch Berndorf selbst keinen Zweifel aufkommen: Besonders sein jahrzehntelanges, immer wieder von produktiven Schaffensphasen unterbrochenes Abgleiten in den Suff sei ihm im Nachhinein eigentlich unerklärlich. Die Verwüstungen, die er nicht nur in seinem eigenen Leben angerichtet habe, bedauert er tief. Weil klar war, was da so alles hochkommen würde, sei seine Frau zunächst gegen das Buch gewesen. "Heute verschenkt sie es schneller, als ich Exemplare geliefert bekomme - das ist wohl ganz gut gelaufen", sagt Berndorf und lacht mit dieser tiefen Reibeisenstimme, in der sich ein ungestümes, kompromissloses Leben voller harter Wendungen oft niederzuschlagen scheint: wie bei Bukowski, Waits, Cash, so auch bei Berndorf.
"Ich habe bei unseren Treffen versucht, mich an diese Stimme heranzurauchen", scherzt Linden. Nachdem ihn im Februar eher überfallartig der Verleger Ralf Kramp mit einem Buch über Berndorfs Leben beauftragte, setzte sich der ansonsten in der Prümer Volksfreund-Redaktion tätige Schreiber von April an immer wieder mit dem Mann zusammen, der als Michael Preute auch schon für jede Menge Redaktionen gearbeitet hat.
Nachdem er das journalistische Handwerk von der Pike auf gelernt hatte, erschienen seine in den Krisenherden der Welt langwierig recherchierten Reportagen unter anderem im Spiegel und im Stern, im Playboy und in Geo - und die ersten Krimis, etwa in der Hörzu.
Obschon viel beschäftigt und gedruckt, scheint Preute/Berndorf immer klamm. So verliest Linden eine E-Mail, die ihm der ehemalige Spiegel-Ressortleiter Wolfram Bickerich schickt. Der erzählt, wie der "nach dem Schreiben süchtige" Berndorf beim Nachrichtenmagazin vorstellig wird - und sofort nach Bargeld fragt.
Noch Anfang der Neunziger - bereits seit acht Jahren in der Eifel - überredet der Krimiautor zwei Polizisten zur Amtshilfe. Sie sollten eigentlich sein wegen offener Prämien nicht mehr versichertes Auto stilllegen. Stattdessen besorgen sie ihm eine Deckungskarte. Zum Dank erhalten die Beamten später persönlich gewidmete "Siggi Baumeister"-Krimis aus der Buchreihe, deren Auflage heute über vier Millionen beträgt. Zum Schluss der Veranstaltung beantworteten die beiden Autoren noch Fragen aus dem Publikum - und signierten das Werk, das sie nun miteinander verbindet.

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