Gedenken Ein Stolperstein gegen Homophobie

Trier · Am Zurlaubener Ufer ist der dritte Stolperstein verlegt worden, der an ein homosexuelles Nazi-Opfer aus Trier erinnert.

 Dieser auf der Trier-Zurlaubener Moselufer-Promenade verlegte Stolperstein erinnert an das Nazi-Opfer Damian Reis.

Dieser auf der Trier-Zurlaubener Moselufer-Promenade verlegte Stolperstein erinnert an das Nazi-Opfer Damian Reis.

Foto: TV/Roland Morgen

„Hass gegen Homosexuelle nimmt wieder zu“, titelte die Saarbrücker Zeitung im vergangenen  Juni. 324 Angriffe und Beleidigungen gegen Homosexuelle und Transsexuelle sind 2017 alleine in Berlin beim Anti-Gewalt-Projekt Maneo gemeldet worden. In München wurde vergangenes Jahr einem homosexuellen Mann mitten auf der Straße ein Knochen unter dem Auge zertrümmert. In Trier ist es friedlicher, aber Homophobie gibt es auch hier. Erst im Juni wurde im Schmit-Z, dem schwul-lesbischen und queeren Zentrum in Trier, eine Scheibe eingeworfen.

Der Leiter des Zentrums, Alex Rollinger, freut sich deshalb, dass seit Dienstag ein neuer Stolperstein für ein homosexuelles Opfer des Dritten Reiches aus Trier liegt, der dritte seiner Art. „Es ist schön, dass der Stolperstein hier am Zurlaubener Ufer liegt, wo viel gefeiert wird“, sagt Rollinger. Denn viele junge Schwule und Lesben seien sich heute gar nicht bewusst, wie verfolgt Homosexuelle einst waren. Markus Pflüger, Referent der Arbeitsgemeinschaft Frieden (AGF), sagt: „Ich finde es gerade jetzt wichtig, ein Zeichen zu setzen in einer Zeit, in der es wieder ganz viel Hetze und Hass gegen Minderheiten gibt.“

Organisiert wurde die Stolpersteinverlegung von der AGF und dem Kulturverein Kürenz. Der Kölner Künstler Gunter Demnig fügte den Stein auf der Promenade in Höhe Zurlaubener Ufer 89 ein. Hier war der letzte Wohnsitz von Damian Reis, der am 11. August 1942,  einen Tag vor seinem 47. Geburtstag, im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin ermordet wurde, neben mindestens 100 weiteren Homosexuellen in der Aktion „Klinker“.

Damian Reis war Dachdecker, Veteran des Ersten Weltkriegs und mit einer Frau verheiratet. Ab 1936 wurde er mehrfach wegen homosexueller Kontakte verhaftet.

Dass an Reis erinnert wird, ist dem Bochumer Psychologen Jürgen Wenke zu verdanken, der die Geschichte des Mannes recherchiert hat (der TV berichtete). Wenke beschäftigt sich privat mit der Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich und bemüht sich, dass diese bundesweit Stolpersteine erhalten. 38 sind es mittlerweile. Oft war es in Städten der erste Stolperstein für diese Gruppe. So auch in Trier, wo dank Wenke seit einem Jahr in der Hohenzollernstraße 13 an die Zwillingsbrüder Ernst und Leo Salomon erinnert wird. Aber nur zwei Steine, „sind für eine Stadt wie Trier doch sehr wenig“, fand Wenke. Es war ihm wichtig, dass ein weiterer dazu kommt. Ein weiterer soll im Herbst 2019 in Konz folgen.

Pate des Steins für Damian Reis ist Georg Weege, Gründungsmitglied des Schmit-Z.

Zehn vor dem Helenenhaus (Krahnenstraße) verlegte Stoplersteine sind weiteren der insgesamt 84 Zwangssterilisationsopfern gewidmet, deren Biografien Thomas Schnitzler (Trier) im Rahmen des abgeschlossenen Förderprojektes mit Unterstützung der Gerda-Henkel-Stiftung erforscht hat. In seiner demnächst erscheinenden Publikation wird die Bedeutung des „Taubstummen“-Internats als besonderer Verfolgungsort „erbkrankheitsverdächtiger“ Gehörloser erläutert. Auf der Inschrift des erwähnten Kopfsteines ist diese Funktion auch für nachfolgend geplante Stolpersteinverlegungen ausgewiesen. Die Patenschaften für diese ersten 10 Stolpersteine wurden von der Stiftung der Vereinigten Hospitien übernommen. 

 Jürgen Wenke, Alex Rollinger und Markus Pflüger (von links) freuen sich über den frisch verlegten Stolperstein in Zurlauben.

Jürgen Wenke, Alex Rollinger und Markus Pflüger (von links) freuen sich über den frisch verlegten Stolperstein in Zurlauben.

Foto: TV/Jan Söfjer

In der Engelstraße wurden zwei weitere Stolpersteine zum Gedenken an die im evangelischen Elisabeth-Krankenhaus zwangssterilisierten NS-Opfer verlegt. Die Forschung über das aus Orenhofen stammende Ehepaar Katharina und Peter Breier hat abermals der Heimathistoriker Robert Reuter unterstützt, der zugleich die Patenschaft übernahm.

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