Ein Rallyejahr kostet Trier 140.000 Euro

Trier · Die Partnerschaft zwischen der ADAC Rallye Deutschland und der Stadt Trier hat offenbar eine neue Perspektive. Bis 2016 herrscht Planungssicherheit, betonen der ADAC und OB Klaus Jensen. Der aktuell gültige Stadtratsbeschluss reicht jedoch nur bis 2015. Pro Jahr hat die Stadt Kosten von 140.000 Euro eingeplant.

Trier. Die Römerstadt und der ADAC sind wieder Freunde - so sieht es zurzeit zumindest aus. Der Show-Start werde in diesem und auch den folgenden beiden Jahren wieder vor der Porta Nigra stattfinden, betonen am Mittwoch sowohl ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk als auch Oberbürgermeister Klaus Jensen. Die für Zuschauer kostenlose Präsentation der Rallyeteams und ihrer Fahrzeuge mit anschließendem Anrollen über Hauptmarkt und Domfreihof war immer ein viel Aufmerksamkeit bindender Auftakt der Trierer Rallyetage mit Tausenden Fans - bis der ADAC das Spektakel 2013 ohne nähere Begründungen nach Köln verlegte.
Doch dort lief offenbar nicht alles optimal. Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff wandte sich öffentlich gegen den Rallye-Auftakt. In einem Interview mit Domradio, dem Sender des Erzbistums Köln, sagte Feldhoff: "Ich bin ADAC-Mitglied, aber es muss nicht so ein Spektakel vor dem Dom sein, zumal der Dom missbraucht wird in einem solchen Fall. Das hat keine missionarische Wirkung, sondern das kommt weltweit so schön an, wenn hinter den Autos der Kölner Dom auf den Bildern zu sehen ist, und darüber ärgern wir uns."Kritik des Dompropsts


Neben dem Missfallen des Dompropsts war wohl auch der ADAC nicht glücklich. "In Trier war der Show-Start immer ein Hit mit Menschenmassen, in Köln dagegen war er nur ein Punkt unter vielen", heißt es aus internen Kreisen. Manfred Kronenburg, guter Geist und Abschnittsleiter der Rallye in Trier, formuliert es so: "Der Start gehört nach Trier, denn hier liegt das Zentrum der Rallye. Ich freue mich enorm über diese Entscheidung."
Da ist er nicht der Einzige. "Das ist super, ich bin wirklich sehr froh", betont Hans-Albert Becker, der Geschäftsführer der Tourist-Information Trier. "Die Stadt und auch das Umland profitieren enorm von der Rallye. Es ist wichtig, dass sie auch Präsenz in der Innenstadt zeigt."
Ob und inwieweit die Stadt tatsächlich vom Rallyezirkus profitiert, war über viele Jahre hinweg immer wieder ein Streitthema zwischen Gegnern und Befürwortern. 2012 untersuchte zum ersten Mal ein unabhängiges Institut die wirtschaftlichen Effekte. Das Ergebnis: 1,4 Millionen Euro spült die ADAC-Rallye Deutschland in den Wirtschaftskreislauf der Gastronomen, Hoteliers, Einzelhändler und Dienstleister der Stadt Trier.
Dieser Wert überzeugte wohl auch die Mehrheit im Stadtrat. Im Juni 2012 beschloss der Rat bei neun Gegenstimmen (sieben Grüne, jeweils eine von Linkspartei und SPD) die Unterstützung der Rallye bis zum Jahr 2015. Pro Haushaltsjahr hat die Stadt Kosten von 140 000 Euro eingeplant. Dieser Beschluss gilt weiterhin. Auch wenn der ADAC bereits jetzt die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bis zum Jahr 2016 ankündigt, muss der Stadtrat noch beraten und beschließen, wie er dazu steht.
Eine Beispielrechnung aus dem Jahr 2011 zeigt, wie sich die Kosten der Stadt Trier aufteilen. 132 650 Euro standen am Ende unterm Strich: 50 600 Euro für Leistungen von städtischen Ämtern; 47 600 Euro Miete für den Messepark der städtischen Messeförderungsgesellschaft, der zum Service-Park der Rallye wird. Die externen Rechnungen von Firmen für Strom, Tribüne, Absperrgitter, Plakate und anderes summierten sich auf 34 450 Euro.
Enorme Summen für eine arme Stadt - so sieht Rallye-Kritiker Richard Leuckefeld die Lage, Mitglied der Fraktion der Grünen im Stadtrat. "Ich bin nicht gegen die Rallye, sondern gegen diese Zuschüsse", betont er am Mittwoch im Gespräch mit dem TV. "Meine Fraktion wird diese finanzielle Seite wieder zum politischen Thema machen."Meinung

Bringt den Circus Maximus zurück!
Die Verlegung des Show-Starts nach Köln war ein Skandal, eine Brüskierung der Stadt Trier und ein schwerer Fehler des ADAC. Es spricht für den Automobilclub, dass er diesen Fehler jetzt korrigiert. Die Präsentation der Teams und Fahrzeuge vor Triers berühmtem Wahrzeichen ist ein Riesenspektakel mit Anziehungskraft für Tausende. In Köln hat diese Anziehungskraft offenbar gewaltig gelitten. Der nächste Schritt ist eine Rückkehr des Circus Maximus. Natürlich ist der Innenstadtkurs umstritten - aber er ist eben auch einmalig und rückt die Stadt Trier weltweit ins Rampenlicht. j.pistorius@volksfreund.de

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