Ein Tropf für die Künste

TRIER. (DiL) Vor zwei Jahren wurde die Trierer Kulturstiftung aus der Taufe gehoben. Nach langwieriger Gründungsphase nimmt sie nun ihre praktischen Aktivitäten auf. Ihr erklärtes Ziel: Die finanzielle und organisatorische Basis für das Trierer Kulturangebot zu verbessern.

"Eine Ochsentour", so bezeichnet der Vorsitzende Hans-Hermann Kocks die Säuglingsphase der Stiftung. Das gespendete Startkapital von 50 000 Euro war zwar beim Gründungsbeschluss im Trierer Stadtrat vorhanden, aber die Prüfung durch Aufsichts- und Finanzbehörden sowie die Rekrutierung von ehrenamtlichen und professionellen Helfern nahm einiges an Zeit in Anspruch. Doch jetzt liegt das Konzept auf dem Tisch. Die Stiftung soll ihre finanzielle Basis rasch so verbessern, dass sie tatsächlich kulturelle Vorhaben in Trier fördern kann. "Wir haben ehrgeizige Ziele in Bezug auf das, was wir erwirtschaften wollen", sagt Kocks, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, die der Stiftung verwaltungsmäßig auf die Beine hilft. Aber der Kapitalberg, den die hoffnungsvolle Neugründung erklimmen muss, ist ziemlich hoch. "Wir dürfen Fördergelder ja nur aus den Erträgen abzweigen, nicht aus dem Grundstock", betont Kocks' Stellvertreter, der Trierer Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. In Zahlen ausgedrückt: Wenn das Gründungskapital stolze fünf Prozent Zinsen abwirft, stünden derzeit jährlich magere 2500 Euro Fördersumme zur Verfügung. Das Stiftungsvermögen muss über kurz oder lang schon die Millionengrenze sprengen, wenn eine wirklich nennenswerte Förderung der heimischen Kulturszene möglich werden soll. Weil es aber Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern kann, bis großzügige Zustiftungen solche Größenordnungen möglich machen, will sich der Stiftungsvorstand auch um andere Geldquellen bemühen. Benefizkonzerte (am 26. Oktober kommt das Musikkorps der Bundeswehr) und Aktionen sollen die Kassen füllen helfen. Die Hälfte der eingehenden Gelder soll laut Kocks dem Stiftungsvermögen zugute kommen, die andere Hälfte direkt als Zuwendung an Kultur-Projekte gehen. Förderleitlinien sind beschlossen, ab Januar 2007 kann man Anträge stellen. Gefördert werden Vorhaben, die das kulturhistorische Erbe der Stadt erhalten, bedeutsame Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie der Erhalt oder Erwerb wertvoller Bau- und Kulturdenkmäler, Kunstgegenstände und Sammlungen. Aber nicht nur mit Geld will man helfen. Die Stiftung setzt auf das Engagement von "Kultur-Engeln" in Gestalt marketing- und finanzierungserfahrener Profi-Helfer, die sich ehrenamtlich um Kulturprojekte kümmern und dabei jene Seiten abdecken, die die Künstler oft weniger gut "draufhaben". Die Stiftung hat vor allem jene Trierer im Visier "die ihre Kultur lieben, aber bis jetzt keinen Weg kannten, sie zu unterstützen" (Holkenbrink). Sie können beispielsweise für 50 oder 100 Euro die jährlich erscheinende "Kultur-Aktie" kaufen, deren erste Exemplare gestern vorgestellt wurden. Der renommierte Künstler Werner Persy hat sie in zwei Varianten gestaltet - in seiner profilierten Holzschnitt-Art. Von Bernhard Maria Müller auf der Treveris-Handpresse kunstvoll gedruckt, sind alle 500 Exemplare handsigniert. Ehrensache für die Künstler, dass sie kein Geld für ihr Engagement nehmen. "Eine ideale Gelegenheit, etwas für die Kulturpflege zu tun", nennt Persy, der 82-jährige Ur-Trierer, den Kauf der Aktie. 70 sind schon verkauft, "via Flüsterpropaganda", wie Stiftungs-Chef Kocks verrät. Ab heute können auch "Normalbürger" in einzelnen Filialen der Sparkasse und der Volksbank zugreifen.

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