Ein Stück Israel in Trier

TRIER. Ein außergewöhnlicher Stiftungsvertrag ist in der Synagoge unterzeichnet worden. Der Trierer Künstler Werner Persy übergab der Jüdischen Kultusgemeinde 95 seiner während seiner Israel-Aufenthalte entstandenen Bilder. Sie zeigen einen Querschnitt durch jüdisches Leben und die Landschaften Israels, wie Persy sie zwischen 1976 und 1982 gesehen und erlebt hat.

"Ich übergebe diese Arbeiten sehr gerne an einen Ort, wo sie hingehören", sagt Werner Persy. "Es muss eine würdige Stätte sein, die eine solche geschlossene Sammlung aufnimmt." Die 95 Aquarelle, Tusche- und Rohrfederzeichnungen, die Persy während seiner Aufenthalte in Israel gemalt hat, könnten in Trier keinen besseren Ort gefunden haben als die Jüdische Kultusgemeinde, die die Bilder erstmals 2007 zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinschaft auszustellen plant. "Wir sind sehr dankbar für die Stiftung. Werner Persy hat viel Zeit, Arbeit und viel Liebe in die Bilder investiert. Wir werden die Gemälde so behandeln, wie es in seinem Sinne ist", sagt Benz Botmann, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde. Mit den Bildern ist nicht nur ein großes Geschenk gemacht worden. Es ist zugleich auch ein Stück Israel nach Trier gekommen. Denn einige der Aquarelle hat Persy mit Farben aus Steinpulver gemalt, das er in der Wüste Negev gesammelt hat. So sind die Bilder auf zweierlei Weise vom Geist des Ortes beseelt, an dem sie entstanden sind. Persy machte sich auf seinen Israel-Reisen auf die Spuren der alttestamentarischen Propheten, Motive, die er in kraftvollen Tusche- und Rohrfederzeichnungen darstellt. "Wenn du dich mit den Propheten beschäftigen willst, musst du dich auch den Anforderungen und Entbehrungen stellen. Bei diesen Darstellungen will ich etwas Tiefgründigeres aussagen, es geht an die menschliche Substanz, das muss man durch die Technik verstärken." Aquarelle in "Wüstenfarben"

Persy bereiste auch Jerusalem, die Wüste Negev und Genezareth, kraftvolle Stätten, an denen die gemeinsamen Wurzeln von Judentum und Christentum spürbar werden. In den mit den glühenden "Wüstenfarben" gestalteten Aquarellen hat Persy die Schönheit und den atmosphärischen Reiz der Landschaften und Städteansichten eingefangen. "Ich hatte das alles schon in meiner Vorstellung gesehen", sagt der Künstler, der sich die Bibel früh zur Lektüre gemacht hatte. Die Angst, von der Realität enttäuscht zu werden, habe sich nicht erfüllt. "Die Wirklichkeit hat mich nicht nur bestätigt, sondern beflügelt und bestärkt. In der Nähe der Wirkungsstätten der Propheten habe ich ungeheuer viel schöpferische Kraft schöpfen können." Auch die Begegnungen mit "vielen sehr lieben Menschen" brachten ihn dem jüdischen Leben näher. Dankbar sei er immer noch, dass er als Deutscher im September 1976 die Möglichkeit erhalten habe, seine alttestamentarischen Themen in einer Einzelausstellung im Jerusalemer "Artists' House" auszustellen. "Das war zu dieser Zeit nicht üblich. Ich sehe die Stiftung meiner Bilder an die Jüdische Kultusgemeinde Trier auch als einen bescheidenen, eigenen Beitrag zur Wiedergutmachung dessen, was man dem jüdischen Volk angetan hat", erklärt Persy.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort