Ein Plan für 8500 neue Wohnungen in Trier - Stadt lädt ihre Bürger in dieser Woche zur Mitsprache ein

Trier · Trier braucht mittelfristig mehr Wohnraum und Platz für Gewerbeansiedlungen. Der Flächennutzungsplan ist für konkrete Planung die verbindliche Grundlage. Die öffentliche Information und Diskussion über das komplexe Werk geht in dieser Woche in die nächste Runde. Der Trierische Volksfreund dokumentiert die wichtigsten Inhalte und absehbare Planänderungen.

Trier. Wenn Trier tatsächlich weiter wächst und im Jahr 2025 wie von der Stadt prognostiziert 110 000 Einwohner hat, wird erheblich mehr Wohnraum benötigt. 8500 Wohnungen in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern benötigen wesentlich mehr Platz als derzeit in den Baugebieten der Stadt vorhanden sind. Wie sich ein theoretischer Gesamtbedarf von 120 Hektar Baulandfläche auf die einzelnen Stadtteile verteilen könnte, das soll der Flächennutzungsplan 2025 regeln. Dieser soll den aktuell gültigen Plan ersetzen, der vor 32 Jahren aufgestellt wurde und trotz vieler Änderungen als stark überarbeitungsbedürftig gilt.
Auch die Standorte für 32 Hektar neue Gewerbeflächen bis ins Jahr 2025 sollen mit dem neuen Plan bestimmt werden, den Oberbürgermeister Klaus Jensen "sehr wichtiges Instrument der Stadtentwicklung" nennt. "Trier prosperiert", freut sich Jensen. "Der Wunsch, in unserer Stadt in guter Qualität wohnen zu können, ist ungebrochen. Um Wohnen und Mieten bezahlbar zu machen, muss das Angebot an Wohnungen insgesamt ausgeweitet werden. Dazu brauchen wir das Instrument des Flächennutzungsplans."

Wohnen: Im überarbeiteten Entwurf für den Flächennutzungsplan, der in dieser Woche bei drei Informations- und Diskussionsveranstaltungen im Mittelpunkt steht (siehe Extra), sind 25 neue Wohnbauflächen vorgesehen. 120 Hektar Nettobaufläche werden dafür benötigt. Auf einem Teil der Flächen sind auch Einzelhandelsnutzungen vorgesehen.
Brubacher Hof: Das voraussichtlich größte Neubaugebiet ist im Bereich Brubacher Hof bei Mariahof vorgesehen. Die Stellungnahmen aus der bisherigen Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung sind inzwischen von der Verwaltung in den Entwurf für das Planwerk eingearbeitet worden. Daraus ergibt sich zum Beispiel eine Verkleinerung des ursprünglich auf 37 Hektar geplanten Neubaugebiets. Dieses wäre damit in etwa so groß wie der bisherige Stadtteil Mariahof. Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchungen werden bei der Präsentation heute Abend vorgestellt.
Zentenbüsch: Auch das ursprünglich auf 33 Hektar geplante Neubaugebiet Zentenbüsch in Trier-Ruwer soll nun nach Informationen der Stadtverwaltung etwas kleiner ausfallen.
Zewen: Ob dies auch für die Baugebiete von Trier-Zewen gilt, ist noch nicht klar. Dort soll in vier Bereichen insgesamt 35 Hektar Bauland entstehen. Der Ortsbeirat hat den derzeitigen Planentwurf, der auch eine potenzielle Ortsumgehung für den Stadtteil enthält, abgelehnt und Reduzierungen gefordert, besonders im Süden des Stadtteils.
Ehrang: Drei Flächen mit einer Gesamtgröße von 21 Hektar sollen in Trier-Ehrang für Wohnbebauung vorgesehen werden.
Wichtige neue Wohnstandorte sind zudem die Erweiterung Euren Süd, die ehemalige Jägerkaserne in Trier-West, der Bereich Walzwerk Kürenz und das Gelände in der ehemaligen Kaserne Castelnau in Feyen, wo ursprünglich ein Handwerkerpark geplant war. Zudem gibt es Erweiterungsflächen in Filsch, Irsch, Heiligkreuz, Kernscheid, Trier-Nord, Olewig, Pfalzel und Tarforst.

Gewerbeflächen: Eine wesentliche Veränderung zu der im Januar vorgestellten Vorplanung mit Blick auf die Erschließung neuer Gewerbeflächen betrifft den Ehranger Bahnhof. Die Stadt wird voraussichtlich von einer Entwicklung auf dem Gelände des Verschiebebahnhofes Ehrang/Pfalzel absehen. Nach Auskunft der Stadt will die Deutsche Bahn das Gelände weiterhin selbst nutzen. Dadurch erhalten die Planungen für das neue Gewerbegebiet Kockelsberg (29 Hektar; Nettobaufläche 21,6 Hektar) noch mehr Gewicht. Ein neuer Gewerbestandort könnte zudem die General-von-Seidel-Kaserne (10 Hektar; 7,8 Hektar) in Trier-Euren werden. Westlich der Monaiser Straße sollen 8,5 Hektar (Nettobaufläche 6,4 Hektar) zusätzlich für gewerbliche Nutzung bereitgestellt werden.

Die Stadtverwaltung hat im Vorfeld der neuen öffentlichen Informations- und Diskussionsrunden angekündigt, in dem Entwurf für den Flächennutzungsplan seien verschiedene Schwerpunkte noch einmal überarbeitet worden. Zudem habe es weitere Untersuchungen zu den Auswirkungen der Planung gegeben. Dies betreffe insbesondere die Gebiete, in denen Voruntersuchungen für städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen begonnen haben.

Einzelhandel: Die zukünftigen Einzelhandelsstandorte werden im neuen Flächennutzungsplan ebenfalls festgelegt. Grundlage dafür ist der Entwurf für das Einzelhandelskonzept 2025, das in den nächsten Monaten vom Trier er Stadtrat verabschiedet werden soll. So könnte in Zewen im Bereich des ehemaligen Baumarktes (Zewener Straße/Im Siebenborn) ein Nahversorgungszentrum entstehen. In Kürenz steht im Bereich des Walzwerkes eine Einzelhandelsnutzung ebenso zur Diskussion wie im Bereich an der Schönbornstraße. Zudem werden im neuen Bebauungsplan mögliche Sonderbauflächen für großflächige Einzelhandelsnutzung dargestellt.

Sport: Das größte Projekt im Bereich des Sportes ist die langfristig vorgesehene Verlagerung des Moselstadions in den Messepark. Auch dafür werden im Flächennutzungsplan die Grundlagen geschaffen. Wenn dies einmal konkret wird, soll ein Teil der Sportanlagen für Schul- und Freizeitzwecke in Trier-Nord erhalten bleiben. 4,9 Hektar Grünfläche an der Zurmaiener Straße sollen dafür reserviert werden. Die Sportanlage in der Diedenhofener Straße könnte nach Vorstellung der Planer zugunsten einer Erweiterung von Gewerbeflächen dort ebenfalls in den Bereich des Messeparks umziehen, dann südlich des Parkplatzes.

Wald: Der Wald soll wegen seiner besonderen Bedeutung für die Stadt Trier weitgehend von intensiven Eingriffen verschont werden. Geringe Eingriffe, so die Stadt, werden lediglich im Bereich des geplanten Gewerbegebietes Kockelsberg notwendig, und wenn es zu einer Realisierung des Moselaufstiegs bei Zewen kommt.Meinung

Die Chancen nutzen
Gut Ding will Weile haben. Das trifft besonders für den Flächennutzungsplan 2025 zu. Er wird die Grundlage für die Entwicklung der Stadt Trier in allen Bereichen sein. Werden hier Fehler gemacht, wird es später teuer. Vor allem würde aber jede spätere aufwendige Änderung noch mehr Zeit kosten. Wichtig ist deshalb, dass die einzelnen Fachbereiche ihre Hausaufgaben wirklich gut machen, wenn es um die großen Themen Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, Verkehr, Freizeitflächen, aber auch um Landschaftsplanung, Energiewirtschaft und Forst geht. So wird im Flächennutzungsplan zum Beispiel bereits festgelegt, wo im Ausgleich für die stärkere Bebauung und Versiegelung des Stadtgebiets neue Grünbereiche geschaffen und geschützt werden. Das wird auch notwendig sein, wenn im Bereich Brubacher Hof, in Trier-Ruwer oder bei Zewen große Bauflächen ausgewiesen werden. Bis es allerdings soweit ist, werden auch die Anwohner zu Wort kommen müssen, die nicht immer begeistert, manchmal auch entsetzt sind, wenn sich ausgerechnet in ihrer Nachbarschaft der Stadtteil so stark ändern soll. Die Diskussionsveranstaltungen der Stadt geben die Möglichkeit, sich zu äußern. Wer mitreden will, muss die Chance nutzen, sich frühzeitig über die Planung zu informieren. r.neubert@volksfreund.deExtra

Die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes ist eine wichtige Weichenstellung für die weitere Entwicklung einer Stadt. Ein Flächennutzungsplan (FNP) ist kein Bauplan, sondern ein "vorbereitender Bauleitplan". Darin wird für die Zukunft festgelegt, wie eine Kommune ihre Flächen nutzen will. Also beispielsweise: Wo soll künftig Platz fürs Wohnen sein, für Verkehr, für Handel und Gewerbe, wo darf sich die Natur ausbreiten und wo darf es Sondernutzungen geben? Wenn solch eine Nutzung im Plan erst einmal festgelegt ist, muss sich die Stadt bei ihren künftigen Bebauungsplänen und Baugenehmigungen an die vorgeschriebene Nutzung der Flächen halten. In den Flächennutzungsplan werden darüber hinaus die Ziele des Landschaftsplans und der Stadtklimaanalyse integriert. Der derzeit gültige Flächennutzungsplan der Stadt Trier stammt aus dem Jahr 1982 und ist stark überarbeitungsbedürftig. Der Stadtrat musste bereits 39 rechtswirksame Änderungen des derzeitigen Flächennutzungsplans beschließen, weil sich beispielsweise auf den zahlreichen Konversionsflächen in der Stadt andere als militärische Nutzungen ergeben haben - die dann neu geregelt werden müssen. Nun wird in einem mehrere Jahre dauernden Prozess ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt: Trier 2025. red/micExtra

Bei drei Veranstaltungen haben die Menschen in Trier in dieser Woche die Möglichkeit, über den Flächennutzungsplan und die Änderungen zu diskutieren. Der Infoabend am heutigen Montag, 19 Uhr, im IHK-Tagungszentrum, Herzogenbuscher Straße 10-12, betrifft die Stadtteile Ruwer-Eitelsbach, Nord, Mitte-Gartenfeld, Kürenz, Tarforst, Filsch, Irsch, Kernscheid, Olewig, Mariahof, Heiligkreuz, Süd und Feyen-Weismark. Die zweite Veranstaltung am Mittwoch, 19. November, 19 Uhr, im Druckwerk Euren, Ottostraße 29, richtet sich an Bewohner der Stadtteile Ehrang-Quint, Pfalzel, Biewer, West-Pallien, Euren und Zewen. Ein Schwerpunkt dieser beiden Abende wird der Zusammenhang zwischen Flächennutzungsplan und städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen sein. In Zewen ist darüber hinaus die Einwohnerfragestunde des Ortsbeirates am Donnerstag, 20. November, für Auskünfte zur Baulandentwicklung Zewen-Süd (bei dseits der Straße "Im Biest") reserviert. Auch hierbei wird ein Schwerpunkt der Zusammenhang zwischen dem Flächennutzungsplan und der derzeitigen Voruntersuchung zur städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme "Zewen-Süd" sein. red/r.n.

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