Ein Paradies für Pilze

TRIER. Weil sie starke gesundheitliche Gefahren durch Schimmelsporen befürchtet, liegt eine achtköpfige Familie mit ihrem Vermieter im Clinch.

Seit 1997 wohnen David und Claudia Lex in dem Haus in der Karl-Marx-Straße. "Seit Jahren sind das Dach undicht und die Wände nass", sagt Vater David. Die Eltern befürchten, dass durch die Gesundheit der Familie gefährdet ist. Ein Gutachten des Instituts für medizinische Diagnostik in Berlin bestätigt, dass im Blut von Sohn Justin Abwehrstoffe gegen Schimmelpilze zu finden sind. "Ein deutliches Indiz für krankmachende Schimmelsporen", sagt Nervenarzt Peter Binz. "Alle Kinder zeigen Auffälligkeiten: starke Müdigkeit, Hautkrankheiten, ständig entzündete Bronchien. Das Zusammentreffen dieser typischen Symptome spricht für eine starke Belastung durch Schimmel." Mit ihrem Vermieter liegen die Lex schon lange im Clinch. Vor Jahren fertigte ein Dachdecker einen Kostenvoranschlag über die Sanierung des undichten Dachs an, Höhe: knapp 10 000 Euro. Renoviert wurde nicht. Seit über einem Jahr zahlt der arbeitslose David Lex keine Miete mehr. "Ich sehe es nicht ein, für Wohnraum zu zahlen, der meine Familie krank macht", sagt er. Vermieter Hans-Walter Stork aus Paderborn hat seinen Mietern fristlos gekündigt. "Wir wollen nur zu gerne hier raus", sagt Claudia Lex. Seit zwei Jahren seien sie intensiv auf Wohnungssuche. "Das Amt hat uns zweimal Wohnungen angeboten, aber die waren für uns zu klein." Auf Anzeigen in der Zeitung hätten sich zwar Leute gemeldet, "aber wenn die Vermieter hören, dass wir sechs Kinder haben, winken sie ab", sagt die 32-Jährige. Vor Gericht streiten sich die Lex' mit ihrem Vermieter darüber, ob das Haus überhaupt von Schimmel befallen ist. Ein gerichtlich bestelltes Gutachten des Trierer Baugutachterbüros Isstas sage aus, dass "in den Zimmern keinerlei Schimmel festzustellen ist, außer kleinerer Stockflecken im Bad", heißt es aus der Trierer Rechtsanwaltskanzlei Cremer, Arend & Hött, die den Vermieter vertritt. Weiter haben sich Kanzlei und Vermieter bis zum gestrigen Redaktionsschluss nicht äußern wollen. Dabei sind die schweren Folgen des nassen Daches nicht zu übersehen: Aus einem hölzernen Fenstersturz im oberen Stockwerk quellen Pilze mit Hut und Stiel. Ihr Myzel hat Balken und Sandstein stark zersetzt. Dass lose Bauteile auf den Gehweg plumpsen, ist nicht auszuschließen. Die TV -Fotos hat Christian Markward vom Sanierungsbüro Markward und Orth begutachtet: "Obwohl eine Ferndiagnose schwierig ist, kann ich definitiv sagen, dass sich neben den starken Salzausblühungen - die von einer sehr feuchten Wand zeugen - Schimmel breit gemacht hat", sagt der Umwelttechniker im Fachbereich Ökologie, der sich auf Feuchteschäden spezialisiert hat. Beängstigender seien jedoch die Fotos vom Dachstuhl: "Auf dem Bild sieht man ganz klar einen Holz zerstörenden Pilz." Ob es sich um den Echten Hausschwamm (siehe Hintergrund) handelt, könne nur durch eine genetische Analyse ermittelt werden. Am 16. März wird das Isstas-Gutachten, das von einem schimmelfreien Haus spricht, vor Gericht behandelt.

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