Ein Thüringer eint Heiligkreuz

HEILIGKREUZ. Er war der erste Ortsvorsteher von Heiligkreuz und amtierte bis dato am längsten: Felix Kurz. 15 Jahre stand der gebürtige Thüringer an der Spitze des Stadtteils, in den es ihn 1967 verschlagen hatte.

 Von 1974 bis 1989 Heiligkreuzer Ortsvorsteher: Felix Kurz.Foto: Marcus Stölb

Von 1974 bis 1989 Heiligkreuzer Ortsvorsteher: Felix Kurz.Foto: Marcus Stölb

Ein "kritischer Mensch" sei er, einer, der auch "mal impulsiv" werden könne, sagt Felix Kurz von sich selbst. Doch das ist nur die eine Seite des Mannes, der 1974 zum ersten Ortsvorsteher von Heiligkreuz gewählt wurde und den in seiner 15-jährigen Amtszeit vor allem ein Ziel umtrieb: Alt- und Neu-Heiligkreuzer einander näher zu bringen. Eine Generationen-Aufgabe, denn erst in den vergangenen Jahren verschwanden die leisen Vorbehalte einiger Alteingesessener aus dem Ortskern gegenüber den Neubürgern jenseits von Metzer und Straßburger Allee. Stadtteilfest am Sportplatz

Kurz war ein "Zugezogener": 1967 kam er von Bad Godesberg nach Trier und zog in die Erzbischof-Heinrich-Straße. Geboren in Thüringen, hatte es den Meister im Bekleidungshandwerk nach Stationen in Bayern und Nordrhein-Westfalen schließlich nach Heiligkreuz verschlagen. "Damals unterschieden sich der alte Ortskern und die Neubaugebiete erheblich voneinander", erinnert sich Kurz. In Gesprächen habe er immer wieder die Sorge der Alt-Heiligkreuzer herausgehört, im rapide expandierenden Stadtteil ins Hintertreffen zu geraten. Angesichts der Dimensionen der Neubaugebiete, die östlich von Metzer- und Berliner Allee, später auch unterhalb des Wolfsbergs entstanden, keine völlig unbegründete Furcht. Doch Christdemokrat Kurz verfuhr nach der Maxime, dass nun auch menschlich zusammenwachsen sollte, was formal ohnehin zusammengehörte. "Mir war klar, dass ich die Menschen am besten über die Vereine zusammen bringen konnte", erzählt Kurz von den Anfängen Mitte der 70-er Jahre. Also schmiedete er mit dem Arbeitskreis Heiligkreuzer Vereine (AHV) ein Gremium, mit dem er nahezu das gesamte organisierte und ehrenamtliche Leben des Stadtteils an einen Tisch brachte. Was damals nicht selbstverständlich war, wie das Beispiel der Männergesangvereine 1900 und Harmonie zeigte: Letzterer hatte sich von ersterem abgespalten, doch Kurz konnte beide Chöre für sein Projekt gewinnen und den Kirchenchor Cäcilia gleich mit dazu. Brieftauben- und Kaninchenzüchter saßen ebenso mit im AHV-Boot wie der Turnverein sowie der VfL. Sämtliche Vereine wollten Kurz als Mitglied gewinnen, doch der lehnte dankend ab: "Ich wollte neutral bleiben." Die kreativen Kaninchenzüchter indes wussten, wie sie den Ortsvorsteher für sich gewinnen konnten: Sie ernannten Kurz kurzerhand zum Ehrenmitglied ihres Langohrenvereins. Ab Mitte der 70-er Jahre veranstaltete der AHV alljährlich ein Fest, das schon bald an der Berliner Allee stattfinden sollte. "Wir hatten den Matschplatz vor der Bezirkssportanlage zu einem Festplatz ausgebaut", berichtet Kurz. Mit dem Standort im noch jungen Wohngebiet wollte der Arbeitskreis die Alt-Heiligkreuzer aus dem Kern locken. Ein Konzept, das aufging: Bis Ende der 80-er Jahre feierten die Stadtteilbewohner im großen Festzelt und mit Schiffschaukel und Schießbude. Doch nicht lange nach Kurz' Abgang löste sich der AHV auf. Auch, weil sich kein geeigneter Nachfolger gefunden hatte, der den Arbeitskreis in bewährter Weise hätte fortführen können. Kurz gab 1989 sein Amt als Ortsvorsteher ab und zog sich weitgehend aus der aktiven Politik zurück. Zwar amtierte er noch viele Jahre als stellvertretender Chef der Seniorenunion und war noch lange als Schiedsmann für Heiligkreuz und Mariahof tätig. Doch "insgesamt habe ich mich mit der Zeit ganz gut in meinem Alter eingerichtet", sagt er mit einem Schmunzeln. Mehr Zeit bleibt ihm seither für Frau Sibylle, seine drei Kinder und sechs Enkelkinder. Dass seine beiden Söhne "eine ganz starke Tendenz zu den Grünen" haben, störe ihn nicht, sagt der Mann, der sich selbst einen "Wertkonservativen ohne Hang zum Traditionalismus" nennt - und der am kommenden Freitag seinen 82. Geburtstag feiert. Morgen: Das Heiligkreuzer "Jugendproblem" und eine Möglichkeit, es zu lösen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort