Ein Recht auf Protest

Dass Ärzte in Deutschland ihre Praxen schließen und auf die Straße gehen, ist etwas Neues. Wer sie dafür verurteilt, sollte sich über die Hintergründe informieren. Kein anderer Berufsstand hat mit solchen Vorurteilen zu kämpfen.

Natürlich haben die Damen und Herren in Weiß selbst zur Legendenbildung beigetragen. Schlecht gelebt haben die Mediziner in den vergangenen Jahrzehnten wahrlich nicht. Was derzeit von ihnen verlangt wird, überschreitet dennoch die Schmerzgrenze. Vor allem aber wollen sie nicht die Buhmänner für Versäumnisse oder zögerliches Handeln der Politik sein. Einschränkungen in der medizinischen Versorgung in Deutschland wird es geben, da hilft auch das Appell von Gesundheitministerin Ulla Schmidt wenig, das Solidarsystem müsse um jeden Preis und ohne Abstriche erhalten bleiben. Viele Patienten reagieren auf die Ärzteaktionen mit Verständnis, spätestens nach einem Gespräch mit ihrem Haus- oder Facharzt. Dies ändert allerdings nur wenig daran, dass die Proteste vermutlich verhallen werden, ohne etwas zu verändern. Denn so lange die Ärzteschaft nicht mit einer Stimme spricht, so lange die Ärzte untereinander streiten: So lange wird die Politik leichtes Spiel haben. Gerade deshalb wird sie getrennte Budgets in der gesetzlichen Krankenversicherung belassen. r.neubert@volksfreund.de

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