Ein wenig eng, aber dafür sicher - Erste Flüchtlingsfamilie zieht in Schweicher Wohncontainer ein

Schweich · Was erwartet Asylsuchende im Schweicher Containerdorf? Wie sieht es in den Wohneinheiten aus? Der TV hat eine afghanische Familie auf dem Weg in ihre neue Unterkunft begleitet. Ein besonderer Umzug.

 Die ersten Flüchtlinge sind in das Containerdorf in Schweich eingezogen. Mit dabei ist Dolmetscher Behzad Zafari (Bildmitte mit Schal) vom Sozialamt der Verbandsgemeindeverwaltung Schweich. TV-Foto: Katja Bernardy

Die ersten Flüchtlinge sind in das Containerdorf in Schweich eingezogen. Mit dabei ist Dolmetscher Behzad Zafari (Bildmitte mit Schal) vom Sozialamt der Verbandsgemeindeverwaltung Schweich. TV-Foto: Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Schweich. Die Fahrt in das neue Zuhause beginnt mit einem Umweg. Nach 45 Tagen in der Aufnahme-Einrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Hermeskeil sollen Alimadad Amiri (35), seine Frau (35) und die vier Kinder, seine Mutter (55) und seine Schwester (15) in eine der mobilen Wohneinheiten nahe dem Schweicher Schulzentrum einziehen. Ihr Hab und Gut haben sie in fünf Koffern verstaut.

Doch zunächst steuert das Großraumtaxi Trier an. Formalitäten müssen in der Kreisverwaltung Trier-Saarburg erledigt werden, bevor die Fahrt nach Schweich weitergehen kann. Dort erwarten Helene Heinen vom Sozialamt der Verbandsgemeindeverwaltung (VG) Schweich, Stephanie Thielges und Franziska Krämer von der Caritas die Neuankömmlinge. Menschen, denen die Familie zukünftig noch öfter begegnen wird. Die beiden Sozialarbeiterinnen lotsen die Flüchtlinge durch die fremde Umgebung, begleiten sie etwa bei der Eröffnung eines Kontos oder zum Arzt. Während im Büro des Sozialamtes die Personalien der Flüchtlinge aufgenommen werden und ein Scheck nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ausgestellt wird, erkunden Mahsa und Abdulfazl mit kindlicher Neugierde den Verwaltungsflur. Eine Bürgerin schaut herein. "Wo kann ich Kinderkleidung abgeben?", will die junge Mutter von VG-Büroleiter Wolfgang Deutsch wissen. Im Trierischen Volksfreund habe sie gelesen, dass heute eine Flüchtlingsfamilie in Schweich ankomme.

Ein paar Minuten später begleitet Helene Heinen Alimadad Amiri zum Bankschalter. Mit dem Geld, dass der Familie die Selbstversorgung ermöglichen soll, geht es dann weiter zum Ziel: dem Containerdorf in den Schlimmfuhren. Die weißen, sich aneinanderreihenden Wohneinheiten wirken noch gottverlassen, fast ein wenig futuristisch. Mit der Großfamilie kehrt erstmals Leben dort ein.

Thielges schließt die Tür zur Unterkunft auf Zeit auf. Laut Schätzung der Behörden wird der 48 Quadratmeter große Container für etwa ein Jahr das neue Zuhause der Familie sein, Luftlinie rund 5000 Kilometer von der Heimat in Afghanistan entfernt. "Erst einmal herzlich willkommen", sagt die Sozialarbeiterin lächelnd. Doch Alimadad Amiri, seiner Frau und der Oma ist offenbar nicht zum Lachen zumute. Vielleicht haben sie sich die neue Unterkunft etwas anders vorgestellt. Auf einem weißen Esstisch mit fünf Stühlen steht ein Wäschekorb samt Tellern, Bechern, Besteck und Töpfen: die Erstausstattung. Neben der Küchenzeile mit zwei Herdplatten dominiert ein großer blauer Mülleimer den Raum. Eine separate Toilette und eine Duschkabine sowie zwei Schlafzimmer mit insgesamt drei Etagen- und zwei Kinderbetten stehen außerdem bereit.

An der Wand im Flur hängt die Hausordnung: Dass das Halten von Tieren verboten ist, nicht geraucht werden darf, Nachtruhe von 22 Uhr bis 6 Uhr herrscht und kein verunreinigtes Geschirrr in der Küche stehen darf, ist darauf zu lesen. Auch ein paar Notrufnummern sind dort aufgeschrieben. "Sehr eng", übersetzt Dolmetscher Behzad Zafari den ersten Eindruck der Amiris. In der Erstaufnahmeeinrichtung sei mehr Platz für die Kinder gewesen, sagen sie. "Aber hier ist es sicher", sagt Zafari. Mahsa hat sich bereits an der Hand von Wolfgang Deutsch wieder auf Erkundungstour durch das winterliche Containerdorf gemacht - ohne Angst haben zu müssen vor Gewalt und Tod.

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