Ein neuer Standort für die Aral-Tankstelle an der Trierer Ostallee?

Trier · Im Streit um die Tankstelle in der Ostallee zeichnet sich eine Alternative ab, die Befürworter und Gegner befriedigen könnte.

 Der Weg durch den Grünstreifen in der Ostallee endet unvermittelt auf dem Parkplatz der Tankstelle (oberes Bild). Sie wird zum Tanken, aber auch zum Einkauf am späten Abend oder Wochenende genutzt. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Der Weg durch den Grünstreifen in der Ostallee endet unvermittelt auf dem Parkplatz der Tankstelle (oberes Bild). Sie wird zum Tanken, aber auch zum Einkauf am späten Abend oder Wochenende genutzt. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Leidenschaftlich bis verbittert lief die Diskussion um die Tankstelle in der Ostallee in den vergangenen Monaten: Für die eine Seite wäre Trier ohne die 24-Stunden-Tanke samt Shop keine Großstadt mehr. Für die anderen scheint es kaum eine größere städtebauliche Sünde zu geben, als eine Tankstelle mitten im viel befahrenen Alleenring. Das, was Baudezernent Andreas Ludwig nun als mögliche Lösung des Konflikts ins Spiel bringt, kann angesichts der verhärteten Fronten daher durchaus als Weltformel bezeichnet werden. Denn auch die soll ja - wird sie denn einst gefunden - die Lösung aller Probleme bringen. Nach TV-Informationen verhandelt Ludwig mit dem Aral-Mutterkonzern BP über eine mögliche Verlegung des Standorts der Tankstelle. Der grüne Alleenring wäre dann von dem blauen Ungetüm aus Beton befreit. In dem Grünstreifen wäre Platz für einen Radweg. Trotzdem könnten weiter Benzin, Bier und Tiefkühlpizzen zu jeder Tag- und Nachtstunde gekauft werden - und zwar in unmittelbarer Nähe.Der ins Auge gefasste potenzielle neue Tankstellenstandort liegt nämlich nur wenige Hundert Meter entfernt und ebenfalls in der Ostallee - auf dem Gelände der Stadtwerke. Die SWT ziehen dort ihre technischen Abteilungen samt Fuhrpark und Lager ab und verlegen sie in ihren neuen Energie- und Technikpark am Grüneberg. Rund 10?000 Quadratmeter werden dadurch auf der Gewerbefläche an der Ostallee frei (der TV berichtete). Der Standort ist attraktiv - Autobahn, Bahnhof und City sind nah. Die Verhandlungen zwischen Stadt, SWT und BP über den möglichen neuen Tankstellenort laufen noch. BP-Pressesprecher Detlef Brandenburg bestätigte am Dienstag auf TV-Nachfrage: "Wir sind in der Sache gesprächsbereit, wollen aber die Stadtratssitzung und den etwaigen Bürgerentscheid dazu abwarten, bevor wir uns festlegen." Baudezernent Andreas Ludwig wollte sich zur Entwicklung der Diskussion um die Zukunft der Tankstelle nicht öffentlich äußern. Am Montagabend informierte er allerdings bei der Sitzung der CDU-Fraktion seine Parteikollegen über den möglichen Kompromiss. "Aus unserer Sicht wäre das eine gute Alternative - der Alleenring wäre frei, die Tankstelle trotzdem gesichert", erklärte Fraktionsvize Thomas Albrecht auf TV-Nachfrage. "Ich würde mich wundern, wenn - sollte der Standortwechsel tatsächlich möglich sein - jemand aus unserer Fraktion etwas dagegen hätte."Auch die Grünen - erklärte Gegner der Blauen Lagune im Alleenring - könnten mit dem Standortwechsel leben. "Alles ist besser als der jetzige Zustand", sagt Fraktionssprecher Reiner Marz auf TV-Nachfrage.Am heutigen Mittwoch tagt der städtische Bauausschuss. Für die Sitzung angekündigt hat Ludwig, noch offene Fragen in Sachen Tankstelle beantworten zu wollen - auch zu Details des Pachtvertrags mit der BP. Am Donnerstag ist die Tankstelle Thema im Steuerungsausschuss. Zu dieser Sitzung ist auch Markus Römer eingeladen, Initiator des Bürgerbegehrens, bei dem mehr als 4400 Unterschriften für den Erhalt der Tankstelle gesammelt worden waren.Der Stadtrat hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, den Pachtvertrag zum Jahresende auslaufen zu lassen. Bleibt der Stadtrat in seiner Sitzung am 28. September dabei, könnte ein Bürgerentscheid diese Entscheidung kippen. Für diese Abstimmung, an der sich alle Trierer beteiligen können, ist der 10. Dezember vorgesehen. Stimmen dann mindestens 15 Prozent aller Wahlberechtigten - das sind laut Stadtverwaltung etwa 13?000 Bürger - mit Ja und gleichzeitig nicht eine Mehrheit - in dieser Beispielrechnung mindestens 13?001 - dagegen, muss der Pachtvertrag der Tankstelle verlängert werden. Extra

Spannende Sitzung zur Blauen LaguneDie öffentliche Sitzung des Bauausschusses, zu dem Zuhörer zugelassen sind, beginnt am heutigen Mittwoch um 17 Uhr im großen Rathaussaal. Baudezernent Ludwig erklärt in der Sitzung, warum er und der übrige Stadtvorstand gegen den Verbleib der Tankstelle am jetzigen Standort sind. Außerdem geht es um Details des aktuellen Pachtvertrags, der zum 31. Dezember 2017 ausläuft. In diesem ist festgehalten, dass Aral beziehungsweise der Mutterkonzern knapp 50?000 Euro Festmiete plus 8000 Euro umsatzabhängige Miete pro Monat an die Stadt zahlt. Die Kosten für den Rückbau der Tankstelle muss Aral beziehungsweise der Mutterkonzern BP übernehmen. Mit Ablauf des Vertrags erhält die Stadt einmalig 200?000 Euro für die Bepflanzung des Alleenrings. Diese 200?000 Euro fließen nicht, wenn der Pachtvertrag verlängert wird. Kommentar

Kein Königsweg, sondern fauler Kompromiss
von Christiane Wolff
Nur auf den ersten Blick scheint der potenzielle Standortwechsel der blauen Lagune eine charmante Lösung zu sein, die sowohl Tankstellengegner als auch -befürworter befriedigen könnte. Tatsächlich ist die Sache ein fauler Kompromiss. Schließlich geht es nicht um wenige Hundert Meter hier oder da. Und die Verlegung der Tankstelle alleine löst auch nicht die Radwegproblematik des Alleenrings. Vielmehr steht eine Grundsatzentscheidung an.Der Neubau einer Tankstelle mitten in der Innenstadt ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß - erst recht nicht auf einem so wertvollen Areal wie dem SWT-Grundstück.Auch Umweltdezernent und Stadtplaner Andreas Ludwig dürfte das so sehen.Eine Standortverlegung würde aber zumindest eins seiner Probleme lösen: Bislang verläuft nämlich zwischen ihm und seiner Partei ein tiefer Graben: Ludwig ist erklärter Gegner der Tanke am jetzigen Standort, die CDU-Stadtratsfraktion will deren Pachtvertrag verlängern. Die Standortverlegung wäre der Königsweg heraus aus diesem parteiinternen Streit. "Allen Wohl und keinem Weh" ist allerdings das absolut falsche Motto für eine nachhaltige Stadtpolitik.c.wolff@volksfreund.de 001 - dagegen, muss der Pachtvertrag der Tankstelle verlängert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort