Ein Wasserlauf kehrt zurück in den Urzustand

Die Verbandsgemeinde (VG)Schweich setzt die Renaturierung von kleinen Wasserläufen fort. Der Föhrenbach wurde bereits vor einigen Jahren in seinen Naturzustand zurückversetzt. Die Planung für den Fellerbach steht (der TV berichtete), und in Leiwen laufen derzeit die Arbeiten am Schantelbach.

Leiwen. Auch der Leiwener Schantelbach wurde in den 60er Jahren zum Opfer der damals ausgebrochenen Ordnungs- und Begradigungswut. Die Bäche sollten sich nicht mehr frei durch die Landschaft schlängeln, sondern sie wurden zwecks Nutzlandgewinnung in schnurgerade Kanäle gezwungen oder verrohrt und komplett unter die Erde verbannt.

Ein Fehler der Vergangenheit mit Folgen: Es entstanden langweilige und beliebig austauschbare Landschaftsbilder, Flora und Fauna litten, und nach starken Regenfällen schwollen die Bäche gefährlich an, weil die Rückhalteflächen fehlten.

Mit viel Aufwand werden die Sünden der Vergangenheit nun vielerorts bereinigt. Zur Renaturierung von Bächläufen hat Rheinland-Pfalz eigens die "Aktion Blau" ins Leben gerufen, in deren Rahmen das Land 90 Prozent der Kosten übernimmt.

Eine Aufwertung für das gesamte Tal



Dies gilt auch für den Leiwener Schantelbach, den die VG Schweich in mehreren Bauabschnitten von der Quelle bis zur Mündung in die Mosel in den alten Zustand versetzen will. Zurzeit laufen im Schantelbachtal oberhalb der Ortslage Leiwen die Arbeiten am ersten, etwa 1,1 Kilometer langen Bauabschnitt. Die Kosten sind mit rund 315 000 Euro veranschlagt. Freizeit- und Sportanlagen - darunter die Leiwener Grillhütte und Tennisplätze - prägen schon heute dort das Bild. Bürgermeister Berthold Biwer von der VG Schweich und Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller bezeichnen die Arbeiten als Aufwertung des gesamten Tals. Feller: "Mit der dort entstehenden Auenlandschaft erhalten wir ein natürliches Naherholungsgebiet von besonderem Reiz."

Aber nicht nur der Mensch wird sich über den befreiten Bach freuen, sondern auch Fisch, Frosch & Co.: Für die Wassertiere wird der Bach wieder durchgängig passierbar, Wasserfauna und Flora können sich frei entfalten. Am eindrucksvollsten zeigt sich der Unterschied zwischen Alt und Neu unterhalb des Tennisplatzes: Zurzeit fließt der Bach dort noch unsichtbar durch eine großvolumige, 95 Meter lange Betonröhre vorbei. Bagger mussten große Mengen Erdreich abtragen, um die Röhre nach rund 50 Jahren wieder freizulegen. Sobald die Röhren herausgerissen sind, kann der Schantelbach in das bereits fertig angelegte, offene Bett wechseln.

Zum Schutz des Tennisplatzgeländes vor Hochwasser erhielt die zur Sportanlage gelegene Böschung eine massive Stufenmauer aus groben Kalksteinblöcken, die sich harmonisch ins Landschaftsbild einpasst. Harmonisch geht es auch etwas weiter bachaufwärts in Höhe der Grillhütte zu. Dort wurde der Bach bereits fertig renaturiert. Was noch fehlt, ist die Uferbepflanzung, die zum Entstehen der neuen Bachauenlandschaft wesentlich beitragen wird. Extra Die Renaturierung bedeutet auch verbesserten Hochwasserschutz für die Ortslage Fell. Dazu Landschaftsplaner Frank Hömme: "Da die Fließgeschwindigkeit des Schantelbaches nach Starkregen viel zu hoch ist, legen wir Überflutungsflächen und Auenbereiche an." Dadurch verbessere sich auch der Wasserhaushalt des Baches insgesamt. Beim geplanten zweiten Bauabschnitt wird der Unterlauf des Baches in der Ortslage Leiwen renaturiert. Leiwener Bürger, durch deren Grundstücke der derzeit noch begradigte Schantelbach fließt, befürchten dadurch Flächenverluste. Bürgermeister Berthold Biwer erhofft sich daher vom Anblick des fertig re naturierten oberen Bachabschnitts eine "Lernwirkung" bei den betroffenen Anwohnern. Biwer: "Die Leute werden erkennen, dass ihre Grundstücke durch die Maßnahme sogar aufgewertet werden."

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