Ein Paradies für Bücherwürmer

TRIER. (gsb) Was tun, wenn die Seiten eines Buches Verfärbungen aufweisen? Sind es Bakterien? Einen Einblick in die Arbeit einer Restaurierungswerkstatt gab es beim Tag der offenen Tür der Buchbinderei Mohr, die seit einem Jahr die Restaurierungswerkstatt der Stadtbibliothek übernommen hat.

"Seit wann werden Bücher von Silberfischchen befallen?", lautet die Frage einer besorgten Besucherin. "Die gab es schon immer", antwortet Restauratorin Melanie Kubitza. Etliche Besucher haben den Weg zur Restaurationswerkstatt der Buchbinderei Mohr gefunden, in helle Werkräume mit großzügigen Fenstern in der Tuchfabrik Trier. Wertvolle alte Bücher und Inkunabeln, also Handschriften aus dem 15. Jahrhundert, liegen aus. Sowie Informationen etwa über die Behandlung von verschmutzten Oberflächen. "Die kann man trocken reinigen mit einem speziellen Schwamm, ähnlich einem Radiergummi, oder über eine Wässerung reinigen. Oder mit Lösemitteln oder einer Bleiche", informiert Kubitza, wobei letztere Verfahren nicht zu ihren bevorzugten Behandlungen zählten. Seit einem Jahr ist die 31-Jährige Diplomrestauratorin, die ihren FH-Abschluss in Köln machte, in dem Traditionsbetrieb Mohr angestellt. Im Zuge des "Outsourcens" hat die Buchbinderei Mohr mit der Übernahme der Restaurierungswerkstatt der Stadtbibliothek ihr Tätigkeitsfeld erweitert. 1864 wurde die Buchbinderei gegründet und hat ihren Standort noch heute in der Dietrichstraße 35. "Wir sind ein alteingesessener Betrieb, der alles noch in Handarbeit erstellt", berichtet Claudia Mohr. Der Rechtsanwältin obliegen die Büroarbeiten im Betrieb. Hauptkunden von Buchbinderei und Restaurierungswerkstatt seien die Bibliotheken wie beispielsweise der Universität, Fachhochschule oder Nationalbibliothek Luxemburgs. Privatkunden gebe es immer weniger. Dennoch gibt es Menschen, die kleine Schätze irgendwo zu Hause horten. Richtig wertvoll sind auch zwei Pergamenthandschriften der Stadtbibliothek, die derzeit in Florenz ausgestellt werden und von Kubitza gesichert wurden. Dass erdrückender Dominanz von CD-Roms, dem Internet und anderer moderner Medien zum Trotz immer noch wertvolle Bücher gehegt und gepflegt werden, zeigt der Besuch eines Herrn zum Tag der offenen Tür. Er schleppt ein mit Noten voll geschriebenes, altes Messbuch mit dicken Holzdeckeln an und will es nach fachlicher Beratung aufarbeiten lassen.

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