Einblicke in das Leben eines Erfinders und Retters

Verwandlung im historischen Lesesaal des Trierer Priesterseminars: Der Trierer Schauspieler Peter Singer ist zum Auftakt der Trierer Ausstellung "Armut - Perspektiven in Kunst und Gesellschaft" in die Rolle des Trierer Sozialkritikers Ludwig Gall (1791 - 1863) gesprungen.

 Angespannt und energisch: Peter Singer spielt Ludwig Gall. TV-Foto: Stefan Himmer

Angespannt und energisch: Peter Singer spielt Ludwig Gall. TV-Foto: Stefan Himmer

Trier. Sozialkritiker, Waschmaschinenerfinder und Retter des Moselweinbaus: Der Trierer Ludwig Gall (1791 bis 1863) fühlte sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen wohl - streitbar und umstritten. Zu Ehren des Sozialkritikers sahen die Zuschauer im Lesesaal des Trie rer Priesterseminars eine szenische Lesung.

Peter Singer, Schauspieler am Theater Trier, zupfte sich die Krawatte zurecht, nahm noch einen Schluck Wasser aus dem goldverzierten Glaskrug und verwandelte sich in Ludwig Gall. Die Veranstaltung ist der Auftakt der Trierer Ausstellung "Armut - Perspektiven in Kunst und Gesellschaft". In Koproduktion von Karl-Marx-Haus Trier und der Friedrich-Ebert-Stiftung werden von April bis Juli verschiedene Angebote veranstaltet.

"Das Gute muss so lange gesagt werden, bis es geschieht", war ein Motto Galls und auch der Titel dieser Lesung, den auch Singer wiederholt in seine Lesung einbaute. Inbrünstig sinnierte Gall alias Peter Singer über seine USA-Auswanderung, die er aufgrund der damaligen Not in Deutschland machte. Nach dieser Reise schrieb Gall ein zweibändiges kritisches Werk über seine Erlebnisse.

Seine Erfindungen sollten Menschen in Not helfen. Beispielsweise 1842, als er die Dampfwäscherei erfand, oder 1854 aber das Weinverbesserungsverfahren entwickelte. Mit dieser sogenannten Gallisierung wollte er das "Elend der Winzer bekämpfen". Durch Nasszuckerung wurde dem Wein nach schlechten Ernten Zucker zugesetzt und so das Defizit der schlechten Ernten ausgeglichen. So entfachte Gall einen Streit, denn einerseits konnte eine Ernte gerettet werden, andererseits galt dieses Verfahren als Fälschen des Weins. Der Ruf des Moselweins wurde dadurch nachhaltig beschädigt: Zwar konnten Existenzen gerettet werden, jedoch galt der Moselwein lange als minderwertiges Produkt. Seit 1984 ist das Verfahren allerdings in der Europäischen Union verboten.

Peter Singer verband in der Lesung schauspielerisches Können mit Galls Anliegen, Menschen in Not zu helfen, und entführte die Zuschauer in das Wohnzimmer des Kritikers. Dort lauschten sie gebannt Galls Anliegen und konnten den Willen, den Menschen in Not zu helfen, an den Augen und Gesten Peter Singers ablesen. sthi

Weitere Veranstaltungstermine gibt es im Internet unter der Adresse www.fes.de/Karl-Marx-Haus

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