jugendzentrum Jeder ist willkommen – außer Einbrechern

Trier-Kürenz · Nach dem Diebeszug im Trierer Jugendzentrum „Auf der Höhe“ steht das Tonstudio leer. Doch Aufgeben ist kein Thema.

 Tom Cartus und Ines Jacoby vom Jugendzentrum „Auf der Höhe“ (großes Foto). Cartus zeigt das ausgeräumte Tonstudio: Diebe ließen Kopfhörer, Mikros und einen Aufnahmerechner sowie einen Drumcomputer, eine Mischkonsole und zwei Boxen mitgehen.

Tom Cartus und Ines Jacoby vom Jugendzentrum „Auf der Höhe“ (großes Foto). Cartus zeigt das ausgeräumte Tonstudio: Diebe ließen Kopfhörer, Mikros und einen Aufnahmerechner sowie einen Drumcomputer, eine Mischkonsole und zwei Boxen mitgehen.

Foto: TV/Pauline Leis

Drei 15-Jährige stehen vor der Tür des Jugendzentrums „Auf der Höhe“ in der Straße Am Weidengraben. Sie sind ein wenig aufgeregt, denn sie kommen mit ihrem ersten selbst geschriebenen Lied, einem Rap-Song. Den möchten die drei Jungs im Tonstudio aufnehmen. Doch die Türen sind verschlossen und die Arbeiten eingestellt.

In der Nacht zum Donnerstag, 1. März, ist zwischen 20.30 Uhr und 6 Uhr im Tonstudio eingebrochen worden (der TV berichtete). Als Tom Cartus, Leiter des Jugendzentrums, am Freitagmorgen zum Jugendzentrum kommt, ist ein Teil des Holzrahmens an der Tür abgebrochen. Eine weitere Tür zum Tonstudio steht einen Spalt weit offen und hat ebenfalls Einbruchsspuren. Geklaut wurden: Kopfhörer, Mikrofone, ein Aufnahmerechner mit Festplatte, ein Drumcomputer, eine Mischkonsole und zwei Boxen.

„Mit diesem Equipment kann man sich ein eigenes Heimstudio aufbauen“, sagt Tom Cartus. Somit auch verschwunden: zahlreiche Projekte von Jugendlichen, Kindern und bekannteren Künstlern. „Es ist ein herber Verlust, materiell wie auch emotional“, sagt Cartus. Die Geräte seien teilweise von jungen Menschen gewesen, die diese im Jugendzentrum zur Verfügung stellten.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen professionellen Einbruch handelte. Die Kripo nahm bereits DNA-Abstriche, um die möglichen Täter zu identifizieren. Bisher ist jedoch noch nichts bekannt.Tom Cartus vermutet, dass die Einbrecher sich im Tonstudio auskannten und vorher schon einmal dort waren. Um möglicherweise Hinweise über die Täter zu bekommen, beobachtet das Jugendzentrum nun, ob mit Hilfe der gestohlenen Projekte neue Musik produziert wird oder die Geräte zum Verkauf angeboten werden.

Der Schock sitzt tief, doch die Anteilnahme ist groß. Viele bieten ihre Hilfe an. Das Jugendzentrum hat Aufrufe in den sozialen Netzwerken gestartet, um Hinweise und Unterstützung gebeten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter fragten in der Nachbarschaft nach möglichen Zeugen. „Wir erfahren eine große Welle der Unterstützung“, sagt Tom Cartus. Das gibt ihm und seinen Mitstreitern Kraft, das Tonstudio wieder aufzubauen. Es sollen neue Projekte dort entstehen, und Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, sich zu verwirklichen. Denn die Nachfrage ist hoch und das Tonstudio ein wichtiger Teil des Jugendzentrums.

Die Geschichte des Tonstudios beginnt 2009. Sozialhelfer entwickelten mit Kindern einen „Kinder-haben-Rechte-Rap“, den sie am Weltkindertag vortrugen. Der große Erfolg brachte dem Jugendzentrum eine 2000-Euro-Spende von einem Konzertveranstalter ein. Was mit dem Geld machen? Der Wunsch der Jugendlichen: ein Tonstudio. Die jungen Menschen brachten eigene Geräte mit und entwickelten Projekte. Das Tonstudio ist ein Ort, in den viel Arbeit investiert und in dem viel Arbeit produziert wurde. Häufig kommen auch Kindergärten oder Schulklassen ins Jugendzentrum, um ein Lied oder eine Schulhymne aufzunehmen. Bekannte Künstler wie Youtube-Star Mortel aus Konz/Trier, Nemo, Azad, Musiker aus New York, Russland und Budapest standen schon in diesem Tonstudio und haben Songs aufgenommen.

„Dort wird Musik auf hohem Niveau produziert“, sagt Cartus begeistert. Jugendliche können kostenlos Musik aufnehmen, ihr Hobby mit Professionalität verbinden und ihrem Traum ein Stückchen näher kommen. Hip Hop und Reggae werden überwiegend im Jugendzentrum gespielt. Eine Kleinkunstbühne ermöglicht den jungen Musikern, bei regelmäßigen Musikveranstaltungen ihr Talent vor größerem Publikum zu beweisen.

Tom Cartus: „Insgesamt ist es ein wunderschönes Miteinander hier. Es ist ein Ort, an dem alle willkommen sind.“ Ehemalige und aktuelle Besucher des Jugendzentrums teilen ihre Erfahrungen auf Facebook. Patrik Grand schreibt: „Top Leute, top Bühne, top Studio. Freu mich schon auf die nächste Open Mic Session.“ Auch Julia Strassheim ist begeistert: „Ihr seid meine Familie. Meine Kindheit und immer die besten Leute da.“ Facebook-Nutzer De Pugh Daniel: „Beste Erinnerungen und Heimat. Ein Ort an dem alle zusammen kommen. One Love.“

 Tom Cartus im Tonstudio des Jugendzentrums. Hier wurde in der Nacht zum 1. März eingebrochen.

Tom Cartus im Tonstudio des Jugendzentrums. Hier wurde in der Nacht zum 1. März eingebrochen.

Foto: TV/Pauline Leis
 Der Jugendtreff mit Kleinkunstbühne und Sofa.

Der Jugendtreff mit Kleinkunstbühne und Sofa.

Foto: TV/Pauline Leis

Wann die drei Jungs ihren Song im Tonstudio aufnehmen können, ist noch nicht klar. Mit Spenden und Unterstützung wird versucht, das Tonstudio wieder aufzubauen. Aber Tom Cartus und Ines Jacoby sind zuversichtlich. Mit Hilfe von Freunden, Nachbarn und der Polizei hoffen sie, möglicherweise die Festplatten des Rechners zu finden und die Projekte zu retten.

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