Einblicke in ein anderes Leben

Trier · Deutschlandweit hat am Samstag der erste Tag der offenen Klöster stattgefunden. Auch sechs Trierer Klöster beteiligten sich und begrüßten Besucher. Wie sieht der Alltag in einem Kloster aus und welche Arbeiten fallen an? Der TV hat das Kloster Bethanien in Kürenz besucht und sich bei den Benediktinerinnen umgehört.

 Schwester Mirijam (rechts), die Priorin des Klosters Bethanien in Kürenz, zeigt interessierten Besuchern bei einem Spaziergang das Gelände des Klosters. TV-Foto: Louisa Klein

Schwester Mirijam (rechts), die Priorin des Klosters Bethanien in Kürenz, zeigt interessierten Besuchern bei einem Spaziergang das Gelände des Klosters. TV-Foto: Louisa Klein

Trier. Für die Schwestern im Kloster Bethanien in der Domänenstraße beginnt der Tag morgens um Schlag halb sechs. Die erste Gebetszeit, die sogenannte Laudis, findet um sechs Uhr statt. Dann treffen sich die acht Schwestern der Benediktinerinnen in der Kapelle zum Gebet.
Im Anschluss daran findet die heilige Messe statt. Insgesamt fünf dieser Gebetszeiten gibt es über den Tag verteilt - dazwischen gehen die Schwestern normalen Aufgaben des Tagesgeschäfts nach.
"Das Leben im Kloster zeichnet sich durch die Gemeinschaft aus", erzählt Schwester Arnolda, die seit 50 Jahren im Kloster Bethanien lebt. "Jeder hat hier seine Aufgabe." Die von Schwester Arnolda ist das Kochen, jeden Tag steht sie in der Küche und bereitet das Essen für die Schwestern zu. Auch bürokratische Aufgaben fallen im Kloster an, die erledigt Priorin Mirijam, die Vorsteherin der Kürenzer Benediktinerinnen. Sie beantwortet Briefe und Anfragen oder pflegt die Homepage des Klosters.
Die Hauptaufgabe der Benediktinerinnen in Kürenz ist jedoch eine besondere: die Hostienbäckerei. Kloster Bethanien ist eines der letzten Klöster in der Diözese, die dieser Aufgabe noch nachgehen. Beliefert wird fast die ganze Diözese und sogar Kunden in Luxemburg.
Die Hostien werden an einem Tag gebacken und an einem weiteren gestanzt, sortiert und verpackt. Die Hostienbäckerei ist auch die Haupteinnahmequelle des Klosters, das sich finanziell selbst unterhält.
Zurzeit leben noch acht Benediktinerinnen im Kloster. Zu Spitzenzeiten in den 1930er Jahren waren es 65. Die älteste Schwester ist 88 Jahre alt, die beiden jüngsten sind 48 Jahre alt. Gegründet wurde das Kloster 1854, damals stand es im Gartenfeld. Als 1922 aber die Bahn durch das Grundstück gebaut wurde, zog es nach Kürenz um.
Zum Tag der offenen Klöster kamen viele Besucher, um sich vom Leben im Kloster ein Bild zu machen. Sie konnten beispielsweise an der Vesper teilnehmen. Dabei steht die Tür des Klosters Bethanien den Besuchern eigentlich immer offen. "Oft kommen Menschen spontan bei uns vorbei, die Kummer haben und einfach mit jemandem reden wollen", sagt Schwester Mirijam.
Außerdem bietet das Kloster eine geistige Begleitung über einen längeren Zeitraum an, in der Menschen mit den Schwestern über ihren Glauben reden können. Schwester Mirijam freut sich, dass so viele Interessierte zum Tag der offenen Klöster gekommen sind: "Wir wollen den Besuchern ein Gefühl der Verbundenheit vermitteln. Sie sollen wissen, dass immer eine Schwester da ist, die ein offenes Ohr für jemanden hat."Extra

Erstmals hat der Tag der offenen Klöster deutschlandweit und in den Niederlanden stattgefunden. In Trier machten sechs Klöster mit. Ziel ist, Menschen einen Einblick ins Klosterleben zu ermöglichen und Fragen rund um die Klöster und das Ordensleben zu beantworten. Infos zum Tag der offenen Klöster: http://tag-der-offenen-kloester.de Infos zu den Trierer Benediktinerinnen: www.benediktinerinnen-trier.de lok

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