Ein wertvolles Handwerk bewahren

Aus dem 16. Jahrhundert stammt das Klöppeln, eine Handarbeitstechnik, bei der feinste Fäden zu filigranen Spitzen verknüpft werden. Der Bewahrung dieses Kulturguts hat sich Hildegard Hoett aus Zemmer verschrieben. Seit mehr als 20 Jahren klöppelt sie edle Spitzen oder Schmuck und gibt ihr Wissen in Kursen weiter.

 Mit flinken Fingern klöppelt Hildegard Hoett einen Seidenschal. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit flinken Fingern klöppelt Hildegard Hoett einen Seidenschal. TV-Foto: Anke Emmerling

Erbeskopf/Zemmer. (ae) "Das ist wie Meditation, und meine Finger wollen einfach nicht davon lassen", sagt Hildegard Hoett über ihre Leidenschaft, das Klöppeln. So gut wie jede freie Minute zwischen Beruf, Haushalt und Familie verbringt sie am Klöppelkissen. Zurzeit hat sie einen Schal aus Seidengarn in Arbeit.

Auf der 60 mal 60 Zentimeter messenden gepolsterten Kissenfläche ist dazu eine Arbeits-Vorlage aus Papier befestigt, der sogenannte Klöppelbrief. Er verzeichnet Linien, an deren Kreuzungspunkten Nadeln gesteckt werden. Um diese herum kreuzt und dreht Hildegard Hoett nun feine Garnfäden, die auf rund 80 paarweise angeordnete Holzstäbchen, die Klöppel, aufgespult sind. "Die Fäden werden auf diese Weise miteinander verflochten, ähnlich wie beim Weben", erklärt die Klöpplerin. Atemberaubend schnell und begleitet von sanftem Klappern wechseln die Klöppel von links nach rechts und umgekehrt. Was dabei entsteht, hat mit Gitternetzstruktur und Noppen eine sehr moderne Optik.

Die Technik selbst ist schon mehr als 400 Jahre alt. "1557 ist in Venedig das erste reine Musterbuch für Klöppelspitzen erschienen", weiß Hildegard Hoett. Von dort habe sich die Technik vermutlich auf Handelswegen in Europa verbreitet und neue Zentren in Spanien, Frankreich, Flandern und dem Erzgebirge gefunden. Sie sei jedoch durch Industrialisierung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend verdrängt worden.

Hildegard Hoett hat die Handklöppelei 1983 bei einem Kunsthandwerkermarkt in Regensburg entdeckt. "So ein wertvolles altes Handwerk darf nicht in Vergessenheit geraten", ist seither ihr Credo. Daran arbeitet sie, indem sie klassische edle Spitzen aus feinstem Leinengarn fertigt, die traditionelle Technik aber auch auf modernen Zeitgeschmack und andere Materialien überträgt. Figürlich oder grafisch aufgefasste Dekorationen fürs Haus fertigt sie ebenso wie filigranen Schmuck aus vergoldetem Draht und Edelsteinen.

Auf Kunsthandwerkermärkten oder in Ausstellungen zeigt sie ihre Klöppel-Arbeiten und zudem noch Fensterbilder in der mit Schiffchen ausgeführten Technik Occhi. Seit 21 Jahren lehrt Hildegard Hoett zudem Klöppeln und Occhi in den Volkshochschulen Trier und Schweich, ab dem 20. August auch im Hunsrückhaus am Erbeskopf.In der Reihe "Alte Handwerke" veranstaltet das Hunsrückhaus den Kurs "Klöppeln und Schiffchenspitze für Anfänger und Fortgeschrittene" an drei Abenden freitags von 17 bis 21 Uhr am 20. und 27. August sowie 3. September. Teilnahmebeitrag: 45 Euro, Klöppelausstattung kann erworben werden. Info und Anmeldung (bis 17. August) beim Hunsrückhaus unter Telefon 06504/778 oder per E-Mail an hunsrueckhaus@t-online.de

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