Ein Manager für Saar- und Paulinstraße

Trier · Die Stadtverwaltung will den Kampf wieder aufnehmen, die Saarstraße und die Paulinstraße attraktiver zu machen und gemeinsam mit Händlern und Grundstückseigentümern entscheidend voranzubringen. Zurzeit sucht Trier einen Koordinator, der eine auf zwei Jahre befristete Stelle bekommen und die Entwicklung betreuen soll.

Trier. Sie sind wahrscheinlich die meistunterschätzten Straßen Triers. Sowohl die Saarstraße in Trier-Süd als auch die Paulinstraße in Trier-Nord sind mit ihrem Mix aus Geschäften und Gastronomie einen näheren Blick und einen Besuch wert. Doch nicht nur zwei große Kreuzungen und ihre oft roten Fußgängerampeln - die Theodor-Heuss-Allee im Norden und die Kaiserstraße und Südallee im Süden - bremsen die Schritte der Passanten, die aus der Innenstadt kommen. Auch die Attraktivität und das Bild beider Straßen können trotz vieler Mühen der Händler und Wirte mit Toplagen wie Fleisch-, Brot- und Nagelstraße nicht mithalten.
Vor zwei Jahren ging die Stadt in die Offensive. Die Idee: Grundstückseigentümer und Geschäftsinhaber in den beiden Straßen zahlen eine Abgabe. Damit werden Aktionen und Projekte finanziert, um das Einkaufsumfeld sicher und sauber, freundlich und attraktiv zu machen. Diese Art der Zusammenarbeit nennt der Fachjargon "Business Improvement District" - sinngemäß übersetzt ein Bereich, in dem die Geschäftswelt verbessert und entwickelt werden soll (siehe Extra). Die Auftaktveranstaltung im Pentahotel war im März 2011 mit mehr als 110 Akteuren aus Nord und Süd sehr gut besucht, und auch der Handlungsbedarf wurde im Lauf der Diskussion schnell klar. Ein Leerstandsmanagement, die Gestaltung der Straße und vor allem eine Verbesserung der Parkplatz- und Verkehrssituation standen für die Paulinstraße ganz oben auf der Liste. In der Saarstraße drehte sich alles um die Verschönerung sowie Marketing für Identität und Image.
Mehr Aufwand als geplant


Doch danach kam ein Bruch. "Die Auftaktveranstaltung war sehr vielversprechend, doch danach ist nichts mehr passiert", sagt ein Händler aus der Paulinstraße. Er bittet darum, seinen Namen nicht zu nennen. "Ich habe die Hoffnung, dass sich hier noch etwas tut, und will deshalb nicht öffentlich auf den Putz hauen." Eine Argumentation, die man auch im Süden schnell wiederfindet. "Es ziert einen Unternehmer nicht, wenn er sein eigenes Umfeld öffentlich als unattraktiv kritisiert", sagt ein Ladeninhaber in der Saarstraße.
Ob anonym oder offen: Der Eindruck beider Händler ist korrekt. Der 2011 in Angriff genommene Aufschwung beider Straßen ist noch nicht spürbar. Der TV bat die Stadtverwaltung um eine Erklärung.
"Der notwendige Aufwand innerhalb der Verwaltung war wesentlich intensiver als geplant", sagt Ralf Frühauf vom Trierer Presseamt. Die Verhandlungen mit den Akteuren vor Ort seien sehr aufwendig. "Dies betrifft beispielsweise die Einbindung von Grundstückseigentümern, die teilweise weit außerhalb von Trier wohnen und kontaktiert werden müssen."
Der hohe Aufwand sei nicht der einzige Grund für den ausbleibenden Fortschritt. "Durch die angespannte personelle Situation im federführenden Amt für Stadtentwicklung und Statistik konnten die Maßnahmen zwar aufbereitet, jedoch nicht umgesetzt werden", erklärt Frühauf.
Doch jetzt soll es weitergehen. Die Verwaltung hat eine vom Ortsbeirat Trier-Nord mitfinanzierte und auf zwei Jahre befristete Stelle ausgeschrieben, der Kandidat soll die aktive Betreuung und Koordination der Business Improvement Districts übernehmen. "Die Stelle wird in Kürze besetzt werden", kündigt das Presseamt an. Die Personalvorlage werde der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 5. Februar, behandeln.Meinung

Eine Investition, die sich lohnt
Eine Quartiersgemeinschaft kann hervorragend funktionieren, das zeigen Beispiele in anderen Bundesländern deutlich. Doch vor dem Erfolg stehen hohe Hürden. Es wird weiterhin viel Überzeugungsarbeit nötig sein, um die Ladeninhaber und Immobilienbesitzer in der Saarstraße und Paulinstraße zu einer Form der Mitarbeit zu überreden, die auch die Zahlung regelmäßiger Beiträge umfasst. Viele von ihnen müssen in den beiden Randlagen schließlich hart kämpfen, um wirtschaftlich bestehen zu können. Jede zusätzliche Investition ist deshalb eine mörderisch schwere Entscheidung. Dennoch wird sie sich in diesem Fall lohnen. Eine Gemeinschaft kann Dinge umsetzen, die für die arme Stadt Trier allein unerreichbar sind. Wenn der Stadtrat am Dienstag die neue Stelle genehmigt, und das sollte er, kann es endlich vorangehen in Triers unterschätzten Randlagen. j.pistorius@volksfreund.deExtra

Innerhalb eines Business Improvement Districts (BID) verpflichten sich Immobilieneigentümer - nicht Mieter oder Pächter - zu einer Gebühr zur Optimierung des Straßenbilds. Die Idee stammt aus den USA. In Deutschland gibt es BIDs unter anderem in Hamburg, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. In Rheinland-Pfalz gibt es dagegen noch keine gesetzliche Regelung. Die Initiative und Umsetzung von BIDs in Trier kann deshalb nur auf freiwilliger Basis laufen. jp

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