Ein Phantom wacht (manchmal) über Trier

Trier · Die Ausstellung zur Schifffahrt auf der Mosel beschränkt sich nicht nur auf das Stadtmuseum Simeonstift. Mit einer Lichtinstallation am Hang des Markusbergs wollen die Künstler Gottfried Schumacher und Katarina Veld hues den Fluss ins Bewusstsein der Trierer rufen.

Trier. Das geisterhafte Porträt, das abends in den Baumwipfeln zwischen Mariensäule und Markuskapelle erscheint (der TV berichtete), ist nicht von überall sichtbar. Zu schwach ist das Licht, zu unbeständig die Witterung.
Doch gehören diese Probleme zum Kern der Lichtinstallation "Phantom" des Künstlerehepaars Gottfried Schumacher und Katarina Veldhues. "Der Hauptakteur ist das Wetter", erklärt Schumacher. Nicht nur kann zu viel Feuchtigkeit in der Luft das Bild verschwimmen lassen (siehe Extra), auch dem Wind kommt eine Rolle zu. Wenn er durch die Baumwipfel streicht, bewegt er das Bild und lässt das Gesicht fast lebendig erscheinen.
Die Lichtinstallation ist ein Teil der Ausstellung "2000 Jahre Schifffahrt auf der Mosel" des Simeonstifts. Museumsleiterin Elisabeth Dühr hatte sich bewusst dafür entschieden, die Ausstellung mit diesem Projekt auch aus dem Museum herauszutragen. "Wir wollen den Fluss auch bei den Menschen ins Bewusstsein rücken, die nicht ins Museum gehen." Veldhues erklärt, dass der Mann am Fluss eine uralte Metapher für die Verbindung von Mensch und Wasser sei, und verweist darauf, dass Städte oft am Fluss entstanden sind.
Erst während der Vorbereitungen zur Installation sei die Auswahl von 20 auf einen einzelnen Kopf reduziert worden. Schumacher sagt dazu: "Das übersetzt unsere bildnerische Absicht ideal." Das "entindividualisierte" Gesicht biete dem Betrachter Raum für seine eigenen Gedanken. Denn neben der Projektion durch das Licht sei die Selbstprojektion durch den Betrachter ein wichtiger Bestandteil ihrer Kunst. Was der Beobachter sieht, verrät also auch immer etwas über ihn selbst.
Auch die jeweilige Architektur und Landschaft wollen Schumacher und Veldhues mit der Lichtprojektion in Einklang bringen. Über die Bedeutung ihres Lichtbilds halten sich beide Künstler jedoch bedeckt. Sie wollen den Betrachter nicht beeinflussen.
Unbestreitbar ist allerdings die Tatsache, dass das Porträt die Passanten am Moselufer mit seinem Blick zu verfolgen scheint. Das liegt daran, dass der Mann, den die Künstler für die Installation fotografiert haben, geradeaus in die Kamera guckt.
Der porträtierte Mann hat übrigens keinen Namen. Er ist einer von Hunderten, die Gottfried Schumacher und Katarina Veldhues schon für ihre Installationen fotografiert haben.
Die Lichtinstallation ist noch bis zum 1. März jeden Abend von 19 bis 23 Uhr zu sehen. Am besten sichtbar ist sie vom östlichen Uferbereich zwischen den beiden Moselkränen.Extra

Das Bild entsteht durch zwei Projektoren auf dem Dach der Europäischen Kunstakademie. Sie projizieren das Porträt jedoch nicht auf die exakt gleiche Stelle im Wald. Stattdessen ist eines der beiden Bilder um drei Meter verschoben. Nur so wirkt es aber auf eine Entfernung von einem Kilometer - das entspricht dem gegenüberliegenden Moselufer - scharf. Sind zu viele Wassertropfen, etwa durch Nebel, in der Luft, wirken diese als Projektionsfläche für das Licht. Es wird gestreut, und das Bild ist nicht mehr scharf. Insgesamt sei der Kopf 90 Meter hoch, sagt Schumacher. cli

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