Tiere Ein tierisches Pflegeheim - Der Gnadenhof Atlantis in Newel

Newel · Auf dem Gnadenhof Atlantis in Newel können Zweibeiner, die Vierbeiner lieben, sich selbst und den Tieren Gutes tun.

 Ute Braschel verteilt Streicheleinheiten bei den Pferden des Neweler Gnadenhofs Atlantis.

Ute Braschel verteilt Streicheleinheiten bei den Pferden des Neweler Gnadenhofs Atlantis.

Foto: Karin Pütz

Maggy ist eine 27-jährige Tinker-Stute. Neugierig lugt sie aus ihrem Stall und scheint einem direkt in die Augen zu schauen. Doch der Eindruck täuscht – das Pferd ist blind. Was genau Maggy mitmachen musste, bevor es vor drei Jahren auf dem Pferdehof Atlantis im Neweler Ortsteil Kreuzerberg ankam, ist schwer zu sagen. Fest steht, dass aus dem anfangs sehr ängstlichen Tier ein verschmustes und zufriedenes Pferd geworden ist, das sich gerne striegeln und streicheln lässt. Nun kann es den Lebensabend in sicherer und liebevoller Obhut verbringen.

Auch Merlin war wegen einer Hufverletzung bereits im Alter von drei Jahren ein Kandidat für den Schlachthof – wie viele der Vierbeiner hier wurde er vor diesem Schicksal bewahrt. Heute ist der braune Araber-Mix dank  des Gnadenhofs und geschickter Huforthopäden sogar als Schulpferd im Einsatz und hilft so bei der Finanzierung von Atlantis mit. Denn der Unterhalt der rund 50 Tiere – darunter drei Esel, zwei Kühe und neun Katzen – verschlingt monatlich eine fünfstellige Summe.

Atlantis wird ausschließlich durch Spenden und Einnahmen aus Reitstunden und Pachten finanziert. „Wir müssen immer schauen, wie wir überleben“, sagt Ute Braschel von der Stifung Atlantis. „Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer könnten wir das nicht stemmen“, fährt sie fort. Festangestellt sind Pferdefachwirtin Verena (26) und Tierheilpraktikerin Antonia (23). Sie verrichten täglich Knochenarbeit für die Tiere, die oft zu Herzen gehende Schicksale hinter sich haben.

Unterstützung kann Atlantis in jeder Hinsicht gebrauchen, nicht nur finanziell. „Zupackende Hände sind willkommen“, betont Ute Braschel. Der Hof liegt idyllisch etwa acht Kilometer von Trier entfernt. Auf dem weitläufigen Gelände inmitten saftiger Wiesen plätschert ein Bach, das kleine Restaurant „Mühlenstübchen“ bietet am Wochenende Hausmannskost an. Dessen Einnahmen fließen ebenfalls in den Unterhalt der Anlage, zu der ein Reitplatz und eine Reithalle gehören.

Ute Braschel ist dort, wann immer sie kann. Unter anderem leitet die 58-Jährige die Kindergruppen. Mit etwa vier Jahren können die Kleinen in der „Ponyzeit“ lernen, wie man mit Pferden umgeht. Streicheln und Striegeln macht ihnen sichtlich Spaß, die Älteren kratzen Hufe aus und legen Zaumzeug an, bevor sie auf den Ponys  Reitunterricht erhalten.

Gerade am Wochenende herrscht reger Betrieb auf Atlantis. Erwachsene in Reitstiefeln und behelmte Kindern kraulen im Vorübergehen die Hofkatzen, die sich in der Sonne räkeln, Tierfreunde gehen mit alten Pferden spazieren, Menschen mit Schubkarren kreuzen den Weg. Unterlegt ist alles vom Soundtrack für Pferdefreunde: Hufgeklapper und Wiehern.

Ab und zu durchdringt ein markerschütterndes Geräusch das Idyll. „Das ist unser Knut“, erklärt Ute Braschel lachend. Der weiße Esel steht zusammen mit einer schwarzen Pferdestute auf einer Weide und beschwert sich stets, wenn seine Freundin zum Reiten abgeholt wird. „Das ist echte Liebe zwischen den beiden.“

Für Zweibeiner, die Tiere lieben, sich aber kein eigenes leisten können, bietet das tierische Pflegeheim eine Möglichkeit, sich selbst und einem Vierbeiner Gutes zu tun.

Mehr über die umfassende Tierschutzarbeit, Abgabetiere und Patenschaften der Stiftung, die außerdem noch einen Kleintiergnadenhof in Idesheim betreibt, sind auf der Homepage beschrieben:

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