Ein Mediziner im Dienst der Liebe Gottes

Trier-Heiligkreuz · Was bewegt einen Arzt, Priester und Ordensmann zu werden? Für Pater Rupert Dirk Fischer aus Heiligkreuz ist es eine sinnvolle Kombination. Sein Kloster verleiht ihm dabei die Basis für seine Vorstellung der Seelsorge.

Trier-Heiligkreuz. Eine übergroße Dornenkrone, ein blutbeflecktes Gesicht, traurige Augen. Das Primizbild Dirk Fischers ist kein schönes Gemälde, doch es hat ihn viele Jahre begleitet. "Ich war zuerst erschrocken", gesteht Pater Medard Kehl aus Frankfurt in der Predigt zu Fischers Heimatprimiz in der voll besetzten Heiligkreuzer Pfarrkirche St. Maternus. Doch dann habe er gesehen, dass der Gekreuzigte auf dem Gemälde der Erfurter Künstlerin Hildegard Henrichs freundlich, liebevoll und gütig schaue. "Durch das Leid Jesu leuchtet die Herrlichkeit Gottes durch", erklärt Fischer, genauso wie durch das rote Dornenkreuz auf seinem Messgewand.
Menschen ganz nah


Darunter trägt er Weiß. Weiß wie ein Arztkittel. Der 36-Jährige studierte in Lübeck und München Medizin. "Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich Theologie studieren möchte." Eine Idee, die ihm bereits während des Abiturs am Auguste-Viktoria-Gymnasium gekommen sei. Doch bevor er begann Theologie- und Philosophie zu studieren, promovierte er.
"Das war keine Zäsur, sondern ein Weitergehen." Er habe zwei Berufe, die sich wunderbar ergänzen."
Ursprünglich wollte Fischer Diözesanpriester in Trier werden. Doch dann habe er durch Kommilitonen den Orden der Prämonstratenser kennengelernt, sei mit ihnen zur Abtei Windberg im Bayerischen Wald gefahren. Da sei ihm klargeworden: "Hier will ich eintreten!"
2004 begann er mit dem Noviziat, 2009 legte er die ewige Profess ab. Während der fünfjährigen Ordensausbildung könne man prüfen, ob es das Richtige sei. "Für mich war es etwas ganz Wichtiges, in eine Gemeinschaft einzutreten, die mir im Verlauf der Jahre Heimat geworden ist."
Zukunft in der Wissenschaft



Benannt hat sich Fischer nach dem Jesuitenpater Rupert Mayer (1875-1945). "Er war jemand, der das Ideal, den Menschen ernst zu nehmen aufrichtig und konsequent verwirklicht hat." Vor acht Jahren habe sich der neue Name noch "komisch" angefühlt. "Heute fühlt sich Dirk genauso komisch an."
Den weißen Habit des Ordens trägt Pater Rupert beim Fest im Anschluss an die Primiz. Zu dem sind Abt Hermann-Josef Kugler und viele Mitbrüder und Weggefährten gekommen. Sie wurde von der Chorgemeinschaft Heiligkreuz und dem Dekanatskantor Burkhard Pütz gestaltet. Da sein Gewand dem des Papstes ähnle, habe es in Rom, wo er seine Priesterausbildung machte, bisweilen lustige Reaktionen ausgelöst, erzählt Fischer.
Seit Oktober 2010 arbeitet er in St. Georgen in Frankfurt an seiner zweiten Doktorarbeit in Moraltheologie. Es sei wichtig, Geistes- und Naturwissenschaften zusammenzubringen, vor allem Medizin und Ethik. "Wir haben mit so vielen Fragen zu tun, von der Präimplantationsdiagnostik bis zur Sterbehilfe."
Die Kernfrage, auf die die Gesellschaft eine Antwort finden müsse, sei: "Wann beginnt menschliches Leben und ist Leben unbedingt schützenswürdig?" Bei dieser Frage könnten Theologie und Kirche einen wichtigen Beitrag leisten. Denn: "Auch wenn ich seit Pfingsten Priester bin, höre ich nicht auf, Arzt zu sein."
Seine Zukunft sieht Fischer in der Lehre. "Die Hörsäle sind eine Form der Seelsorge." Priester zu sein sieht er als große Herausforderung. "Es ist kein Beruf, den man sich im Katalog auswählt", sagt Fischer. "Man wird mit der Frage konfrontiert, ob man sein Leben in den Dienst Gottes stellen will." Er habe für sich gesagt: "Ja, ich will diesen Weg gehen - als Ordensmann." Das könne er aus dem Wissen, ein von Gott geliebter Mensch zu sein, sagt Pater Rupet. Pater Medard Kehl meint in seiner Predigt: "Es ist der beglückende, liebevolle Blick auf dem Primizbild."Den Orden der Prämonstratenser-Chorherren (OPraem) - in Belgien und den Niederlanden auch Norbertiner - hat Norbert von Xanten 1121 in Prémontré in Nordfrankreich gegründet. 1125 wurde die Abtei Windberg im Bayrischen Wald gegründet. Dem Kloster gehören 35 Brüder an, darunter Novizen und Junioren. 23 leben in Windberg, zwölf in Roggenburg in Schwaben. Der Altersdurchschnitt beträgt 40 Jahre. Die drei Säulen der Ordensspiritualität sind: Communio - das Leben in der Gemeinschaft, Contemplatio - das gemeinsame Gebet - und Actio - die verschiedenen Betätigungsfelder der Chorherren. Die meisten Chorherren haben einen zivilen Beruf, bevor sie ins Kloster eintreten. Sie sind keine Mönche; sie leben zwar im Kloster, aber sie gehen jeden Tag nach draußen, um zu arbeiten, viele als Priester in den umliegenden Pfarreien, aber auch in Schulen und im Krankenhaus. Im 12. Jahrhundert war es etwas Neues, als Priester in einer Gemeinschaft zu leben. mehi

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