"Ein notwendiges Übel"

TRIER. Die Landesunterkunft für Ausreisepflichtige (LUfA) in der Dasbachstraße steht stark in der Kritik. Leiter Hermann-Josef Braum und der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Josef Peter Mertes, wehren sich gegen die Vorwürfe. Vor allem die Klage, es herrschten dort menschenunwürdige Zustände, weisen sie scharf zurück.

 Verharren in ihrer Kritik: Protestler gestern vor dem Ausreisezentrum.Foto: Hans Krämer

Verharren in ihrer Kritik: Protestler gestern vor dem Ausreisezentrum.Foto: Hans Krämer

Das istes also, das Ausreisezentrum. Ein ehemaliges Kasernengebäude, daszuletzt deutsche Aussiedler beherbergte. "Da war es noch nichtrenoviert", sagt Josef Peter Mertes süffisant, während diePressevertreter eintrudeln. Der ADD-Präsident hat zum Ortstermingebeten. "Wir haben nichts zu verbergen", erklärt er zu Beginndes Rundgangs - an diese Devise hält er sich in den folgendenzwei Stunden. Schon ein Blick auf den frischen cremefarbenen Außenanstrich verrät, dass dieses Haus in Schuss gebracht wurde. Das Gleiche gilt für die Räume im Inneren des Gebäudes. Duschen, Aufenthaltsräume und die Küche, in der sich mehrere Doppel-Herdplatten befinden, sind sauber und aufgeräumt. Die Herdplatten dienen nur zum Aufwärmen von Speisen, denn drei Mal täglich werden die Bewohner mit Mahlzeiten versorgt.

Der Aufenthaltsraum, den Braum zeigt, gleicht nicht gerade einer "guten Stube". Karge Holzstühle und -tische warten auf Besucher, auf einem Sims steht eine Kaffeemaschine. Rauchen ist verboten. "Wir haben einige Spiele, die noch in irgendwelchen Umzugskartons stecken", erklärt der LUfA-Leiter. Die Kinder könnten jedoch im DAK-Kindergarten nebenan spielen, wo sie auch betreut würden.

Großer Vorhang vor den Frauen-Duschen

Und die Duschen? Mehrfach wurde beklagt, Frauen seien vom Flur aus zu beobachten. Es gibt jedoch eine Tür, "zusätzlich haben wir einen Duschvorhang angebracht, falls die Tür mal nicht geschlossen sein sollte", sagt Braum. Die Duschen seien "voll funktionsfähig und ganztägig zugänglich". Zwischenzeitlich habe ein Wasserrohrbruch Probleme bereitet, "diese sind aber behoben".

Insgesamt vermittelt das Ausreisezentrum nicht den Eindruck, als würden die Menschen gefangen gehalten. Die Zimmer, in denen doppelstöckige Stahlbetten stehen, erinnern stark an eine Jugendherberge oder ein Studentenwohnheim. Luxus gibt es nicht, aber das ist auch nicht erwünscht. Denn 36 Menschen, darunter sieben Kinder, wohnen in einem Haus, in dem sie nicht wohnen dürften. Jeder von ihnen hat das komplette Asylverfahren durchlaufen, ist abgewiesen worden und müsste abgeschoben werden.

Damit beginnt das Problem. Die Behörden wissen nicht, woher die Leute stammen, folglich können sie nicht abgeschoben werden. "Diese Menschen verschweigen bewusst ihre Identität und erzwingen damit ihren Aufenthalt in Deutschland", stellt Josef Peter Mertes klar. Das Ausreisezentrum sei deshalb "ein notwendiges Übel, um die Leute unterzubringen".

Obwohl er es diplomatisch formuliert, ist dem ADD-Präsidenten anzumerken, dass ihn die ständigen an seine Mitarbeiter gerichteten Vorwürfe ärgern. "Es wurde schon berichtet, hier sei jemand geschlagen worden. Daran ist kein Fünkchen Wahrheit." Der Leiter und seine Mitstreiter bemühten sich "intensiv und mit Fingerspitzengefühl, die schwierige Situation zu meistern".

Die Bewohner des Ausreisezentrums sind zu keiner Auskunft bereit. Jeder winkt ab, als sich ihm die Pressevertreter nähern. Zwei oder drei seien auf Nimmerwiedersehen verschwunden, vermutet der LUfA-Leiter. "Wir sind eine offene Einrichtung, kein Gefängnis." Die Kritiker lassen nicht locker. Gestern Nachmittag fanden sich Protestler ein, um an die Bewohner "Mutmachzettel" zu verteilen.

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