Ein Prosit auf den Käfig voller Narren

Trier · Auch 2014 wird am Weiberdonnerstag in Trier ein Alkoholverbot im öffentlichen Innenstadtraum gelten. Auf dem Hauptmarkt dürfen Bier, Sekt und Wein dennoch fließen, denn dort führt die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval in einem abgetrennten Bereich Regie.

 Singen, schunkeln, feiern und auch gemeinsam anstoßen dürfen die Narren am Weiberdonnerstag 2014 auf dem Hauptmarkt. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Singen, schunkeln, feiern und auch gemeinsam anstoßen dürfen die Narren am Weiberdonnerstag 2014 auf dem Hauptmarkt. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Ein Käfig voller Narren - so heißt ein Klassiker des europäischen Kinos, entstanden im Jahr 1978. Die italienisch-französische Komödie hat nichts mit Straßenkarneval zu tun, doch ihr Titel passt perfekt auf den Trie rer Weiberdonnerstag 2014. Nur in einer abgesperrten und von Sicherheitskräften bewachten "Sondernutzungsfläche" auf dem Hauptmarkt werden die Narren mit Bier, Wein oder Sekt anstoßen können. Eben ein Käfig voller Narren. Außerhalb dieses Areals gilt am Weiberdonnerstag das allgemeine Alkoholverbot im öffentlichen Raum, das Trier schon in diesem Jahr bundesweit den Ruf eines Karnevals-Kuriosums eingebracht hat.
Das Verbot war eine Reaktion auf die Alkoholexzesse des Jahres 2012. Feuerwehr, Rettungsdienste und die Innenstadtkrankenhäuser waren im Dauereinsatz, um alkoholisierte und verletzte Jugendliche zu behandeln. Dieses Chaos wiederholte sich 2013 nicht. Allerdings verlief der Weiberdonnerstag im öffentlichen Raum derart ruhig und trostlos, dass viele Trierer Karnevalisten auf die Barrikaden gingen. So soll das närrische Treiben nicht aussehen.
Die Arbeitsgemeinschaft Trie rer Karneval (ATK) kann und will eine Wiederholung nicht mit ansehen. ATK-Präsident Andreas Peters hatte im Gespräch mit dem TV bereits Anfang Oktober angekündigt, man arbeite an einer Sonderlösung, die eine Lockerung des Alkoholverbots in einem abgegrenzten Bereich ermöglichen würde. Diese Lösung ist jetzt offiziell und mit der Stadt, der Polizei und dem Ordnungs- und Jugendamt abgestimmt.
Der Hauptmarkt wird am Weiberdonnerstag zwischen 10 und 17 Uhr umzäunt, die Zugänge werden von Sicherheitskräften kontrolliert. Die abgetrennte Fläche soll in etwa der des Weihnachtsmarkts entsprechen. Der Eintritt wird frei sein - aber wer reinkommt, entscheidet die ATK: Jugendliche bis 16 Jahre dürfen rein und mitfeiern, werden aber ein rotes Armbändchen erhalten. Dieses signalisiert: Ich darf überhaupt keinen Alkohol trinken. Ab 16 gibt\'s ein gelbes Bändchen: Alkohol in Maßen ist in Ordnung, ein Vollrausch jedoch nicht. Spirituosen auf Branntweinbasis, die erst ab 18 erlaubt sind, wird es generell nicht geben. "Jugendliche sollten deshalb in der Lage sein, sich auszuweisen", betont ATK-Präsident Peters. Auf der Bühne im Narrenkäfig werden Bands spielen und wird die Proklamation ablaufen.Meinung

Der Donnerstag ist gerettet
Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval hat den Weiberdonnerstag gerettet. Ohne ihre Intervention hätte die Stadt am eintägigen Alkoholverbot im öffentlichen Raum festgehalten. Denn mit einer bemerkenswerten Standfestigkeit, man könnte sogar von Sturheit sprechen, verteidigen Schul- und Sozialdezernentin Angelika Birk und Ordnungsdezernent Thomas Egger den traurigen Weiberdonnerstag 2013 als großen Erfolg. Kritik am alkoholbefreiten Straßenkarneval weisen sie zurück. Der Zweck, die Exzesse von 2012 zu verhindern, heilige alle Mittel. Da müsse man einfach auch mal in Kauf nehmen, dass Trier zur Lachnummer wird. Die Karnevalisten haben diese Situation nicht akzeptiert und eine Lösung gefunden. Sehr gut. Ein komplettes Alkoholverbot freut zwar die Polizei, die am Weiberdonnerstag 2013 auf eine rekordverdächtig ruhige Einsatzbilanz verweist, macht aber aus dem Straßenkarneval ein Absurdum. j.pistorius@volksfreund.de

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