Ein Stück Alltag für Menschen in Not

Trier · Die Villa St. Vinzenz neben dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ist Standort einer Wohnungslosenambulanz. Menschen in Notsituationen erhalten dort eine warme Mahlzeit, ärztliche Verpflegung und Beratung.

Trier. Überwiegend Männer stehen im Untergeschoss der Villa St. Vinzenz vor der Essensausgabe. Manche von ihnen sind noch nicht einmal 30 Jahre alt, andere bereits im Seniorenalter. Einige polnische Gäste zeigen gestikulierend ihre Bestellung an, andere haben Plastikdosen mitgebracht und lassen sich Bratwurst und Kartoffelpüree einpacken. Einige sitzen schon an den Tischen der kleinen Cafeteria, Menschen unterhalten sich und umklammern ihre warmen Kaffeetassen. Eine Mahlzeit, Wärme und Gesellschaft: Für viele Besucher der Villa St. Vinzenz ist das keine Selbstverständlichkeit. Manche von ihnen leben Tag für Tag auf der Straße, andere sind in Sozialwohnungen untergebracht oder können ihren Lebensalltag nicht mehr ohne Hilfe bestreiten.
In der Wohnungslosenambulanz des Ordens der Barmherzigen Brüder soll diesen Menschen in Not geholfen werden. Täglich von 10.15 bis 11.45 Uhr sind die Türen der Villa St. Vinzenz für Besucher geöffnet. Solange der Vorrat reicht, gibt es in der Sozialküche eine warme Mahlzeit und Kaffee. Die Gäste können sich duschen und gespendete Kleidung mitnehmen.
Darüber hinaus bietet die Einrichtung ärztliche Versorgung an: Dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr hat ein ehrenamtlicher Arzt eine Sprechstunde in der Ambulanz. Bedürftige erhalten hier eine erste medizinische Behandlung und werden im Ernstfall weitervermittelt. Zudem ist das Haus mit der Caritas und dem Verein Streetwork vernetzt, die im Rahmen von Sprechstunden in St. Vinzenz Hilfe und Beratung anbieten.
Voraussetzung, um die Unterstützung zu erhalten, ist die Vorlage eines Gutscheins, der nach einer Prüfung von der Caritas ausgestellt wird. Leiter der Einrichtung ist Bruder Elias Brück, er wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt. "Unser Auftrag ist es, Leuten in Notsituationen zu helfen, aber auch neue Perspektiven aufzuzeigen", sagt Bruder Elias. "Die Menschen, die zu uns kommen, haben Hunger und gesundheitliche Probleme, seien es psychische Erkrankungen oder Suchtprobleme. Hier schaffen wir Abhilfe, entweder selbst oder durch Weitervermittlung."
In der Regel besuchen täglich 75 Menschen die Wohnungslosenambulanz. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte. Der 50-jährige Matthias ist seit 1992 obdachlos und reist mit seinem vollgepackten Dreirad von Stadt zu Stadt. In Trier stärkt er sich für eine lange Reise an den Bodensee. Der 39-jährige Fabian aus Hamburg besucht St. Vinzenz zum ersten Mal und freut sich über das Angebot: "Ich lebe seit August auf der Straße und bin froh, dass mich jemand mitgebracht hat. Hier gibt es warmes Essen und nette Gesellschaft."
Udo Eim ist ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Sozialküche und kennt die meisten Besucher der Einrichtung. "Wir sind wie eine Familie hier", sagt er. "Für viele Leute ist die Zeit hier ein Stückchen Alltag. Das ist sehr wichtig für die Menschen."

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