Ein Stück Großstadt geht verloren - Muss die Villa Wuller in Trier schließen?

Trier · Die Villa Wuller in Trier stellt Mitte August den Dauerbetrieb ein. Eine Idee könnte den Club aber noch retten.

 DJ und bisheriger Betreiber der Villa Wuller: Bernhard Robert schließt die Türen, bleibt aber der Musik treu. TV-Foto: Sebastian Stein

DJ und bisheriger Betreiber der Villa Wuller: Bernhard Robert schließt die Türen, bleibt aber der Musik treu. TV-Foto: Sebastian Stein

Foto: (h_st )

Trier Bernhard Robert ist passionierter DJ und eigentlich kein Unternehmer. Er wollte auch nie einer sein - dennoch betreibt er einen Trierer Club. Mit der Villa Wuller in der Ausoniusstraße verwirklichte sich Robert einen Lebenstraum - und erlebte einen Alptraum.
Mit einer Party am Freitag, 11. August, zieht er nun einen Schlussstrich - der Privatbetreiber schließt die Türen.

Die Ausnahmeerscheinung in der Trierer Party-Kultur läuft seit sechs Jahren unter seiner Leitung und funktioniert bis heute nach besonderen Regeln: DJs mit richtigen Schallplatten, Fotografie-Verbot, kaum Licht, keine Spiegel auf den Toiletten, besondere Rücksicht untereinander und keine ausgebildeten Türsteher. "Damit haben wir eigene Ansprüche über wirtschaftliche Interessen gestellt", gibt Robert zu. Dass dies negative Folgen für den Club hatte, glaubt er jedoch nicht - es habe immer viel positive Resonanz auf die sogenannten Spielregeln gegeben.

Auch die Konkurrenz anderer Clubs war für Robert nie ein Problem. Vielmehr glaubt er, dass sich jedes Konzept irgendwann abnutzt und die Menschen generell eher zu Hause bleiben. "Es gehört heute mehr dazu, vors Loch zu gehen, als sich zu Hause von Netflix berieseln zu lassen."
Seit anderthalb Jahren liefen die Geschäfte in der Villa Wuller sehr schlecht, sagt Robert. Die Besucherzahlen seien kontinuierlich zurückgegangen. Anfang des Jahres musste der Betreiber die Stromversorgung erneuern lassen - weil die Stadt aufgrund eines besonderen Mietvertrags keine Renovierungsarbeiten am alten Gebäude mit denkmalgeschützter Außenfassade übernimmt. "Absurd, aber ich habe den Vertrag aus freien Stücken unterschrieben", sagt Robert. Durch den Betrieb habe er das leerstehende Gebäude trocken gehalten und aufgewertet.

Schließlich fehlten die Mittel, um seine Angestellten und sich selbst am Ende des Monats pünktlich zu entlohnen. Ein Alptraum - und ein klassisches Problem der Selbstständigkeit, wie Robert sagt.
Auch wenn es ihm nicht leicht fällt, seinen Laden aufzugeben, freut er sich, Zeit für etwas Neues zu haben. 2011 war er nach Trier zurückgekehrt, um den Laden zu eröffnen. Nun zieht es ihn privat wieder nach Berlin. Die Verwurzelung in seiner Heimatstadt Trier habe mit den Jahren abgenommen, sagt der 34-Jährige. Trotzdem ist für ihn klar: "Ich hätte in keiner anderen Stadt den Mut gehabt, so einen Laden aufzumachen."

Mit Bernhard Robert und seinem Konzept der Villa Wuller geht ein Stück Großstadt verloren. Doch während der DJ weiter mit seiner Musik plant, gibt es eine Idee zur Rettung des Clubs: Ein Kulturverein soll der Nachfolger werden und den Laden betreiben. Hierfür hoffen die Initiatoren auf finanzielle und personelle Unterstützung.
Um darum zu werben, gibt es auf den nächsten und vorerst letzten Partys in der Villa Wuller einen "Soli-Shop". Am Samstag, 5. August, um 19 Uhr stellt sich der Verein vor.

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