Ein Zuhause für Bettler

TRIER-WEST. "Jeder Mensch braucht ein Zuhause”: Unter diesem Motto feiert das Benedikt-Labre-Haus, eine Einrichtung im Verbundsystem Wohnungslosenhilfe, das zehnjährige Bestehen.

13 Jahre lang zog Benedikt Labre als Bettler und Pilger durch Europa, bevor er im April 1783 starb. Seine Versuche, vor diesem Landstreicherleben "sesshaft” zu werden, waren alle gescheitert. Zu seiner Beerdigung in Rom kamen Tausende. Was die Menschen anzog, weiß heute keiner mehr zu sagen. Menschen, die wie Labre auf der Straße leben, gibt es bekanntlich heute noch. Allein in Rheinland-Pfalz sind nach Angaben des Mainzer Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales rund 1000 Frauen und Männer wohnsitzlos, in der Bundesrepublik etwa eine halbe Million. Ab 1971 wurde in Trier in Zusammenarbeit mit der Landesregierung, der Stadt und den übrigen Kommunen ein Hilfsangebot für Wohnungslose geschaffen. Dazu gehören heute neben dem Benedikt-Labre-Haus die Bahnhofsmission, die Fachberatungsstelle, zwei Resozialisierungs-Wohngruppen, ferner die arbeitstherapeutische Werkstatt St. Martin und das Haus Lukas. Das Benedikt-Labre-Haus erwarb der Caritasverband für die Region Trier e.V. 1991. Der ehemalige Bahnhof Trier-West wurde nach einjährigem Umbau am 1. April 1993 in Betrieb genommen. In dem 900 Quadratmeter großen Gebäude wurde die Teestube und das Übernachtungsheim untergebracht. Dazu kam der damals neu konzipierte Orientierungsbereich. Außerdem befindet sich heute in dem Haus eine Hausmeisterwohnung, eine Wohnung für einen Zivildienstleistenden sowie ein Appartement. Seit zehn Jahren besteht die Einrichtung. An den Startschuss denkt Bürgermeister Georg Bernarding noch heute. "Jedoch”, betonte er, "wird die Zielgruppe größer und jünger.” Kritische Worte schickte er nach Mainz. Caritas und Stadt seien überfordert, das Land sei gefordert, neue Finanzierungs-Grundlagen zu finden.Bis zum Sommer 72 000 Übernachtungen

Dechant Alfred Knauf betonte: "Der Mensch braucht mehr als ein Zuhause und fühlt sich erst zu Hause, wenn er auch angenommen und geachtet wird.” Caritasdirektor Bernd Kettern nannte beeindruckende Zahlen: "Bis zum Sommer dieses Jahres registrierten wir rund 72 000 Übernachtungen in diesem Haus.” In den letzten zehn Jahren habe die Caritas für das Projekt 2,9 Millionen Euro bereitgestellt. Werner Schultze, Heimleiter des Hauses, bedankte sich bei seinem Mitarbeiterteam, der Stadt, den Gästen und Bewohnern, die die Einrichtung angenommen haben. Die Teestube des Hauses ist eine Begegnungs- und Beratungsstelle, deren Besuch an keine Bedingung geknüpft ist. Neben der Betreuung können hier soziale Bindungen aufgebaut und Einzelgespräche geführt werden. Im Übernachtungsheim stehen 25 Plätze zur Verfügung. Der Orientierungsbereich versteht sich als Resozialisierungs-Einrichtung. Er bietet acht allein stehenden, wohnungslosen Männern eine vorübergehende Wohnmöglichkeit.

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