Ein Stück Plastik sorgt für Skepsis

TRIER. Die Welt ist keine Kugel und sie ist auch keine Scheibe – die Welt ist eine Karte. Ein flüchtiger Blick ins Portmonee genügt, um den Stellenwert elektronischer Chipkarten zu erahnen: Was vor Jahren in Banken anfing, erhält in Krankenhäusern und Arztpraxen bald vielleicht eine ganz neue Dimension.

Die elektronische Gesundheitskarte soll relevante Patientendaten ohne bürokratischen Aufwand jedem Arzt oder Apotheker zugänglich machen (der TV berichtete). Nur wenn der Patient es wünscht, wohlgemerkt. Doch wie ist es um das Vertrauen in die Chip-Karte und um die Akzeptanz bestellt? Im Bürgerhaus Trier-Nord fand eine Podiumsdiskussion zu der elektronischen Karte statt. Und nicht zuletzt war es das erklärte Ziel der Diskussionsteilnehmer, Vertrauen in ein komplexes und für viele Menschen kaum abschätzbares Projekt zu schaffen. Unter der Moderation von TV-Redakteur Dieter Lintz kamen Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen zusammen, um mit den potenziell Betroffenen Ziele und Probleme der Gesundheitskarte zu diskutieren. Im Dialog wurde deutlich, dass vor allem datenschutzrechtliche Belange die Skepsis der Bürger begründeten - schließlich geht es bei der Speicherung von gesundheitlichen Daten vor allem um die Wahrung der Intimsphäre. "Was passiert mit meinen Daten, wer kann sie einlesen, und bekomme ich davon überhaupt etwas mit?", fragten die Besucher interessiert. "Die Gesundheitskarte ist mit einem Pin-Code versehen und darf nur gegen Vorlage und damit ausschließlich mit dem Einverständnis des Patienten eingelesen werden", erläuterte Dr. Jürgen Faltin vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz. "Sollte man die Karte verlieren oder die Pin vergessen, kann man sicherheitshalber eine neue Karte beantragen", erklärt der Trierer Arzt Dr. Michael Siegert. Die ersten Erfahrungen beurteilt Siegert positiv, auch wenn es noch "Probleme in der Schnittmenge" zwischen Testpatienten und dem System angeschlossenen Praxen gebe. Dieter Lintz wies darauf hin, dass die Angst der Bürger partiell auch in der unabsehbaren Zukunft des elektronischen Kartensystems liegen kann: "Verlangt ein Arbeitsgeber im Bewerbungsgespräch in Zukunft vielleicht die Patientendaten, um anhand der Daten seine Entscheidung mit zu treffen?". Dies sei, so Faltin, vom Gesetzgeber durch das Strafgesetz unterbunden - jedoch schienen sich Skeptiker auch davon nicht wirklich überzeugen zu lassen. "Das ist doch eine sinnlose Zusammenstellung mathematischer Daten", schimpfte Franz-Josef Wagner vom Landesverband Psychiatrie/Betroffene. Doch auch der konkrete Umgang mit der Karte und die Kommunikation zwischen Patient und Arzt interessierten die Besucher: "Das Gespräch mit dem Arzt wird ja nicht abgeschafft", sagt Faltin, "ein entscheidender Vorteil der Karte liegt aber in der Zeitersparnis, da man beispielsweise nicht mehr auf Röntgenbilder warten muss, sondern diese gleich abrufen kann."

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