Ein Marathonlauf für Kinderrechte

Bruder Lothar Wagner kämpft in Freetown, Sierra Leone, gegen Kinderhandel und Korruption. Morgen zeigt die ARD eine Dokumentation über die Arbeit des Salesianers aus Aach.

Aach/Freetown. Marathon läuft Bruder Lothar Wagner derzeit nicht. In Westafrika sei es dafür zu heiß, sagt der Salesianerbruder aus Aach. In Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, einem der ärmsten Länder der Erde, leitet der passionierte Läufer und Initiator der Marathonstiftung "Lauf' für Afrika" das Zentrum für Straßenkinder Don Bossco Fambul.

Spezielle Mädchenhäuser



"Heute morgen haben wir einen Anruf über zehn Mädchen in Not erhalten", berichtet er. Diese Mädchen aus der Provinz sollten die sexuellen Bedürfnisse chinesischer Gastarbeiter befriedigen. Den Eltern sei wahrscheinlich eine gute Schulbildung für ihre Kinder versprochen worden. Deswegen hätten diese sie guten Gewissens weggeschickt, erklärt Wagner. Das Team des Zentrums hat die Kinder in Mädchenhäusern untergebracht, wo sie erstmal sicher sind.

Diese Schilderung ist Wagners Antwort auf die Frage, wie sein Alltag in Freetown aussehe. Etwa 300 Anrufe gehen jede Woche bei der landesweiten Telefonseelsorge für Kinder und Jugendliche in Not ein.

Das Zentrum, das er leitet, ist ein Heim für etwa 1500 Kinder, die von 42 Erziehern und Sozialarbeitern betreut werden. "Ich habe in mir immer schon die innere Kraft gefühlt, für andere, junge und benachteiligte Kinder da zu sein", meint der 37-Jährige.

Armut, sexueller Missbrauch, Gewalt, Menschenhandel begegnen Wagner und seinen Mitarbeitern ständig. Das ist hart und geht oft an die Grenzen des Ertragbaren. Aber Wagner bekommt auch viel zurück: "Es sind die vielen Gespräche, die ich mit jungen Menschen, aber auch mit den vielen Mitarbeitern führen kann.

Das Vertrauen, das mir geschenkt wird, gibt mir klar den Hinweis ,du wirst gebraucht, und du bist nicht umsonst hier'. Das tut gut."

Im September 2001 war Wagner in die katholische Ordensgemeinschaft der Salesianer eingetreten. Ein großes persönliches Anliegen ist es ihm, "wieder ein umfassenderes Bild von katholischer Kirche zu malen". Der Missbrauchsskandal habe das positive Schaffen von Priestern und Ordensleuten sehr in den Schatten gestellt. "Unsere Arbeit gegen den Kinderhandel sowie die Kinderprostitution ist voll und ganz der Dienst der katholischen Kirche", betont Wagner. Und fügt hinzu: "Wir diskutieren hier nicht über Kondome, wir verteilen sie! Und trotzdem sehen wir uns ganz in der Linie und in der Tradition der katholischen Kirche sowie der katholischen Moral, die immer den ganzen Menschen im Blick hat."

Die Dokumentation von Marcel Bauer "Der Marathonmann - Bruder Lothars Kampf gegen Menschenhandel" ist am morgigen Palmsonntag um 17.30 Uhr in der ARD zu sehen.

Der Bayerische Rundfunk bringt am 15. Juni, 19 Uhr, eine Wiederholung.

www.bruderlothar.de

www.donboscofambul.org

www.marathonstiftung.de

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