Ein Nischenprodukt für die gemeinsame Marke

Trier/Bernkastel-Kues · Ein kleiner Schritt für die große Idee Dachmarke Mosel. Sieben Imker machen den Anfang. Ihr Honig darf sich nun Mosel-Honig nennen. Der soll in Hotels und Cafés unverzichtbar werden und das Angebot der Winzer ergänzen. Produzenten und Händler im Landkreis Trier-Saarburg reagieren verhalten auf diese Initiative.

Trier/Bernkastel-Kues. Brot, Schnaps, Käse, Möbel und so weiter und so fort. Inzwischen scheint es so, al ob es für nahezu alle Produkte eine Version mit dem Eifel-E der Dachmarke Eifel gibt. Die Angebotspalette mit dem Mosel-M der Dachmarke Mosel ist da überschaubarer. Bisher existiert nur ein zertifizierter Weinbergpfirsich, der sich mit dem goldenen M der Dachmarke schmücken darf. Ab dem heutigen Dienstag gibt es nun auch einen eigenen Mosel-Honig. Sieben Imker vor allem aus dem Raum Bernkastel-Kues haben sich zusammengefunden, um gemeinsam den täglichen Frühstückstisch zu bereichern.
Aus dem Landkreis Trier-Saarburg ist kein Imker dabei. "Das war wohl ein Schnellschuss", sagt Norbert Backes, Vorsitzender des Kreisimkerverbands für die Stadt Trier und den Landkreis-Trier-Saarburg. 220 Mitglieder hat der Verein. "Zwei meiner Kollegen hatten vorgehabt, da mitzumachen", sagt Lorig. Doch habe es zeitlich nicht hingehauen.
Der Kreisvorsitzende hat nicht vor, selber für die Dachmarke Mosel zu produzieren. "Die meisten Imker habe einen festen Kundenstamm", sagt er. Aufgrund der schlechten Ernte im vergangenen Jahr sei der Honig rar. Und für dieses Jahr geht der Kreisvorsitzende ebenfalls davon aus, dass es eine kleine Ernte gibt. Vor diesem Hintergrund bezeichnet er den Dachmarkenhonig als wenig sinnvoll.
2000 Winzer angeschrieben


Um diese Knappheit wissen die Macher des neuen Dachmarkenprodukts. Trotzdem: Klaus Reitz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR) in Bernkastel-Kues sagt: "Der Wein ist natürlich die zentrale Säule. Aber wir haben nicht nur ihn als Spezialprodukt im Blick". Die Initiative für das Projekt ging von zwei Imkern aus. "Sie haben gefragt, ob sie ihr Produkt mit der goldenen Moselkrone bewerben können", berichtet Reiz.
Der Mosel-Honig vergrößert das Angebot an regionalen Produkten. Er soll zum Sortiment von Winzern zählen, in Vinotheken und Geschäften angeboten werden und den Frühstückstisch in Hotels und Cafés bereichern. "Wir haben unter anderem mehr als 2000 Winzer angeschrieben und ihnen mitgeteilt, dass es ein neues regionaltypisches Produkt gibt", erläutert Reitz.
Die Post von den Honigmachern ist auch bei Horst Frieden (Weingut Frieden-Berg, Nittel) angekommen. Er findet die Idee mit dem Dachmarken-Honig zwar gut. Ob er ihn jedoch verkaufen wird, muss sich noch zeigen. "Es käme auf einen Versuch an", sagt er.
Bisher ist das Forellengut Rosengarten (Trassem) ohne das zertifizierte Bienenerzeugnis ausgekommen, in dem es viele regionale Produkte zu kaufen gibt. Arnim Schmidt-Dominé sagt: "Erst seit zwei Wochen gibt es einen neuen Honiglieferanten." Bei dem wolle man vorerst bleiben. Dachmarke hin oder her. Fest stehe: "Für viele Kunden sei die regionale Herkunft der Produkte wichtig."
Ähnlich sieht das Brigitte Briesch vom Wein- und Obstgut Briesch in Bekond. Auch dort gibt es heute schon Honig zu kaufen. Sie und ihr Mann haben ebenfalls schon von dem neuen Dachmarkenprodukt gehört, sagt Brigitte Briesch. "Mehr aber auch nicht."
Folgende Imker werden zertifiziert: Axel Braband (Kesten), Rudi Hoffmann (Bernkastel-Andel), Joachim Clemens (Traben-Trarbach), Jörg Buchkremer (Enkirch), Robert Weis (Zell), Boris Kretz (Bullay), Rainer Serwazi (Mesenich, Untermosel).

Meinung

Bisher nur Stückwerk
Während die Eifel mit einem inzwischen breit aufgestellten Warenangebot am Markt präsent ist, überstrahlt der Wein bisher und wohl auch in Zukunft alle anderen Bemühungen an der Mosel. Und noch ein Unterschied ist augenfällig: Eifel-Produkte wenden sich meist direkt an den Endverbraucher. Dazu wurde mit viel Geld und Mühe eine Vertriebs- und Vermarktungsstruktur aufgebaut. Wer will, kann im Supermarkt Eifel-Wurst kaufen oder im Internet Eifel-Schnaps ordern. Diese Struktur gibt es bei der Dachmarke Mosel nicht. Allenfalls beim jeweiligen Erzeuger kann man sich die Produkte zusammensuchen. Aufgrund dieser Ausgangslage ist es für die Moselaner wohl wenig sinnvoll, eine breite Produktpalette wie die Eifeler zu kreieren. Das passt einfach nicht und muss Stückwerk bleiben. Das war beim Mosel-Weinbergpfirsich so und wird beim Mosel-Honig wohl nicht anders laufen. h.jansen@volksfreund.deExtra

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