Ein Verein gegen ungeliebte Windkraftpläne

Fell · Aus Sorge um Lebensqualität, Immobilienwerte, Natur und Landschaftsbild haben sich Feller Bürger zum Verein Feller Gegenwind formiert. Verhindern wollen sie den ihrer Meinung nach zügellosen Ausbau der Windenergie rund um das Feller Tal.

Fell. Gründungsversammlung des Vereins "Feller Gegenwind" am Sonntagabend im Alten Winzerkeller: Voll besetzt war der Saal nicht, als die Initiatoren der Bürgerinitiative - Helmut Schneiders und Erwin Britz - zum Grußwort ansetzten.
Nur drei Vertreter des Feller Ortsgemeinderats waren anwesend, und auch Ortsbürgermeister Rony Sebastiani fehlte. Bekanntlich steht der Feller Rat mehrheitlich zu seinem Beschluss, mit der Genehmigung von vier 200 Meter hohen Windrädern der Gemeinde eine neue Einnahmequelle zu erschließen.
53 Gründungsmitglieder


Am Ende erklärten 53 der Anwesenden ihren sofortigen Beitritt zum neuen Verein. Außerdem lagen 160 schriftliche Interessenerklärungen vor. Anders als eine offene Bürgerinitiative ist der neue Verein klageberechtigt - er kann gerichtlich gegen die Windkraftpläne vorgehen.
Zuvor hatten der in Fell lebende Informatiker Peter Gemmar und der Bankkaufmann Hermann Gorges ihre Bedenken gegen die Windkraftpläne rund um Fell wiederholt. Bekanntlich gibt es in Fell, Riol, Kasel und Mehring Pläne zum Bau von insgesamt 30 Großanlagen bis 200 Metern Höhe. Dadurch würden sich zusammen mit dem heutigen Ist-Bestand insgesamt 40 Anlagen im Feller Umkreis drehen. "Wir sind keine grundsätzlichen Windkraftgegner, doch zur sinnvollen Anwendung dieser Technik sind bestimmte Standortvoraussetzungen zu beachten, die hier in Fell nicht gegeben sind", sagte Informatiker Gemmar. Dies beginne bei der zu geringen durchschnittlichen Windgeschwindigkeit in der Region. Mit immer höheren und größeren Anlagen versuchten die Betreiber deshalb, dieses Manko auszugleichen. Gemmar: "Diese Anlagen sind keine romantisch ratternden Windmühlen, sondern Landschaftsmonster mit gravierenden Beeinträchtigungen für Mensch und Natur."
Bankkaufmann Gorges erläuterte den möglichen Wertverlust der Feller Wohnimmobilien durch die Nähe von Rotoranlagen. Er belegte dies mit Beispielen aus norddeutschen Windkraftgemeinden. Die späteren Rückbaukosten für die alten Anlagen würden von den kommunalpolitischen Gremien überhaupt nicht einkalkuliert. Der Abriss nur eines einzigen alten Rotormastes werde in 25 Jahren mit 200 000 bis 250 000 Euro zu Buche schlagen. Und Tausende Tonnen Beton und Stahl aus den Fundamenten blieben wohl für immer im Boden - denn "wer wird das Material dort rausholen und entsorgen".
Wie es weitergeht, erklärte abschließend Helmut Schneiders: "Als Verein sind wir nun klageberechtigt. Und davon werden wir bis hin vor die Gerichte Gebrauch machen."Meinung

Ein eher verhaltener Start
Aus der kleinen Bürgerinitiative Feller Gegenwind mit ursprünglich zehn Aktiven ist ein klagefähiger Verein geworden. Der Start mit 53 Gründungsmitgliedern ist allerdings etwas verhalten, da hatten sich die Initiatoren sicher etwas mehr erhofft. Vielleicht ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht ist. In Fell dürfte das "stille" Abwehrpotenzial gegen die Windkraftpläne höher sein, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Aus der Reserve locken wird der neue Verein die schweigenden Gegner aber kaum. Motto: "Da sind nun welche, die kümmern sich. Da kann ich mich ja zurückhalten. " f.knopp@volksfreund.deExtra

Vereinszweck ist nach den Statuten des Feller Gegenwind e.V. der Erhalt und die Wiederherstellung der naturnahen Kulturlandschaft in und um Fell. Ausdrücklich engagiert er sich für den Erhalt der Kulturflächen, den Schutz der Artenvielfalt und des Landschaftscharakters. Der Schwerpunkt ist die Verhinderung nachhaltigen Schadens für Bevölkerung, Tierwelt und natürliche Umwelt durch den Ausbau der Windindustrie in und um Fell. 53 Gründungsmitglieder haben die Statuten beschlossen. Weitere 160 Feller haben ihr Interesse an einem Beitritt erklärt. Der Vorstand: Vorsitzender Helmut Schneiders, Stellvertreter Erwin Britz. Beisitzer: Beate Jakoby, Uwe Spanier, Hermann Gorges, Peter Gemmar, Timo Schmitt. Schatzmeister: Joachim Gorges, Schriftführer: Daniel Krämer und Karin Möschel-Zeltinger. f.k.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort