Ein Stadtviertel als Adventskalender

Trier · Der Verein Karl-Marx-Viertel möchte rund um Karl-Marx- und Brückenstraße Identität stiften und das Revier voranbringen. Neueste Aktivität: In der Vorweihnachtszeit formieren sich 22 Adressen zu einem riesigen Adventskalender. Hinter dessen Türchen wartet Unterhaltsames und Leckeres - wie Käsekuchen mit Bierchen. Ein nicht ganz ernst gemeinter Blick ins Programm.

 Die andere Saite: Normalerweise steht Anne Nickels hinter der Kamera und hat kaum Gelegenheit, Gitarre zu spielen. Im Adventskalender des Karl-Marx-Viertels können Besucher die Fotografin in einer anderen Rolle erleben. TV-Foto: Frank Göbel

Die andere Saite: Normalerweise steht Anne Nickels hinter der Kamera und hat kaum Gelegenheit, Gitarre zu spielen. Im Adventskalender des Karl-Marx-Viertels können Besucher die Fotografin in einer anderen Rolle erleben. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Der klassische Adventskalender, der das Warten auf Weihnachten mit einer täglichen Süßigkeit verkürzt, ist schon vielfach variiert worden. Der Verein Karl-Marx-Viertel, hervorgegangen aus einer Interessengemeinschaft von Gewerbetreibenden und Anwohnern, hebt das Prinzip jetzt auf rekordverdächtige Dimensionen.
Auftakt mit Apfelpunsch


Das ganze Viertel rund um Karl-Marx- und Brückenstraße wird zu einem riesigen Kalender erklärt: "22 Teilnehmer bestücken ihn ab dem 1. Dezember unter dem Motto ,Von Tür zu Tür", erklärt die erste Vereinsvorsitzende Brigitte Biertz. Vorrangig Geschäftsinhaber und Gastronomen lassen sich an einem Tag etwas einfallen: eine Vorführung, eine kulinarische Spezialität aus dem Angebot oder beides gleichzeitig - wobei der Zusammenhang zwischen Adresse und dem, was sich hinter dem "Türchen" verbirgt, nur bedingt naheliegend ist.
Zum Auftakt bietet die Fotografin Anne Nickels "Apfelpunsch nach Noten". "Die Anne spielt nämlich in der Band Kwärbeet", sagt Brigitte Biertz begeistert. "Und jetzt packt sie eben statt der Kamera mal die Gitarre aus und spielt uns was vor." Dass es im Indien-Shop Chai-Tee und Vanille-Sterne gibt, ist dagegen nachvollziehbar. Und im bestens integrierten Bazar Oriental und im Saigon-Store freut man sich auch auf Weihnachten: Es gibt persischen Tee mit ebensolchem Gebäck (3. Dezember) beziehungsweise thailändischen Tee mit ebensolchem Gebäck (15. Dezember).
Weniger einleuchtend erscheint zunächst die Kombination "Käsekuchen mit Bierchen", die die Cocktailbar Mai Tai kredenzt (12. Dezember). Und dass die Orthopädie Wild "gebackene Füße" serviert, ist hoffentlich kein Anzeichen für sich ausbreitenden Kannibalismus im Karl-Marx-Viertel.
Ungeachtet der Tatsache, dass dessen Namenspatron Religion ja eher für das "Opium des Volks" hielt, hat der Verein es geschafft, auch zwei benachbarte Kirchen zum Mitmachen zu bewegen: An Heiligabend lädt um 16 Uhr die Freie Evangelische Gemeinde zum Gottesdienst in der Johannisstraße 1. Eine katholische Christmette gibt es um 17.30 Uhr. "Erst hieß es vonseiten des Bistums, dass die Kirche an Heiligabend möglicherweise gar nicht geöffnet ist", freut sich Brigitte Biertz, dass es in der Antoniuskirche nun sogar eine Alternative zur Messe im Dom gibt.
Alternativ - das waren ja früher auch mal die Grünen. Heute sind sie angekommen in der Politik genauso wie im Viertel. Direkt neben der Antoniuskirche laden sie für 17. Dezember ins Wahlkreisbüro zu "Politischen Köstlichkeiten in Grün" - wobei wohl eine schwarze Füllung nicht ausgeschlossen werden sollte.

Eine Übersicht mit allen Teilnehmern und Terminen der Aktionen samt Uhrzeit gibt es in vielen Geschäften im betreffenden Viertel und im Internet auf der Facebook-Seite des Karl-Marx-Viertels.

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